Blühflächen für Bienen:Wie sich der Artenschutz im Landkreis Ebersberg umsetzen lässt

Blühflächen für Bienen: Bereits 2018 haben Landwirte am Rand von Feldern Blühflächen angelegt. Dieses Projekt soll fortgesetzt werden - noch sind Bewerbungen möglich.

Bereits 2018 haben Landwirte am Rand von Feldern Blühflächen angelegt. Dieses Projekt soll fortgesetzt werden - noch sind Bewerbungen möglich.

(Foto: Christian Endt)

Die Aktionsbündnisse zum Erhalt der Artenvielfalt haben auch nach dem Volksbegehren noch viel zu tun

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Das Volksbegehren zum Erhalt der Artenvielfalt war zwar das erfolgreichste in der bayerischen Geschichte, gerettet sind Bienen und die anderen Insekten damit aber noch lange nicht. Auch im Landkreis Ebersberg sind die Aktionsbündnisse, die vor der Volksbefragung fast schon wie Blumen aus dem Boden gesprossen sind, weiterhin sehr aktiv. "Es ist wichtig, dass wir jetzt weiter dranbleiben. Schließlich soll sich ja wirklich etwas ändern", sagt ÖDP-Kreisvorsitzende Rosi Reindl, die sich selbst intensiv für das Volksbegehren eingesetzt hat. Und während im Bayerischen Landtag vier Fachgruppen über Kompromisslösungen diskutieren und ein Strategiepapier erarbeiten, versuchen die Aktionsbündnisse vor Ort weiter an dem Thema dran zu bleiben.

Dabei wählen die Artenschützer verschiedene Wege. In Poing etwa arbeitet das Bündnis Reindl zufolge eng mit der Gemeinde zusammen. In Steinhöring sei eine Veranstaltung mit Fachreferenten geplant. "Das Volksbegehren soll keine einmalige Aktion gewesen sein", so Reindl, die auch bereits einen möglichen Volksentscheid im Hinterkopf hat und das Thema deshalb präsent halten will. "Wir haben jetzt zwar etwas ins Rollen gebracht. Was wir aber brauchen, sind langfristige Lösungen."

Umso mehr freut es Reindl, dass sie selbst seit dem Volksbegehren ein Umdenken in der Bevölkerung wahrgenommen hat. "Ich habe das Gefühl, dass viele das Warnsignal jetzt endgültig verstanden haben", so die ÖDP-Kreischefin. Vor allem Privatleute würden sich inzwischen deutlich mehr Gedanken über die Bepflanzung ihrer heimischen Gärten machen. "Da passiert gerade richtig viel."

Aber auch die Aktionsbündnisse lassen bei dem Thema nicht locker. Ein Beispiel dafür ist die Gemeinde Hohenlinden. Dort war die Teilnahme am Volksbegehren mit 19,4 Prozent ohnehin schon überdurchschnittlich hoch. Nun soll ein Runder Tisch unter dem Titel "Hohenlinden blüht" konkrete Ideen erarbeiten, wie man Aktionen zum Erhalt der Artenvielfalt an Ort und Stelle umsetzen kann. Bemerkenswert ist, dass die Arbeitsgruppe gleichermaßen vom Aktionsbündnis als auch von den Landwirten angestoßen wurde. Ein erstes Treffen hat es bereits gegeben. "Konsens war, dass der Artenvielfalt in Hohenlinden auf die Sprünge geholfen werden muss", schreibt das Aktionsbündnis in einer Pressemitteilung. Ein erster konkreter Schritt zur Umsetzung von möglichen Maßnahmen soll demnach eine Bestandstandsaufnahme von extensiv genutzten Wiesen im Gemeindegebiet sein.

Poing eruiert Kaufverhalten der Bürger

Eine Bestandsaufnahme macht derzeit auch das Aktionsbündnis in Poing. Allerdings nicht von Flächen, sondern vom Kaufverhalten der Bürger. Mittels einer Onlineumfrage wollen die Initiatoren die Wünsche und Bedürfnisse der Poinger besser verstehen. Ziel sei es, Mittel und Wege zu finden, dass wieder mehr Produkte von heimischen Landwirten gekauft werden - die energiesparender produziert würden und keine langen Transportwege hinter sich hätten. Man wolle einen vertrauensvolleren Umgang mit den Landwirten in und um Poing schaffen, damit man gemeinsam daran arbeiten könne, die Gemeinde "für Menschen, Tiere und Pflanzen nicht nur lebenswert, sondern auch liebenswert zu machen", wie das Aktionsbündnis über seine Umfrage schreibt.

Einen Beitrag zur Artenvielfalt will auch heuer wieder der Maschinen- und Betriebshilfsring leisten. Wie schon im vergangenen Jahr können Landwirte über den Kreisverein einen Teil ihres Grunds als Blühfläche zur Verfügung stellen. "Wir hatten eine sehr gute Resonanz, und das Projekt soll ja mehr als eine Eintagsfliege sein", sagt Josef Winkler, Geschäftsführer des Maschinenrings. Die Landkreisaktion fand 2018 erstmals zum "Jahr der Biene" statt und soll nun fortgesetzt werden. Interessenten können noch bis diesen Freitag, 5. April, ihre Flächen beim Maschinenring melden. Und auch wenn Blühflächen laut Winkler nicht von allen Landwirten positiv bewertet würden, "schaden tun sie sicher nicht".

Während also im Landkreis in ganz unterschiedlicher Weise weiter für die Artenvielfalt gearbeitet wird, feilen die Arbeitsgruppen im Münchner Maximilianeum an einem Entwurf für ein neues Naturschutzgesetz. Gegen Ende April soll dann ein Ergebnis präsentiert werden. "Ich bin gespannt, was der Runde Tisch zusammen bringt", sagt ÖDP-Kreisvorsitzende Rosi Reindl. Und sie dürfte damit vielen Artenschützern im Landkreis aus der Seele sprechen.

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