Brenner-Nordzulauf:Trassengegner sprechen von "bewusster Manipulation"

Brenner-Nordzulauf: Erst Anfang März haben die Gegner des geplanten Trassenverlaufs wieder mit Mahnfeuern protestiert.

Erst Anfang März haben die Gegner des geplanten Trassenverlaufs wieder mit Mahnfeuern protestiert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Laut einer Ebersberger Bürgerinitiative hat die Bahn bei der Planung der Brenner-Zulauftrasse "Limone" ein Trinkwasserschutzgebiet nicht berücksichtigt. Die Bahn weist die Vorwürfe zurück.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Bürgerinitiative Brennernordzulauf Landkreis Ebersberg erhebt erneut heftige Vorwürfe gegen die Bahn: Dieser, so heißt es in einer Pressemitteilung, sei ein "weiterer, sehr schwerwiegender Fehler" unterlaufen, denn sie habe das Trinkwasserschutzgebiet bei Elkofen bei ihrer Planung der umstrittenen Trasse Limone "übersehen", weshalb nun eine tief greifende Änderung der Planung erforderlich werde und die ungeliebte Trassenvariante nochmals teurer werde. Eine Bahn-Sprecherin weist den Vorwurf zurück: Das Trinkwasserschutzgebiet sei bei den Planungen berücksichtigt worden, eine Umplanung sei nicht erforderlich. Auch vom bisherigen Zeitplan müsse man daher nicht abweichen.

Seit Monaten ist der Widerstand gegen die ausgewählte Trasse groß. Sie verläuft von Ostermünchen im Landkreis Rosenheim kommend direkt an Niclasreuth und Dorfen in der Gemeinde Aßling vorbei, ehe die neuen Gleise bei Lorenzenberg in einem etwa 1,5 Kilometer langen Tunnel verschwinden. Dieser endet bei Hamberg, von wo aus die Trasse über Schammach und Taglaching bei Kirchseeon wieder mit der Bestandsstrecke zusammengeführt wird. Nach Ansicht vieler Kritiker wäre ein Ausbau nahe an der Bestandsstrecke die bessere Variante gewesen. Sie argumentieren damit, dass die Entscheidung nicht objektiv und ergebnisoffen getroffen worden sei - auch jetzt führen sie dieses Argument wieder ins Feld.

Es seien erhebliche zusätzliche Schutzmaßnahmen nötig, so die Vertreter der Bürgerinitiative

Denn nach Angaben der Bürgerinitiative muss die Bahn durch das nicht berücksichtigte Trinkwasserschutzgebiet nun stark umplanen und größere Tunnelabschnitte realisieren. Wären Kosten und Aufwand schon bei der Trassenentscheidung einbezogen worden, hätte diese anders ausfallen können.

"Fraglich ist also, ob das Schutzgebiet mit Kalkül oder durch fehlerhafte Planung unberücksichtigt blieb", heißt es in der Pressemitteilung der Bürgerinitiative. "Um eine neue Trasse durch ein Wasserschutzgebiet Zone III führen zu können, sind immer erhebliche und kostenintensive Schutzmaßnahmen, wie eine wasserdichte Wanne oder ein Tunnel, notwendig. Nichts davon ist in den Unterlagen des Trassenauswahlverfahrens zur Trasse Limone enthalten. Es entsteht einmal mehr der Eindruck der bewussten Manipulation pro Auswahltrasse Limone", schreiben die Trassengegner weiter.

Davon kann laut einer Sprecherin der Bahn freilich nicht die Rede sein: "Das Trinkwasserschutzgebiet in Elkofen haben wir im Rahmen des Trassenauswahlverfahrens bereits bei der Streckenplanung berücksichtigt und in der Bewertung zur Trassenauswahl entsprechend aufgenommen." Die obertägige Streckenführung tangiere das Trinkwasserschutzgebiet nur am Rand und beeinträchtige nicht dessen Funktion. Als Ergebnis einer Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim untersuche man nun aber neben der oberirdischen Variante "auch eine Variante zur untertägigen Streckenführung im Tunnel im Bereich des Trinkwasserschutzgebiets".

Der Zeitplan bleibt: 2040 sollen die Züge auf der neuen Trasse fahren

Wie die Bahn-Vertreterin betont, befindet sich das Projekt aktuell in der Phase der Vorplanung. Diese Phase diene grundsätzlich der Optimierung der Streckenführung mit dem Ziel, Betroffenheiten zu minimieren. Hierzu gehöre neben der detaillierten Untersuchung von Lage und Höhe der Trassenführung auch die Planung von Bauwerksvarianten. Daher sei keine Umplanung erforderlich: "Diese Leistungen werden planmäßig im Rahmen der Vorplanung bis Ende des Jahres 2023 abgeschlossen."

Aufgrund der erst kürzlich begonnenen Vorplanung lägen noch keine konkreten Planungsergebnisse und dementsprechend auch noch keine Bauwerkslängen und Kosten vor. "Erst mit Abschluss der Vorplanung liegen die Ergebnisse zu den konkreten Planungen wie Brücken- und Tunnelanteil sowie untersuchten Varianten vor", so die Bahn-Sprecherin. Der Zeitplan sehe unverändert den Baubeginn für 2030 und die Inbetriebnahme in 2040 vor.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusBrenner-Basistunnel
:Wo "Limone" nur eine Frucht ist

Tief unter dem Brennerpass entsteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Während man im Landkreis Ebersberg noch um den Trassenverlauf zum Brenner streitet, sind die Arbeiten in Italien und Österreich bereits weit fortgeschritten. Ein Besuch auf der Mega-Baustelle.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: