Bilanz nach eínem Jahr:Bildungspaket wird wenig genutzt

Im Landkreis haben 1250 Kinder Anspruch auf die staatliche Unterstützung - doch nur ein Drittel der Eltern stellen einen Antrag. Der Grund: die bürokratischen Hürden sind groß.

Inga Rahmsdorf

Seit einem Jahr haben Kinder aus bedürftigen Familien Anspruch auf Unterstützung aus dem Bildungspaket. Im Landkreis sind es derzeit Eltern von etwa 1250 Kindern, die finanzielle Mittel für Nachhilfeunterricht, Schulbedarf, Klassenfahrten, ein warmes Mittagessen oder die Mitgliedschaft in Sport- und Musikvereinen beantragten können. Doch ein Jahr nach seinem Start steht das Bildungspaket in der Kritik. Zahlen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) legen nahe, dass das Projekt nur schleppend vorangeht, weil bundesweit noch nicht einmal die Hälfte der Kinder davon profitieren - und dieser Trend zeigt sich auch im Landkreis.

Im vergangenen halben Jahr haben nur etwas mehr als ein Drittel der berechtigten Eltern im Landkreis einen oder mehrere Anträge gestellt. Das zeigen aktuelle Zahlen des Landratsamtes. Das Geld wird nicht an die Eltern ausgezahlt, sondern geht direkt an den Sportverein oder die Schule. Nur für Schulbedarf werden einmal pro Jahr 100 Euro ausgezahlt. Für das Schulstarterpaket wurden im vergangenen Jahr beim Landratsamt auch die meisten Anträge gestellt. Auch die finanzielle Unterstützung für Klassenausflüge wird häufig genutzt. Leistungen für Nachhilfe und Mitgliedschaft in Vereinen wird dagegen kaum beansprucht. Insgesamt wurden im Landkreis im vergangenen Jahr etwa 1800 Anträge zum Bildungspaket gestellt, knapp 100 davon für Nachhilfeunterricht.

Von einem großen Andrang könne bei ihnen bisher keine Rede sein, bestätigt auch Antonie Fußeder, Mitarbeiterin der Musikschule Ebersberg. Es gebe zwar Eltern, die das Angebot nutzen, neue Schüler habe das Bildungspaket der Musikschule aber nicht gebracht. Im vergangenen halben Jahr haben im Landkreis 164 Kinder Unterstützung für den Sport- oder Musikunterricht beantragt - zehn Euro erhält jedes Kind dafür als Unterstützung. "Es muss sich wohl erst noch rumsprechen", sagt Fußeder.

Das Bildungspaket sei schon sehr bürokratisch, kritisiert Elfriede Melbert, Familienbeauftragte des Landratsamtes. Für jedes Kind und jede Leistung muss ein eigener Antrag gestellt werden. Zudem müssen Termine für den Bewilligungszeitraum berücksichtigt werden und Leistungen regelmäßig neu beantragt werden. Für viele Eltern sei es schon sehr schwierig, die oft komplizierten Anträge auszufüllen. Außerdem verursache das Verfahren in der Verwaltung zusätzliche Arbeit, für die es nicht mehr Personal gebe. Auch in den Vereinen bedeute es oft mehr Aufwand, denn ein Teil der Kosten wird vom Amt gezahlt, ein anderer Teil von den Eltern. Melbert begrüßt zwar, dass Eltern nun nicht mehr auf Spenden angewiesen sind, damit ihr Kind auch an einer Klassenfahrt teilnehmen kann. Doch das Grundproblem sieht sie darin, dass das Geld nicht direkt an die Eltern ausgezahlt wird, sondern umständlich über die Vereine. "Wer auf Transferleistungen angewiesen ist, wird unter Generalverdacht gestellt." Dadurch, dass die Eltern das Geld nicht direkt erhalten, werde ihnen Misstrauen entgegen gebracht. Natürlich gebe es auch Menschen, die Leistungen missbrauchen würden, doch das sei nur eine kleine Minderheit. "Die meisten Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder."

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