"Wenn Brennholz irgendwo im Wald liegt, wird auch eingesackelt." So beschreibt Werner Fauth, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Ebersberg/München Ost das Problem. Eines, das für die Waldbauern auch nicht mit den aktuell so hohen Energiekosten begonnen hat. "Das gab es schon immer - aber bei den gestiegenen Brennholzpreisen hat es einfach zugenommen."
Um wie viel, das lässt sich nur vermuten, eine kürzlich veröffentlichte Hochrechnung des Waldeigentümer-Verbands AGDW geht von einem halben bis zu zwei Prozent des Jahreseinschlages aus. Bundesweit entstehe so ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Und der hohe Holzpreis treibt diesen Schaden auch noch weiter nach oben: Laut AGDW kostete ein Festmeter Holz im Vorjahr noch zwischen 60 und 70 Euro, derzeit seien es aber schon 100 bis 200 Euro. Laut AGDW würden vor allem Kleinmengen gestohlen.
Das bestätigt auch Fauth. Ein Fall bei dem jemand etwa mit einem großen Anhänger in den Wald fahre und fremdes Holz einlade, sei ihm nicht bekannt, "das wäre viel zu auffällig". Auch, dass jemand die Säge auspackt komme so gut wie nie vor: "Geklaut wird, was keine Arbeit macht." Denn mit ein bisschen Arbeit könne man immer noch sehr günstig an Brennholz kommen, so der Waldbesitzer-Vorsitzende. Gegen eine geringe Gebühr könne man nämlich in vielen Privatwäldern selbst Holz machen.
Der klassische Holzklau erfolge dagegen im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeigehen: Die Leute spazierten durch den Wald, sähen das Holz am Wegesrand und machten sich den Kofferraum voll. Die meist gut ausgebauten Waldwege machten es den Dieben zusätzlich einfach, sagt Fauth, so werde der Ausflug gleich mit einer illegalen Brennholzbeschaffung verbunden. Die, davon ist er überzeugt, nicht aus einer echten Notlage heraus erfolgt. Sein Eindruck: "Es sind die, die es nicht nötig haben."
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Solche Fälle kommen auch in den Staatsforsten gelegentlich vor, bestätigt Förster Josef Nagler. Dass der Holzklau in den vergangenen Monaten indes zugenommen habe, könne er nicht bestätigen - langfristig aber schon. "Grundsätzlich hat sich die Einstellung zu fremdem Eigentum geändert", so Nagler, das sei aber eher ein langjähriger Trend als der aktuellen Energiekrise geschuldet. Auch bei Frauke Holland, Servicestellenleiterin beim Forstbetrieb Wasserburg, sind noch keine gestiegenen Diebstahlzahlen aus den Staatsforsten eingegangen.
Nagler schließt nicht aus, dass der Holzklau in den kalten Monaten zunehmen könnte, warnt aber gleich potenzielle Langfinger: "Jeder Diebstahl wird zur Anzeige gebracht." Zumindest wenn sich die Holzklauer auf frischer Tat erwischen lassen. Denn daran scheitere es meistens, wenn irgendwo Brennholz wegkommt, sagt Fauth: "Die Aufklärungsquote ist gleich Null."
Die Suche nach den Dieben ist nicht einfach
Das liege zum einen an der schwierigen Beweisführung. Kein Waldbesitzer könne seine Brennholzstapel im Wald bewachen - wobei manche inzwischen Wildkameras daneben aufhängten. Das bringe dann allerdings oft Probleme mit dem Datenschutz mit sich - wenn die Person auf den Fotos überhaupt zu identifizieren sei. Nicht zuletzt sei der Aufwand für eine Anzeige - ungünstigerweise noch eine gegen Unbekannt - erheblich, so Fauth weiter. Der Verdienstausfall durch diesen Zeitverlust sei dann meist höher, als der Wert des geklauten Holzes.
Dass Brennholzdiebstahl nicht zu den Delikten gehört, die besonders oft angezeigt werden, bestätigt auch Ulrich Milius, Leiter der Polizeiinspektion Ebersberg. In den vergangenen Monaten habe es keine einzige entsprechende Anzeige gegeben, so der Polizeichef. Allerdings habe man das Thema durchaus auf dem Schirm, die Meldungen über vermehrten Holzklau seien auch der Polizei nicht unbekannt.
Den Waldbesitzern bleibe eigentlich nur eines, um ihr Holz vor unbefugtem Abtransport zu schützen - selber abtransportieren. "Man muss das Holz möglichst schnell aus dem Wald bringen", sagt Fauth. Sobald das Brennholz einmal in einem umzäunten Gelände eingelagert ist, hörten sich die Diebstähle auch auf.