Süddeutsche Zeitung

Kreatives Projekt:Blog aus dem Landkreis: Ideen gegen öde Wochenenden

Marion Hanke und Sabine Schork kennen fast alle Ausflugsziele in der Region. Nun ist ihr Blog www.ichspringimdreieck.de zum zweiten Mal ausgezeichnet worden.

Von Franziska Langhammer

Wer Kinder hat, weiß, dass Familienglück selten etwas mit Idylle zu tun hat. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Restaurantbesuch zum schweißtreibenden Hindernisparcours wird oder dass sich verregnete Samstagnachmittage zuhause anfühlen wie wochenlange Ödnis. Um diesen Anstrengungen zu entgehen, können Eltern in Ebersberg und Umgebung entweder einfach zuhause kochen und die Glotze einschalten, um das Kindergeschrei zu übertönen. Oder sie halten sich an Marion Hanke aus Markt Schwaben und Sabine Schork aus Steinhöring. Denn nicht nur Ausflugstipps für alle Jahreszeiten, sondern auch Wanderkarten, Veranstaltungen, besondere Spielplätze oder kinderfreundliche Lokalitäten in der Umgebung finden sich auf ihrer detailliert recherchierten Website www.ichspringimdreieck.de.

Wer hätte etwa gewusst, dass in Baldham ein wunderschöner Wasserspielplatz an einen Planschsee anschließt? Oder dass bei Tuntenhausen ein humorvoll gestalteter Moorwaldlehrpfad angelegt ist? Das Portal, das mittlerweile mehr als 6000 Follower in den sozialen Netzwerken und mehr als 50 000 Website-Aufrufe im Monat vorzuweisen hat, ist so beliebt bei den Familien im Landkreis, dass es nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ausgezeichnet wurde, diesmal als bester Elternblog Bayerns.

Geboren ist die Idee auf dem Flur eines Kindergartens

Angefangen hat alles vor gut zwei Jahren auf einem Flur im Kindergarten, erzählt Marion Hanke, die drei Söhne hat. Dort hörte sie eine Mama von ihrem Wochenende berichten: "Wir waren beim Ponyreiten in Ottenhofen." Schade, hatte sich Hanke gedacht, dass man gerade von diesen kleinen, kostengünstigen Ausflugszielen in der Nähe so wenig mitbekomme. Sie selbst ist passionierte Rausgeherin und sagt: "Meinen Kindern und mir geht es besser, wenn wir an der frischen Luft unterwegs sind." Und so war die Idee für ihre Website geboren. Von nun an sammelte sie Termine und Ausflugsmöglichkeiten zwischen "München, Erding, Wasserburg und Rosenheim" und veröffentlichte diese. Der Name "ichspringimdreieck" hat, so Hanke, mehrere Bedeutungen. Ursprünglich bezog er sich auf ihre drei Jungs, zwischen denen sie hin- und hersprang; heute ist das Dreieck vor allem als inhaltliches zu verstehen: Ausflüge, Veranstaltungen und Tipps.

Ein paar Kilometer weiter südöstlich, in Steinhöring, betrieb Sabine Schork, Mutter zweier Kinder, aus ähnlicher Motivation einen kleinen Newsletter, der damals etwa 40 Leute aus dem Bekanntenkreis erreichte. Auch sie hält nichts in den vier Wänden, wenn es draußen etwas zu erleben gibt. Eines Tages kam von einer befreundeten Mutter der Hinweis, dass in Markt Schwaben jemand etwas Ähnliches mache. Schork klickte sich durch Hankes Website, und schnell war ihr klar: "Wir sind so nah zusammen in unserem Konzept; entweder werden wir Konkurrentinnen, oder wir schließen uns zusammen." Sie meldete sich bei Marion Hanke, und der Rest ist Geschichte. Heute telefonieren die beiden mehrmals in der Woche, an manchen Tagen könne man schon von einer Standleitung sprechen, scherzt Schork. Mittlerweile, so sehen das beide Frauen, ist aus dem gemeinsamen Hobby eine richtige Freundschaft entstanden.

