Bis 28. März:Malerisches Dalmatien

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Zum zehn-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft sind in Vaterstetten Bilder des deutsch-kroatischen Malers Sime Vlahov ausgestellt

Von Valentin Tischer, Vaterstetten

Zehn Jahre ist es her, dass im Keller des Vaterstettener Rathauses ein loses Komitee die Städtepartnerschaft mit dem kroatischen Trogir ausgearbeitet hat, erzählt Michael Baier, der Vorsitzende der Partnerschaftsvereins. Ein Jahrzehnt später sind im gleichen Rathaus, aber an höherer Stelle, Bilder eines Künstlers zu sehen, der beide Gemeinden verbindet: Sime Vlahov stammt aus Sibenik, Kroatien, einer Stadt, die ungefähr so weit von Trogir entfernt ist wie Vaterstetten vom Zentrum Münchens. In der Landeshauptstadt lebt, malt und lehrt der Künstler seit den 1970er Jahren. Vierzig seiner Bilder sind nun im Lichthof des Vaterstettener Rathauses ausgestellt.

Den Besucher erwartet eine Reise an die kroatische Adria-Küste, aber auch eine Reise durch verschiedene Kunststile. Nahe am Eingang hängt das Gemälde "Trogir bei Nacht". Das Motiv kann man aus dem Namen leicht schließen. Es zeigt Häuser der Stadt, der Betrachter nimmt dabei einen Standpunkt auf dem Meer ein: Im Vordergrund der Hafen mit am Kai angelegten Booten. Dahinter erheben sich die Wände und Dächer der Stadt vor einem blauen Himmel. Die Strukturen des Bildes sind klar gezeichnet, aber nicht mit den Lineal gezogen, sondern eher frei und verspielt. Die Striche bilden auch keine Abgrenzung der Farben. Vlahov malt die Formen nicht aus, vielmehr setzt er mit breiteren Pinselstrichen farbige Akzente. Die roten Dächer der Stadt bilden so einen warmen Kontrast zu dem kalten Blau des Meeres und des Himmels.

Im Rathaus Vaterstetten sind nun 40 Bilder von Vlahov ausgestellt. Sogar die zwei Bürgermeister aus der Partnerstadt Trogir ließen sich die Vernissage nicht entgehen. (Foto: Christian Endt)

Das Gemälde ist exemplarisch für eine reihe von Vlahovs Bildern. Mit einem verspielten Realismus zeigt er Szenen aus der Adriaregion, aus Trogir, aber auch aus seiner Geburtsstadt Sibenik. Er konzentriert sich dabei auf Städtepanoramen und die Landschaft. Menschen tauchen in seinen realistischeren Bildern nicht auf. Wenn er die Küstenstädte malt, wählt er die Perspektive vom Meer aufs Land. Ein zentrales Motiv sind Boote. Vlahov sagt, dass er als Kind vom Hafen seiner Heimatstadt fasziniert gewesen sei und dass Boote auf ihn eine feminine Anziehungskraft hätten.

Die realistischeren Darstellungen machen indes nur einen Teil von Vlahovs Bildern aus, denn er möchte nicht in einem einheitlichen Stil verhaftet bleiben. Zur Begründung zieht er Gerhard Richter heran: "Welche Stile? Stile interessieren mich nicht. Ich male so, wie ich muss!", zitiert Vlahov den deutschen Maler etwas freier. Diese Haltung wird in seinen abstrakteren Werken deutlich. Seine neue Heimatstadt München etwa hat er impressionistisch festgehalten, nur die zwei Türme der Frauenkirche sind zu erkennen.

Die Schönheit der kroatischen Adriaküste zeigt Sime Vlahov (rechts) in Bildern mit vielen Farben und starken Kontrasten. (Foto: Christian Endt)

Vlahovs abstrakte Malerei ist in unterschiedlichen Graden vertreten. Einige Bilder zeigen Szenen, die sich noch relativ klar zu erkennen geben, allerdings nur schemenhaft. Das beeindruckendste Bild der Ausstellung, die "Seefahrer", ist dafür ein gutes Beispiel. Im Hintergrund kann man die Umrisse von Menschen und Booten erkennen. Im Vordergrund leuchten warme vertikale Farbstriche, die dem Gemälde eine angenehme Aura verleihen.

Mehrere Bilder der Ausstellung vollziehen aber auch einen vollkommenen Abstraktionsschritt. Das Bild einer Kathedrale wird so zu einem Labyrinth aus Formen, Farben und Akzenten. Die Bilder sind gelungen und laden zum Betrachten ein, ohne beliebig zu wirken. Etwas über das Ziel hinaus schießt Vlahov nur mit dem Bild "Planeten". Schwebende Köpfe werden vor schwarzem Grund mit vertikalen Farbakzenten kombiniert. Die Komposition des Gemäldes wirkt zwar auf den ersten Blick kreativ, beim genaueren Hinsehen offenbart sich dem Betrachter aber dann, dass es doch sehr darauf erpicht ist, abstrakt und etwas verwirrend zu sein.

Allen Werken Vlahov ist ein bestimmtes Farbenensemble gemein: Der Künstler erklärt, dass er gerne Grundfarben verwende, da diese von den Augen sofort registriert würden. Die Mehrzahl seiner Bilder setzt sich demnach aus Rot-, Gelb- und Blautönen zusammen, die in einen farblichen Kontrast gebracht werden, der Wärme und Kälte ausdrückt.

Die Bilder von Sime Vlahov laden noch bis 28. März im Lichthof des Vaterstettener Rathauses zum Verweilen ein. Die Stärke des Ausstellung liegt in den verschiedenen Stilen, die der Maler präsentiert. Kein Bild gleicht dem anderen, so dass man sagen könnte: "Hab ich doch schon gesehen." Jedes einzelne ist es wert, betrachtet zu werden.

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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