Brenner-Nordzulauf:Landtagsabgeordnete für Aßlinger Trasse

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Die Bahnstrecke südlich von Grafing, hier bei Straußdorf, soll für den Brenner-Nordzulauf ausgebaut werden - umstritten ist, wie und wo. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit den Stimmen von CSU und Freien Wählern votiert der Verkehrsausschuss für die ortsnahe Variante des Brenner-Nordzulaufes.

Von Wieland Bögel, Aßling/München

Der Verkehrsausschuss des bayerischen Landtags hat sich in der Frage des Brenner-Nordzulaufes mehrheitlich der Position des Ebersberger Kreistages angeschlossen. Dieser hatte sich vor knapp einem Jahr auf zwei Kernforderungen geeinigt: Die Bahnstrecke im dicht bebauten Westen des Landkreises soll einen Lärmschutz nach Neubaustandard erhalten und die tatsächlich neu zu bauende Strecke im Süden soll so flächenschonend wie möglich errichtet werden. Dies haben sich nun auf Antrag des Ebersberger CSU-Wahlkreisabgeordneten Thomas Huber auch im Landtags-Verkehrsausschuss die Fraktionen von CSU und Freie Wähler zu eigen gemacht.

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Nach einem mühsamen Prozess stehen die Ebersberger Kernforderungen für den Brenner-Nordzulauf fest. Kaum ist das Papier fertig, gibt es Kritik daran. Das stimmt nicht unbedingt zuversichtlich, was den Einfluss des Landkreises auf das Mega-Projekt angeht.

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Der Abgeordnete Huber schreibt zu dem Antrag, man wolle „das wichtige Nordzulauf-Projekt nicht blockieren“, sondern sich einsetzen „für eine Umsetzung im Einklang mit den Anliegen aus der Region“. Genau dies, so Huber weiter, tue die Bahn indes nicht: „Die von der DB favorisierte Trassenvariante zwischen Grafing und Ostermünchen hat in der Region für Entsetzen und parteiübergreifend für Unverständnis gesorgt.“

Im Beschluss wird die Bayerische Staatsregierung aufgefordert, sich im Bund unter anderem für eine ortsnahe Neubaustrecke der Bahntrasse zwischen Grafing und Ostermünchen einzusetzen. Sollte doch eine weiträumigere Strecke gebaut werden, dann nur „weitestgehend untertunnelt“. Konkret werden als Tunnel-Standorte die Streckenabschnitte bei den Aßlinger Ortsteilen Dorfen und Niclasreuth genannt. Für den Streckenabschnitt zwischen Grafing-Bahnhof und der Landkreisgrenze beziehungsweise bis Trudering wird verbesserter Lärmschutz gefordert.

Welche Neubaustrecke gebaut werden soll, darüber sind die Anlieger uneins

Während letzteres auch im Landkreis völlig unstrittig ist, gibt es zum ersten Punkt verschiedene Ansätze. Die Bahn selbst favorisiert eine weiträumige Umfahrung im Westen von Aßling, die sogenannte „Trasse Limone“ – der Name resultiert aus einer Planstudie mit verschieden eingefärbten Varianten. In den Ortschaften rund um Aßling wird dagegen ein Ausbau der Bestandsstrecke gefordert. Bereits vor drei Jahren, bevor die Bahn über ihre Varianten final entschieden hatte, legte der Aßlinger Projektcontroller Andreas Brandmaier einen Entwurf für eine weitere Trasse vor – im Farbenspiel der Planungen „Türkis“ genannt. Auf diese nimmt nun auch der Antrag im Verkehrsausschuss Bezug.

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Diese wurde von den Befürwortern – zu denen auch überwiegend die Kreistagsfraktionen mit Ausnahme der Grünen zählen – mit dem etwas populistischen Namen „Bürgertrasse“ versehen, was seitens vieler Aßlinger Bürger indes nicht so gut ankommt. Schließlich hätte die Türkis-Trasse sowohl für die Lärmbelastung als auch für das Ortsbild negative Auswirkungen. Die Bahn hat sie ohnehin abgelehnt, mit der Begründung, diese sei nicht leistungsfähig genug.

Der Ebersberger Kreistag hat sich in seiner Stellungnahme an die Bahn eher die Position der Türkis-Befürworter zu eigen gemacht: Man fordert aus Gründen des Landschaftsschutzes eine „bestandsnahe Neubaustrecke sowie maximale Tunnelanteile“ – letzteres ist gewissermaßen die Hintertür, falls man mit der ortsnahen Trasse bei der Bahn nicht durchdringt. Dann soll wenigstens die Limone-Trasse möglichst weitgehend eingehaust beziehungsweise untertunnelt werden – wie es nun auch im Beschluss des Verkehrsausschusses steht.

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Von Alexandra Leuthner (Text), Christian Endt, Peter Hinz-Rosin (Fotos), Julia Kraus (Grafiken) und Katja Schnitzler (digitale Umsetzung)

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