Bruck:High-Tech vor der Haustür

In Bruck weiß man nun, wer sich im Taglachinger Gewerbegebiet ansiedeln möchte: die Spanntechnikfirma "Zero Clamp".

Von Thorsten Rienth

Wie heißt das große Unternehmen, das hierher umziehen möchte? In der Debatte um das Brucker Gewerbegebiet war die Antwort auf diese Frage lange unter Verschluss. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet: Es ist der Ickinger Spanntechnikhersteller "Zero Clamp". Der Geschäftsführer Klaus Hofmann aus Bruck will das Unternehmen an seinen Wohnort holen. Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) ist begeistert. Die Gegner um Manfred Gaibinger sagen: "Der Umzug ändert nichts daran, dass das Gewerbegebiet am falschesten Ort in der ganzen Gemeinde entstehen soll."

Bruck: Auf der Wiese hinter dem Stadl soll sich das Unternehmen mit seinen 35 Mitarbeitern nach Willen der Gemeinde ansiedeln.

Auf der Wiese hinter dem Stadl soll sich das Unternehmen mit seinen 35 Mitarbeitern nach Willen der Gemeinde ansiedeln.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Wer auf die Internetseite der Zero Clamp Gmbh klickt, liest von "Premiumprodukten", "wegweisenden neuen Konzepten" oder "variablen Systemen". Der Messekalender ist eine Liste internationaler Metropolen. Istanbul, Chicago, Peking, Seoul. Spannvorrichtungen werden gebraucht, wo Gegenstände in eine Maschine gespannt und bearbeitet werden - also inzwischen fast überall auf der Welt. Hofmann und Kollegen entwickeln und produzieren sie. "Das ist ein High-Tech-Unternehmen, um das selbst größere Städte buhlen würden", sagt Bürgermeister Schwäbl. Bruck ist aber keine große Stadt, sondern eine kleine Gemeinde von etwa 1 500 Einwohnern. Für den Dienstagabend hatte Schwäbl Gemeinderäte, Hofmann und Kritiker des Gewerbegebiets eingeladen, "damit sie sehen, um was es geht."

Hofmann geht es darum, Firma und Zuhause näher zusammenzubringen. "Ich bin in Grafing-Bahnhof aufgewachsen, meine Frau ist in Bruck geboren, hier wohne ich seit 25 Jahren", erzählte der Vater dreier erwachsener Kinder im Gespräch mit der SZ. Etwa 35 Mitarbeiter beschäftigt die Firma seinen Angaben zufolge. Für Schwäbl mit das Wichtigste: "Die produzieren absolut leise."

Würde das Unternehmen seine Spannvorrichtungen "made in Germany" von Bruck aus in die Welt exportieren, könnte Hofmann nicht nur zum Mittagessen kurz mal nach Hause. Seine Gemeinde würde mit der Ansiedlung des Unternehmens - es würde nach derzeitigem Kenntnisstand etwa ein Drittel des Areals belegen - auch einiges an Gewerbesteuer kassieren. Wie so oft beim Bau von Gewerbegebieten ist dieser Zusammenhang auch in Bruck der Hauptgrund für die Planungen.

Die Kritiker der Pläne auf der anderen Straßenseite des Betonwerks zwischen Taglaching und Grafing Bahnhof wollen davon nichts wissen. "Es spricht nichts dagegen, dass Herr Hofmann mit seinem Unternehmen nach Bruck kommt", stellt Gaibinger klar. "Es spricht aber viel dagegen, es genau dort zu bauen: Am höchsten Punkt vom Urteltal soll es hinbetoniert werden, so, dass man es schon von weit her sieht." Aus Gaibingers Sicht braucht es eine ernsthafte Prüfung von Alternativ-Standorten. Eine solche habe aber nie stattgefunden. "Die Gemeinde hatte das Grundstück in Taglaching ja zu diesem Zeitpunkt schon längst gekauft. Wenn ich dann noch nach Alternativen suche, fehlt doch die nötige Ernsthaftigkeit, weil ich ja weiß, dass ich das Grundstück dann völlig umsonst gekauft hätte." Es hätte genau andersrum laufen müssen.

Bürgermeister Schwäbl will diese Aussage so nicht stehen lassen. Sehr wohl habe der Gemeinderat ernsthaft geprüft. "Aber das halbe Gemeindegebiet ist nun einmal Landschaftsschutzgebiet - das schränkt die Möglichkeiten halt leider sehr ein." Auch der immer wieder geforderte Anschluss an die Erweiterung des Grafinger Gewerbegebiets sei keine Option. "Dieses Vorhaben liegt auf einer ganz anderen Zeitachse - wir sind bei unserem Gewerbegebiet schon in der Genehmigungsphase, in Grafing wird noch über den Verkaufspreis verhandelt." Politisch sei die Entscheidung für den Standort in Taglaching ohnehin weit weniger umstritten, als dies außerhalb des Gemeinderats wahrgenommen werde. "Der Beschluss für das Areal war dort einstimmig."

Sollte sich irgendwo anders auf Brucker Gemeindegebiet eine Alternative bieten, ist Unternehmer Hofmann durchaus aufgeschlossen. An den Standort in Taglaching sei er nicht gebunden. Was aber auch klar ist: "Sollte es in Bruck nicht klappen, finde ich sicher irgendwo anders in der Nähe etwas."

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