Neujahrsempfang in Bruck:Alles gesagt

Beim Neujahrsempfang in Bruck spricht sich Bürgermeister Josef Schwäbl seinen Kummer von der Seele.

Von Carolin Fries, Bruck

Eigentlich sollte es ein ganz gemütlicher Vormittag werden. Und das war er dann auch. Doch begrüßt hat Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) die etwa 70 geladenen Gäste beim Neujahrsempfang am Sonntag in Bruck mit "ein paar Wahrheiten". Drei Stichworte hatte er dafür gewählt: Opposition, Inszenierung und Gedankengut - nicht gerade Pseudonyme für Gemütlichkeit.

Er wolle dem "Erwartungsdruck" gerecht werden, wie er sagte. Denn natürlich waren die Vertreter der örtlichen Vereine und die Familien mit Neugeborenen gekommen, um gemütlich zusammenzusitzen - doch auch, um zu hören, was der Bürgermeister genau eine Woche vor dem Bürgerentscheid zum geplanten Gewerbegebiet in Taglaching zu sagen hat. Für Schwäbl im Übrigen "kein Ereignis", vielmehr "eine besondere Situation". Und so sagte er "ein paar Kernsachen. Zum Gedanken machen". Er verschwieg dabei nicht, dass er einiges hat aushalten müssen an persönlichen Angriffen. "Das hier zu erzählen, würde zu lange dauern." Sein Name sei fast täglich in der lokalen Presse erschienen, in Artikeln, Leserbriefen oder aber im Internet auf Facebook-Seiten. "Angegriffen worden bin immer ich. Denn hier darf jeder seinen Meinungsmüll abladen, ohne dass er etwas weiß." Nur er dürfe das nicht, der Bürgermeister sei zu Neutralität verpflichtet. Er habe darum in dieser Schlammschlacht "kein einziges Gramm" zurückgeworfen. Doch er wirkte gekränkt , als er sagte: "Es geht schon lange nicht mehr um das Gewerbegebiet. Es wird gelogen und unterstellt." Zwar seien es nur "einige wenige Leute" - doch denen gelinge es, andere mitzureißen.

Schwäbl nannte keine Namen, obwohl er sie selbstverständlich alle kenne. Er berichtete von Besuchen und Anrufen in der Gemeindekanzlei, "nach denen ich mich fragte, was der Unterschied zwischen Drohung und Erpressung ist". Er erzählte von Gemeindebürgern, die nachts die landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf den Straßen in Taglaching zählten und von roten Zetteln über und über mit Bestimmungen und Paragrafen bedruckt, die an den neu gewählten Gemeinderat verteilt wurden. Er müsse sich rechtfertigen, warum die Gemeinde die örtlichen Vereine finanziell unterstütze und auch eine Kostenbeteiligung bei der Renovierung des Alxinger Kirchturm nicht ausschließt. "Weil es selbstverständlich ist", sagte Schwäbl. Die anwesenden Vertreter der örtlichen Vereine hießen das - selbstverständlich - gut. Und dort, bei den Vereinen oder bei der Feuerwehr, da ließen sich die Wortführer, die gegen das Gewerbegebiet Stimmung machten, auch nicht blicken. "Oder waren die Leute bei den Festen? Haben sie sich vorher für die Gemeindepolitik interessiert?", fragte er. Nein, da wären sie nicht gewesen, sie seien irgendwann nach Bruck gezogen, "weil' s da so schee is, dass alle her mögen. Und wia's dann da san, is nimmer schee."

Neujahrsempfang in Bruck: "Es wird gelogen und unterstellt." Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl beim Neujahrsempfang im Alxinger Mehrzweckraum.

"Es wird gelogen und unterstellt." Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl beim Neujahrsempfang im Alxinger Mehrzweckraum.

(Foto: Christian Endt)

Schwäbl sprach sich seinen Kummer über die Kampagnen, das Gerede auf der Straße, die "Horrrorszenarien an den Haustüren" regelrecht von der Seele. Er habe sich zwar was aufgeschrieben, dann aber lieber frei gesprochen, sagte er später. Vielleicht, weil er seinen Blick auf den Bruckern ruhen lassen wollte. "Ich vertraue auf alle, die da san."

Doch ausnahmslos alle konnte er nicht gemeint haben. Denn unter den Zuhörern waren auch bekannte Gegner des Gewerbegebietes: Manfred Gaibinger und Hartmuth Alveres vom Verein "Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal" hatten an den mit bunten Primeln geschmückten Tafeln Platz genommen, obwohl sie gar nicht eingeladen waren. Rausgeschmissen hat man sie deshalb nicht. Überrascht über Schwäbls deutliche Worte waren sie nicht. "Das ist nichts Neues", kommentierte Gaibinger später. "Der braucht das für sein Image." Darauf, seine Wahrheiten zu formulieren, verzichtete Gaibinger am Sonntag allerdings . Warum? " Die Leute waren aufgeheizt. Das wäre in einem Pfeifkonzert geendet." So gab es Applaus für Schwäbl.

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