Die beiden Frauen können auf ihre berufliche Erfahrung zurückgreifen

Bei der Gestaltung des Familienportals können Schork und Hanke auf ihre beruflichen Kenntnisse zurückgreifen: Hanke ist Mitarbeiterin einer Designagentur in München und kennt sich bestens in Sachen Fotografie, Texten und Programmieren aus; Schork ist studierte Medieninformatikerin und somit bewandert in Videoschnitt und Website-Design. "Uns ist nicht wichtig, dass es bunt blinkt und man super Werbung platzieren kann", sagt Sabine Schork, "es soll vor allem übersichtlich sein."

Zwar besteht ein Element der Website aus persönlich gefärbten Blogeinträgen, in denen Schork und Hanke Ausflüge in Bild und Wort beschreiben, die sie mit ihren Familien unternommen haben. Doch als klassischer Blog möchten sie sich ausdrücklich nicht verstanden wissen. Leserfreundlich strukturiert sind aktuelle Veranstaltungen gelistet, Kurse für Eltern und Kinder in Sachen Sport oder Erziehung oder etwa ein Ski- und Rodelradar, der in der Wintersaison geöffnete Skilifte und Rodelpisten bis Nordtirol anzeigt, wie zum Beispiel den Skilift Moosach am Tranzlberg. Genauere Angaben zum Grad der Schwierigkeit oder Anstiegsdauer sollen die Suche vereinfachen.

"Wir wollen anderen Familien helfen, schnell und unkompliziert Ausflugsziele zu finden", sagt Marion Hanke. Dabei versteht es sich von selbst, dass sie alle veröffentlichten Tipps auch vorher selbst mit ihren Familien ausprobiert haben. Wann ein Ausflugsziel wirklich empfehlenswert ist? Sabine Schork erzählt von einem Ausflug zum Naturlehrpfad im Parsdorfer Hart. Schweinekalt sei es gewesen, Nieselregen habe die Sicht getrübt, und eigentlich habe sie die ganze Zeit über den Doppelkinderwagen mit ihren müden Kindern geschoben, die sich nur ab und zu aus ihrem Gefährt bequemen wollten. "Trotzdem ist der Text dazu super angekommen", so Schork. "Ein und derselbe Ausflug kann in zwei verschiedenen Jahreszeiten komplett anders verlaufen", sagt Hanke. "Da muss man als Mama erst mal abstrahieren."

Die Einträge bieten mehr als bloße Wegbeschreibungen

Bei ihren Einträgen belassen es die beiden Outdoor-Mütter nicht bei bloßen Wegbeschreibungen, sondern sie geben auch praktische Tipps mit an die Hand. Beispielsweise, wenn eine Strecke falsch ausgeschildert ist oder spezielle Wanderausrüstung gefragt. Etwa sechs bis acht Stunden nimmt ein Artikel in Anspruch, bevor er auf ichspringimdreieck.de hochgeladen wird, was sich beispielsweise in der liebevollen Bildsprache des Blogs zeigt.

Obwohl die Leserschaft stetig wächst, finanziert sich die Website längst nicht von selbst. Man habe bereits ein paar Werbekunden mit im Boot; die Suche nach zahlungswilligen Kooperationspartnern sei jedoch mühsam, erzählt Hanke, und so ist der Großteil ihrer Arbeit unentgeltlich. Immerhin um die zwanzig Stunden in der Woche investiert beispielsweise Sabine Schork in Recherche, Aktualisierung und Pflege der Website. Umso mehr sind sie auf die Mitarbeit der Leser angewiesen, die immer wieder unentdeckte Veranstaltungstipps und Basar-Termine mailen.

Kurz nachdem sie den Waldlehrpfad am Ebersberger Aussichtsturm auf ihrer Website vorgestellt hatten, war Sabine Schork noch einmal dort gewesen. Dabei habe sie einige Familien spazieren sehen, die sich von der Karte auf ihrer Website navigieren ließen, so Schork. "Das ist das Schönste", sagt sie, "wenn das so angenommen wird." Für die anstehende kalte Jahreszeit empfehlen die zwei Ausflugsexpertinnen die Museen für Kinder in der Umgebung, die leider oft übersehen würden: das Urzeitmuseum in Taufkirchen zum Beispiel oder das Planetarium in Garching, das nicht einmal Eintritt kostet.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2019/aju
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