Bilanz der Umwelt-Aktion:Fürs Klima über die Alpen

1559 Ebersberger machen beim Stadtradeln mit, eine Grafinger Schulklasse fährt bis nach Bozen

Von Franziska Bohn, Ebersberg

"Radeln ist meine Philosophie", sagt Helmut Nebel aus Markt Schwaben. Seit seiner Jugend versucht er, möglichst alle Wege mit dem Rad zurückzulegen. Und das gelingt ihm gut: Beim Ebersberger Stadtradeln fuhr er in drei Wochen 3830,8 Kilometer. Bis nach Timbuktu wäre er damit am Stück gekommen.

Das Stadtradeln ist eine bundesweite Aktion, die vom Klimabündnis organisiert wird, einem Netzwerk aus Städten, Gemeinden und Landkreisen. Ziel ist der Schutz des Weltklimas. Unter dem Motto "Radeln For Future" legten 1559 Teilnehmer aus dem Landkreis in drei Wochen insgesamt 284 722 Kilometer zurück. Zusammen wären die Ebersberger demnach rechnerisch etwa 18 Mal um den Äquator gestrampelt. 40 Tonnen CO₂ wurden dadurch eingespart, so viel wiegen acht ausgewachsene Elefanten.

Bereits zum elften Mal fand die Kampagne statt, der Landkreis nahm zum dritten Mal teil. Landrat Robert Niedergesäß ehrte am Montagabend die besten Radler. Es freute ihn besonders, dass dieses Jahr viele Kindergärten und Schulen mitmachten. Der Klimaschutzmanager des Landkreises, Hans Gröbmayr, sagte: "Wir sind Vorbilder für die Kinder", es sei nicht förderlich, wenn man die Brezen mit dem Auto holt und die Kinder mit dem Auto in die Schule fährt.

Unter den Gewinnern waren auch Schülerinnen und Schüler: Moritz Türck, Nadine Schenker und Melissa Felber radelten im Team des Gymnasiums Grafing. Sie fuhren sogar über die Alpen bis nach Bozen. Mehr als 19 200 Kilometer legten sie mit ihren Klassenkameraden zurück. Möglich war das im Rahmen eines P-Seminars: "Wir haben bereits zum Schuljahresbeginn angefangen, Strecke und Unterkünfte selbst zu planen", erzählt Schenker. Türck sagt: "Das war die erste lange Strecke, die wir auch selbst organisiert haben." Es habe verschiedene Teams gegeben, von Mechanikern, Eventmanagern, Kartografen bis hin zu Medienbeauftragten.

Türck absolvierte extra einen Mechanikkurs, um die Grundlagen der Fahrradreparatur zu lernen. "Und es ist tatsächlich das ein oder andere Rad kaputt gegangen", sagt der 17-Jährige. Ein Highlight sei für alle die Aussicht am höchsten Punkt der Tour gewesen, "da war die Erleichterung groß". Sieben Tage waren die Schüler unterwegs. Auch sonst fahren sie "fast überall mit dem Fahrrad hin", sagt Schenker. "Jeder Kilometer zählt", ergänzt Türck.

Die Schüler erzielten den dritten Platz in der Kategorie "Team", hinter der Grundschule Kirchseeon/Eglharting und der Grund- und Mittelschule Glonn. Die Fahrradaktivste Kommune war Oberpframmern, bundesweit sind sie derzeit sogar auf Platz drei. Das beste Team in der Gesamtleistung wurde das offene Team Poing mit mehr als 13 800 Kilometern. In der Kategorie Vereine siegte der RSC Elkofen. Thilo Bauer gewann den parallel durchgeführten Fotowettbewerb mit einem Foto eines idyllischen Sonnenuntergangs mit Rad und Waggon.

Helmut Nebel siegte nicht nur in der Kategorie Einzelradler, sondern landete mit seinem Sohn Korbinian auf dem ersten Platz in der Kategorie "Team relativ". Pro Radler erreichten sie mit ihrem Team "Warnung: Nebel auf dem Radweg" mehr als 2300 Kilometer. "Ich wollte jeden Tag 150 Kilometer schaffen", sagt der 51-Jährige. Angespornt wurden sie auch vom sportlichen Ehrgeiz: "Ich habe richtig geflucht, wenn andere besser waren als wir." Sein Sohn sagt: "Die CO₂-Vermeidung war ein guter Nebeneffekt." Beide seien "eher langsam" unterwegs und genießen so die Natur und haben "einfach Spaß". Auch bei der Preisverleihung haben sie selbstverständlich ihre Radl dabei. Bis nach Timbuktu werden die beiden an diesem Abend nicht mehr fahren.

Im nächsten Jahr findet das Stadtradeln vom 28. Juni bis zum 18. Juli statt.

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