Bevölkerungszunahme im Landkreis Ebersberg:Unter Druck

Rentner

Die Zahl der Einwohner über 65 Jahre wird laut Prognose in den kommenden zwei Jahrzehnten in allen Landkreisgemeinden stark zunehmen.

(Foto: Stephan Scheuer/dpa)

Neue Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen, welches Wachstum in den Landkreisgemeinden bis 2037 zu erwarten ist. Dieses fällt sehr unterschiedlich aus, mehr Einwohner werden es aber fast überall

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Manche Titel sind nicht ausschließlich ein Grund zur Freude, etwa jener des bayerischen Wachstumsmeisters. Diesen hat der Landkreis Ebersberg laut aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes zwar verfehlt - wenn auch knapp. So erwarten die Statistiker bis Ende 2038 einen Anstieg der Bevölkerung auf dann 159 700 Personen. Im 20-Jahre-Vergleich entspricht dies einem Zuwachs von 12,3 Prozent, im Freistaat gibt es nur im Landkreis Dachau mit 12,4 Prozent noch mehr Zuwachs. In einigen Landkreiskommunen ist dieser indes noch weit höher.

Ausgerechnet in zwei der jetzt schon einigermaßen dicht bevölkerten Gemeinden erwarten die Experten den größten Zuwachs: In Poing und in Markt Schwaben sind Zuwachsraten von 21,9 beziehungsweise 21,2 Prozent prognostiziert. Damit würde zum Jahresbeginn 2038 - die Statistik für die Kommunen umfasst einen anderen Untersuchungszeitraum - Poing 19 100 und Markt Schwaben 16 400 Einwohner haben. Der dritte Platz, zumindest nach Prozentpunkten, geht nach Glonn, rund 6300 Einwohner soll die Marktgemeinde 2038 haben und damit 20,5 Prozent mehr als 2018.

Die übrigen der fünf großen Kommunen des Landkreises wachsen prozentual zwar unterdurchschnittlich, liegen aber noch deutlich über dem Schnitt für Oberbayern und Bayern mit acht beziehungsweise vier Prozent. Auch in absoluten Zahlen sind die Zuwächse erheblich: So wird Vaterstetten zu Beginn des Jahres 2038 etwa 25 800 Einwohner haben, 11,3 Prozent oder 2571 Personen mehr als zwanzig Jahre zuvor. Kirchseeon kommt im gleichen Zeitraum auf 1056 Neubürger, was einem Wachstum um 10,3 Prozent auf dann 11 600 Einwohner entspricht. In Grafing sollen dann 14 900 Leute wohnen, 1297 oder 9,9 Prozent mehr als Anfang 2018. In der Nachbarstadt sind es 9,6 Prozent, damit wird es 2038 etwa 13 300 Ebersberger geben, 1129 mehr als zwei Jahrzehnte zuvor. Die Bevölkerungszahl in Zorneding könnte bis 2038 um 9,4 Prozent wachsen, das entspräche 926 Personen mehr im Vergleich zu 2018. Bereits für Ende der 20er Jahre erwarten die Statistiker, dass die Gemeinde die siebte mit fünfstelliger Einwohnerzahl im Landkreis wird, 2038 könnten es dann 10 300 Zornedinger sein.

So unterschiedlich die Wachstumsraten sind, so sehr ähneln sich die Entwicklungen in einem Punkt: der Demografie. In allen 21 Landkreiskommunen wird es in den kommenden zwei Jahrzehnten eine starke Verschiebung bei den Altersgruppen geben. Besonders starker Zuwachs wird für die Gruppe der über 65-Jährigen erwartet, das Wachstum hier beträgt mit 43,4 Prozent bis 2038 nahezu das Vierfache des allgemeinen Bevölkerungswachstums.

Besonders drastisch fiele dies laut den Statistikern in Glonn aus, wo im Vergleich zu 2018 ganze 80,7 Prozent mehr Senioren erwartet werden. In Pliening sollen es bis Anfang 2038 immerhin 72,8 Prozent mehr über 65-Jährige sein, 67,7 Prozent in Markt Schwaben und 64,7 Prozent in Poing. In den Städten und den großen Gemeinden liegt man mit 36,8 Prozent in Zorneding, 31,9 in Ebersberg, 31,2 in Kirchseeon, 30,7 in Grafing und 23,6 Prozent Zuwachs zwar unter dem Landkreisschnitt, trotzdem wird auch hier in der Altersgruppe der über 65-Jährigen der größte Zuwachs erwartet.

Der zweitgrößte entfällt laut Prognose sowohl im Landkreis mit 15,1 Prozent, wie auch in den Kommunen, auf die Gruppe der unter 18-Jährigen. Den prozentual höchsten Zuwachs gibt es demnach in Poing mit 25,8 Prozent. In einigem Abstand folgen die übrigen großen Kommunen: In Vaterstetten soll es 2038 laut Prognose 19,7 Prozent mehr unter 18-Jährige geben als 2018, in Markt Schwaben 19,3 Prozent, in Kirchseeon 19,1, in Grafing 14,4, in Zorneding 11,5 und in Ebersberg 8,2 Prozent.

Ebenfalls gemeinsam ist allen Gemeinden, dass der Zuwachs der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, also zwischen 19 und 65 Jahren, nur sehr unterdurchschnittlich wächst - oder sogar zurückgeht. So waren Ende 2018 im Landkreis 35 300 Personen zwischen 19 und 40 Jahre alt. Im Jahr 2038 erwarten die Statistiker in dieser Altersgruppe nur noch 34 900 Personen, ein Rückgang um 0,6 Prozent. Anteilsmäßig zurückgehen wird auch die Gruppe der 40- bis 65-Jährigen, hier sind es 2038 nur 4,2 Prozent mehr als 2018. Diese Entwicklung ist nicht überall gleich stark. So könnte in Poing die Gruppe der 18- bis 40-Jährigen um 5,1 Prozent, jene der 40 bis 65-Jährigen um 16,8 Prozent wachsen. In Markt Schwaben wären es in der ersten Altersgruppe 2,3 Prozent, in der anderen 15,1 Prozent mehr. Trotzdem bleibt auch hier der Zuwachs deutlich unter dem allgemeinen Bevölkerungswachstum.

Damit schreibt die Prognose einen Trend fort, der bereits seit Jahren zu beobachten ist. So entsteht zwar in den meisten Gemeinden neuer Wohnraum, aber in geringerer Zahl als in der Vergangenheit. Was den Altersschnitt erhöht, da die Bewohner der alten Siedlungen zahlreicher und älter sind - und immer älter werden - als die Neubürger. Die zwar oft Kinder haben oder bekommen, was den Altersschnitt wieder etwas senkt. Da aus Kindern aber irgendwann Leute werden, die zum Studieren oder Arbeiten den Landkreis verlassen - nicht zuletzt wegen der hochpreisigen Immobilien - schrumpft langfristig der Mittelbau.

Besonders drastisch könnte dies in Vaterstetten und Zorneding ausfallen, hier erwarten die Statistiker, dass 2038 auf 100 Bewohner zwischen 20 und 64 Jahren 47 beziehungsweise 51 über 65-Jährige kommen, landkreisweit sollen es dann 44 sein.

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