Bilanz zum Jubiläum:Nachhaltige Zukunft

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Der Arbeitskreis Energiewende Vaterstetten besteht seit zehn Jahren und hat noch viel vor

Von Amelie Hörger, Vaterstetten

Eigentlich sei es ja schon fast ein 23. Geburtstag, erklärt Peter Fleckner vom Arbeitskreis Energiewende Vaterstetten, der dieses Jahr zehnjähriges Bestehen feiert. Denn bereits 1995 hatten sich er und die anderen Gründungsmitglieder mit erneuerbaren Energien und der Reduktion von fossilen Energien auseinandergesetzt. "Damals hätten wir es uns nie träumen lassen, dass das Thema jetzt in aller Munde ist", sagt Fleckner, der lachend zugibt, dass sie damals noch keine Ahnung von der komplexen Thematik hatten.

Um die Linie der Gruppe zu finden, traf man sich zunächst einmal zünftig in einer Hütte in Tirol, um dort den gemeinsamen Kurs festzulegen. Welche Energiethemen kann eine Gruppe Ehrenamtlicher angehen, wen sollte man ansprechen und wie? Diese Fragen standen unter anderem zur Debatte, so Fleckner. Für alle war schnell klar: Die Energiewende muss nahbar für die Bürger sein. Der Ausdruck "an der Scholle" fiel in der Hütte, und so stand bald fest, dass man in Vaterstetten und Zorneding direkt an Ort und Stelle energietechnisch etwas bewirken wollte.

Und das hieß nicht nur, sich politisch für Photovoltaikanlagen, Windkraft und Carsharing einzusetzen, sondern auch die Öffentlichkeit über diese wichtigen Themen aufzuklären. Eine Aufgabe, die auch nach zehn Jahren weiterhin oberste Priorität hat, "denn die Arbeit der Energiewende Vaterstetten ist immer noch zu unbekannt in der breiten Öffentlichkeit", sagt Josef Mittermeier, SPD-Ortsvorsitzender und ebenfalls Teil des Arbeitskreises. Zu regelmäßig stattfinden Treffen wie dem Energieforum würden immer wieder die selben Gesichter auftauchen.

Um in den Köpfen der Bürger präsenter zu werden, hat Willi Frisch, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Arbeitskreises zuständig ist, auch für die kommenden zehn Jahre einiges vor. Besonders im Bereich Verkehr müsse ein Umdenken der Bevölkerung angeregt werden, so Frisch. Carsharing anstelle des eigenen Autos und E-Mobile statt Benzin- oder Dieselfahrzeugen. Auch Lesungen oder ein Kinoabend in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Vaterstetten seien in Planung. Selbstverständlich wird sich auch hier alles um die Energiewende drehen.

Doch die Bevölkerung ist nur eine Seite der Medaille. Ebenso muss die Politik weiter eingebunden werden. Für das Neubaugebiet in Parsdorf hatte die Energiewende damals ein Konzept für eine flächendeckende Photovoltaikanlage vorgestellt. "Das konnte sich leider nicht durchsetzen", bedauert Fleckner. Viele Hausbesitzer haben jedoch im Nachhinein privat eine Anlage montiert, und das sei ihnen schließlich auch recht.

Besonders stolz sind die drei auf ihr neuestes Projekt: das Energiekonzept. Es soll die Wärme- und Stromversorgung von einem Großteil von Vaterstetten revolutionieren, denn bis jetzt werden dort fast 80 Prozent aus fossiler Energie gewonnen. Bis 2030 soll sich das Verhältnis umdrehen und möglichst viele Haushalte sollen durch erneuerbare Energien versorgt werden. Im Mai wurde der Antrag im Gemeinderat beschlossen, im Moment befindet sich das Projekt allerdings noch in der Prüfungsphase und soll dann in Abschnitten realisiert werden. Dann müssen sich die Bürger nur noch entscheiden, auf das Fernwärmenetz umzusteigen, so Mittermeier. Mehr Wärme und Energie aus erneuerbaren Quellen, das ist wohl der Geburtstagswunsch der Energiewende Vaterstetten. Ein ganz schön reifes Anliegen für einen Zehnjährigen.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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