Bildung:Gymnasium weiter in der Warteschleife

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Im Landkreis Ebersberg, hier das Baugebiet Bergfeld in Poing, entstehen viele neue Gebäude. Allerdings weniger, als man angesichts des Bevölkerungswachstums vermuten würde. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

1760 Menschen setzen sich per Petition ein, dass 2022 mit dem Bau der Poinger Schule begonnen wird. Der Ebersberger Kreistag lehnt diesen Wunsch ab - findet aber einen Kompromiss

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Die Online-Petition "Gymnasium Poing JETZT" hat sich zum Ziel gesetzt, dass im Jahr 2022 mit dem Bau des fünften Gymnasiums im Landkreis Ebersberg begonnen wird. Stand 1. November haben 1760 Personen unterzeichnet. Mit ihrer Kernforderung sind die Verfasser nun im Ebersberger Kreistag gescheitert. Die Mandatsträger haben einen Beschluss gefasst, wonach sich Eltern, Schüler und Lehrer gedulden werden müssen, ehe in Poing ein Gymnasium gebaut und eröffnet wird. Deutlich länger, als in der Petition gefordert.

Die Initiatoren argumentieren damit, dass Poing "eine der kinderreichsten Gemeinden Deutschlands" sei und bereits jetzt "ein Gymnasium füllen" würde. Es sei "weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, dass täglich alle Schüler in die überfüllten Gymnasien im Umland pendeln müssen". 2018 war das Vorhaben in Poing vom Bayerischen Kultusministerium genehmigt worden, als Baubeginn stand zunächst das Jahr 2020 im Raum, ehe die Pandemie kam. Das Baugrundstück für das Gymnasium liegt nun brach. Die Verfasser der Petition befürchten nun "rasant ansteigende Baukosten je länger sich der Baubeginn hinauszögert".

Im Ebersberger Kreistag ging es nun um die entscheidende Frage: Bleibt das Poinger Gymnasium auf der sogenannten Warteliste des Gremiums - oder kommt es auf die akute To-Do-Liste? Veronika Neu von der Interessensgruppe Gymnasium Poing Jetzt appellierte zu Sitzungsbeginn an die Kreisräte, das Projekt von der Warteliste zu nehmen. Es folgte eine intensive Debatte im Kreistag. SPD und ÖDP drängten auf ein schnelleres Vorgehen; CSU, Grüne und FDP vertraten die These, dass das Projekt zwar dringlich sei, aber aufgrund der nicht zuletzt Corona-bedingten Finanzlage des Kreises warten müsse. Die Prognose des Landrats von der ersten Planung bis zur Eröffnung: Unter vier Jahren ist es erfahrungsgemäß nicht zu schaffen.

Das Gremium kam schließlich mit großer Mehrheit zu einem Beschluss, wonach die Kernforderung der Initiative unerfüllt bleibt: Das Gymnasium Poing bleibt also weiterhin auf der Warteliste haften. Allerdings wird eine Teilforderung der Petition erfüllt: Das Poinger Gymnasium wird wie gewünscht in den Kreishaushalt für das Jahr 2022 aufgenommen. "Bis zu 1,35 Millionen Euro aus Haushaltsresten 2021", so der Beschluss, stehen kommendes Jahr für die Planung der Schule zur Verfügung. Zudem wurde festgelegt, dass im Oktober 2022 eine erneute Beratung stattfinden solle.

Der Beschluss kommt einem Kompromiss gleich. Mitverantwortlich dafür war der SPD-Fraktionsvorsitzende Albert Hingerl aus Poing, der an das Gremium appelliert hatte. Die Botschaft müsse sein: "Heute beginnen wir die Planung und stellen einen Zeitplan auf", so Hingerl. CSU-Kreisrätin Christa Stewens, ebenfalls Poingerin, äußerte Zweifel an der in der Petition formulierten Argumentation. "Dass Hunderte Kinder zwei Stunden zur Schule fahren müssen, entbehrt jeglicher Sachlichkeit", so die frühere bayerische Sozialministerin, die erklärte, dass zwölf ihrer Enkel in Poing, Markt Schwaben und München zu Schule gingen.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) fasste die derzeitige Situation aus seiner Sicht zusammen: Aus personellen Gründen sei es derzeit unmöglich, neue Ingenieursstellen zu schaffen und zu besetzen. Anders aber sei ein Projekt wie etwa ein neues Gymnasium nicht zu bewältigen. Gegen eine akute Dringlichkeit spreche zudem, so der Landrat, "dass bei uns kein Schüler auf der Straße steht". Das Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben könne noch Schüler aufnehmen. Er erinnerte daran, dass es keinen rechtlichen Anspruch darauf gibt, dass in einer Gemeinde ein Gymnasium steht.

Die Interessensgruppe ist dem Vernehmen nach nicht unzufrieden mit der Entscheidung im Kreistag. Wenngleich das Projekt nicht wie gefordert von der Warteliste gestrichen wurde, sei ein erster Schritt zur konkreten Umsetzung getan, so die Initiatorinnen. Wohl noch deutlich länger wird die ebenfalls seit längerem geplante Berufsschule auf der Warteliste stehen. Diese soll in Grafing-Bahnhof errichtet werden. In der Kreistagssitzung wurde aber deutlich, dass dieses Projekt von geringerer Priorität ist, als das Poinger Gymnasium.

© SZ vom 02.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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