Bildungsausschuss:Ebersberger Schulleiter ziehen erste Homeschooling-Bilanz

Wie Homeschooling und Vor-Ort-Beschulung in der Privatschule Isargymnasium zusammengeführt werden. Englischunterricht einer 11. Klasse.

Der Unterricht via Bildschirm hat Lehrer und Schüler gleichermaßen vor Herausforderungen gestellt.

(Foto: Florian Peljak)

Während der Digitalisierungsschub ein Gewinn für die Einrichtungen ist, drohen zum neuen Schuljahr Personalprobleme. Zwei Ebersberger Schulleiter berichten.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Während die Schüler auch im Landkreis Ebersberg zumindest gestaffelt wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren, haben die Schulleiter nach stressigen Wochen und Monaten die Möglichkeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Zumindest im Gymnasium Vaterstetten und in der Realschule Poing fällt diese recht positiv aus. Dort hält man die coronabedingte Umstellung auf Homeschooling keineswegs für verloren gegangene Zeit - im Gegenteil: Sowohl Rüdiger Modell als auch der stellvertretende Schulleiter in Poing, Michael Konz, betonten im Bildungsausschuss des Kreistags den wichtigen Digitalisierungsschub, den ihre Schulen gezwungenermaßen durchlaufen haben. Unter anderem deshalb korrigierte das Gremium nun auch einen Beschluss vom Mai: Es will nun mehr Familien die Möglichkeit zur Unterstützung bei technischer Ausstattung geben.

Er habe noch nie Schülerinnen und Schüler gesehen, die sich so sehr über die Rückkehr in die Schule gefreut hätten, sagte Rüdiger Modell vom Vaterstettener Humboldt-Gymnasium im Kreisausschuss über den ersten Schultag nach Wochen des Homeschoolings. Modell und sein Kollege Michael Konz von der Dominik-Brunner-Realschule in Poing waren von der Kreisverwaltung eingeladen worden, um stellvertretend für die zehn Landkreischulen von den Erfahrungen der vergangenen Wochen zu berichten. Diese seien trotz sehr kurzer Vorbereitungszeit recht positiv, so Konz. Dank der vorhandenen Digitalklassen sei man in Poing gut mit Geräten ausgestattet gewesen, dennoch habe man feststellen müssen, dass in einigen Familien ein Mangel herrsche - und offenbar eine gewisse Hürde bestehe, dies bei der Schule zu melden. Inzwischen seien aber alle Schüler mit entsprechendem Material versorgt.

Dafür, dass dieses auch nach der teilweisen Rückkehr in die Schule richtig eingesetzt werden kann, gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf. "Die Internetanbindung ist noch schwierig", so Konz. Derzeit seien nur zehn Videokonferenzen gleichzeitig möglich, weshalb der stellvertretende Schulleiter für seine Einrichtung eine Anbindung an das Breitbandnetz forderte. Das sei wichtig, denn: "Die aufgebaute Infrastruktur wollen wir auch nach Corona weiter nutzen."

Das sieht man in Vaterstetten ähnlich. Wie Rüdiger Modell sagte, sei die Digitalisierung zur neuen Normalität geworden. Dennoch schränkt der Schulleiter ein: "Präsenzunterricht kann nicht durch Digitalunterricht ersetzt werden. Lernen ist und bleibt ein sozialer Prozess." Auf diesen mussten die Vaterstettener Gymnasiasten aber als eine der ersten Schüler im Landkreis verzichten, denn dort war bereits sehr früh ein Corona-Fall aufgetreten. "Es war eine riesen Unsicherheit da", erinnert sich Modell an den Beginn der Pandemie. In deren Verlauf sei es teilweise schwierig gewesen, den Kontakt mit den Schülern zu halten. "Manche sind komplett abgetaucht", so Modell. Gerade diejenigen Schüler, die durch das Homeschooling hinten drangeblieben sind, müsse man im neuen Schuljahr deshalb besonders fördern, um den Rückstand schnell aufzuholen.

Das könnte dann auch wieder im vollen Präsenzunterricht geschehen, wie Modell zufolge das bayerische Kultusministerium in Aussicht stellt. "Dann wird es aber nicht mehr möglich sein, die Abstandsregeln einzuhalten." Entsprechend müsse man die älteren Kolleginnen und Kollegen, die zur Corona-Risikogruppe gehören, schützen - und das dürfte die nächste große Herausforderung für die Schulen werden. "Wir stehen vor einem personellen Problem. Das wird schwer, selbst wenn es bloß fünf Leute sind, die nicht in die Schule kommen können", so Modell.

Auch deshalb will man in Vaterstetten und Poing die neue digitale Infrastruktur nicht missen. Und auch für eine mögliche zweite Corona-Welle ist man Modell zufolge nun gewappnet. "Wenn wir wieder zusperren müssen, sind wir auf jeden Fall besser vorbereitet."

Damit auch die Familien im Ebersberger Raum mit entsprechenden Lerngeräten ausgestattet sind, sorgt nun der Landkreis durch zweierlei Maßnahmen: Für rund 330 000 Euro werden nach und nach Leihgeräte beschafft, die laut Hubert Schulze, dem Sachbearbeiter für Bildungsthemen am Ebersberger Landratsamt, zum nächsten Schuljahr zur Verfügung stehen sollen. Außerdem korrigierte der Ausschuss seinen Beschluss der vergangenen Sitzung: Wer einen Antrag auf Zuschuss für ein technisches Gerät stellt, muss keinen Leistungsbezug des Jobcenters mehr nachweisen, sondern es wird jeder Einzelfall nach den bereits vorhandenen Standards im Bereich Fördern und Helfen geprüft.

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