Bruck:In der Warteschleife

Vor drei Jahren haben Brucker Landwirte ihren Bauantrag für ein Windrad eingereicht. Eine Entscheidung steht immer noch aus - inzwischen ist sogar das Landesamt für Umwelt eingeschaltet.

Von Barbara Mooser, Bruck

Es ist ein Jubiläum, über das sich kein Mensch gefreut hat: Im Dezember war es drei Jahre her, seit im Ebersberger Landratsamt der Antrag zum Bau eines Windrads in Hamberg bei Bruck eingegangen ist. Seitdem sind unzählige Gespräche geführt, etliche Gutachten und Gegengutachten erstellt worden - doch eine Entscheidung ist immer noch nicht da.

Das Landratsamt hat die Obere Naturschutzbehörde in der Regierung von Oberbayern einbezogen, das wiederum hat jetzt Unterstützung beim Landesamt für Umwelt gesucht (LfU). Eine Prognose, wann sich der Daumen für das Projekt hebt oder senkt, gibt es derzeit nicht. "Ich bin sehr enttäuscht von der ganzen Kommunal- und Kreispolitik", sagt Hans Zäuner, einer der fünf Landwirte, die das Projekt realisieren wollen. Zwar werde immer von der Energiewende geredet, doch für konkrete Projekte gebe es dann keine Unterstützung.

Tatsächlich war ursprünglich erwartet worden, dass es mit der Entscheidung ganz schnell gehen könnte, zunächst lief auch alles ganz glatt: Der Gemeinderat hatte mehrheitlich keine Einwände, auch die Tatsache, dass die nächsten Häuser nur etwa 400 Meter von der Anlage entfernt lägen, war zum damaligen Zeitpunkt kein Hindernis, das ein Aus des Projekts bedeutet hätte.

Dann allerdings meldete ein Jagdpächter, dass es in dem Areal seltene Baumfalken gäbe. Und damit begann die Reihe der Gutachten zur Fauna in der Region: Bei der Erstellung eines Gutachtens, das tatsächlich Baumfalken im Umkreis des geplanten Windkraftstandorts nachwies, wurden überraschend auch Rotmilane entdeckt - allerdings war das erste Gutachten nicht aussagekräftig genug, um Aussagen auch für diese Vogelart zu treffen. Es wurde also ein Ergänzungsgutachten in Auftrag gegeben, das erneut ein erhöhtes Tötungsrisiko für den Rotmilan feststellte.

Doch eine Entscheidung war auch dann noch nicht möglich: Nun ließen die Planer der Anlage ihrerseits ein Gutachten erstellen, in dem die Auswirkungen auf die Vogelwelt wesentlich geringer erschien als in den ersten Gutachten. Das Landratsamt hat bereits vor Monaten alle Stellungnahmen an die Obere Naturschutzbehörde in der Regierung von Oberbayern weitergeleitet, doch auch hier tut man sich mit einer Entscheidung schwer.

"Die Rahmenbedingungen haben gerade in diesem Fall immer wieder zu Verzögerungen geführt. Im Zuge der Bearbeitung hat sich gezeigt, dass die vom Antragsteller vorgelegten Unterlagen zum Artenschutz in einigen Punkten ergänzt werden müssen, auch in Reaktion auf neue Erkenntnisse zum Vorkommen windkraftempfindlicher Vogelarten, die sich während des laufenden Verfahrens ergeben haben. Hinzu kamen Gegengutachten und Einwendungen von Gegnern der geplanten Anlage, die Ausfluss der sehr kontroversen Diskussionen vor Ort über dieses Projekt sind und die ebenfalls von der Höheren Naturschutzbehörde zu prüfen waren", erläutert eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern. Man habe sich Mitte Dezember entschieden, "aufgrund dieser komplexen Fragestellungen" das Landesamt für Umwelt in die Beurteilung mit einbeziehen. Sobald man eine Stellungnahme des LfU erhalte, werde man diese in die eigene Antwort an das Ebersberger Landratsamt einbeziehen.

Hans Zäuner und seine Mitstreiter warten also weiter. Sein Frust ist allerdings inzwischen so groß, dass er einen Ausstieg aus der vom Landkreis initiierten Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises erwägt, wo er Vorstandsmitglied ist.

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