Besonderes Bauwerk bei Glonn:Begegnung mit der Mutter Gottes

Die Lourdesgrotte im Ortsteil Schlacht wird gerade in diesen Tagen häufig besucht. Ihre Entstehungsgeschichte aber ist bis heute nicht ganz geklärt

Von Nathalie Stenger

Besonderes Bauwerk bei Glonn: Fast schon mythisch wirkt die Mariengrotte am Waldrand des Glonner Ortsteils Schlacht.

Fast schon mythisch wirkt die Mariengrotte am Waldrand des Glonner Ortsteils Schlacht.

(Foto: Christian Endt)

Sie trägt ein langes weißes Kleid, ein hellblaues Tuch ist um ihre Taille gebunden. Ihr Blick geht in die Ferne, aus ihrer Grotte hinaus sieht sie auf die Felder bei Schlacht. Von Maria ist die Rede, die Mutter Gottes selbst steht als Statue, etwa einen halben Meter groß, in einer vielleicht 150 Jahre alten selbstgebauten Mariengrotte nahe des kleinen Ortsteils zwischen Glonn und Oberpframmern. Warum nur vielleicht 150 Jahre alt? Ganz einfach, weil die genaue Entstehungsgeschichte nicht bekannt ist.

Die Grotte sei von seinem Urgroßvater erbaut worden, heißt es von Anton Kleinmayr, dem ehemaligen Besitzer. Der Vorfahre des heute 85-Jährigen sei schwer krank gewesen und nach, oder eher aufgrund der Genesung habe er die Stätte errichtet, so sei ihm, Anton Kleinmayr, die Geschichte erzählt worden. Ganze Generationen seien Maurer gewesen, bestätigt auch der heutige Besitzer der Mariengrotte, Ernst Kleinmayr. Der 64-Jährige hat Hof, Wald und Wiese, inklusive Grotte und Jesuskreuz westlich von Schlacht von seinem Vater übernommen. Um die Instandhaltung kümmern sich Frau und Tochter, so der junge Kleinmayr, sein Vater gieße noch die Blumen.

Wann die Grotte entstanden ist, ist schwer herauszufinden

Die Suche nach genaueren Daten in Archiven gestaltet sich schwierig. Schlacht gehörte ursprünglich zur Pfarrei Egmating, erst seit April 1927 zählt der Ort zu Pfarrei Glonn, Aufzeichnungen gibt es dementsprechend nur in begrenzter Menge.

Auch die Jahreszahl, die über dem Eingang der Grotte aus Tuffsteinen eingraviert wurde, ist nur bedingt hilfreich. "1810", steht da, man könnte als Bauzeitpunkt also auf den Anfang des 19. Jahrhunderts tippen. Problem ist nur, dass 1810 auch 1870 sein könnte, so genau lässt sich das nämlich nicht erkennen.

Der Glonner Ortschronist Hans Obermair vermutet als Entstehungsjahr eher letztere Zahl, die Marienerscheinung in Frankreich, nach dessen Vorbild in den folgenden Jahren viele Grotten - und eben auch diejenige in Glonn - nachgebaut wurden, war schließlich erst 1858. Der vierzehnjährigen Bernadette war demnach die Mutter Gottes in einer Grotte bei Lourdes im Südwesten Frankreichs erschienen.

Besonderes Bauwerk bei Glonn: Die Entstehungsgeschichte der Mariengrotte gibt Rätsel auf.

Die Entstehungsgeschichte der Mariengrotte gibt Rätsel auf.

(Foto: Christian Endt)

Freilich besteht auch Möglichkeit, dass die für Lourdesgrotten typische Statue mit dem blauen Band erst nachträglich in der Grotte platziert wurde. Ernst Kleinmayr jedenfalls erinnert sich an Erzählungen über eine frühere Beschädigung der Grotte, den Wiederaufbau habe angeblich sein Großvater übernommen. In diesem Zusammenhang scheint das ursprüngliche Baujahr 1810 nicht unrealistisch. Allerdings, so Obermair, sei dies die Zeit der Säkularisation gewesen, hier "wurden Kirchen und Kapellen abgerissen und in der Regel nicht gebaut".

Doch selbst wenn man die Jahreszahl mit Sicherheit feststellen könnte, ist längst nicht alles auf der mit Efeu umwucherten Inschrift entschlüsselt. Ein undeutlicher Buchstabe steht unterhalb der Ziffern, danach folgt ein senkrechter Strich und zuletzt ein spiegelverkehrtes "K". Für Kleinmayr, vermutet Obermair, das Zeichen davor könne ein "J" sein. Für Johann? Das umgedrehte K bedeute womöglich den Tod des Jungen, der laut Ortschroniken 1871 verstorben ist, so der Historiker. Der gebürtige Glonner und Feldgeschworene Anton Hauser hingegen ist sich sicher, dass mit den Buchstaben Anton Kleinmayr gemeint ist.

Seit Corona zieht die kleine Grotte deutlich mehr Menschen an

Wie die Geschichte der Grotte nun auch lauten mag, Fakt ist, dass es sich um einen außergewöhnlichen Ort handelt. Seit nun mehr als zehn Jahren wird bei schönem Wetter die Maiandacht abgehalten, erzählt der Besitzer. An die 30 Leute versammeln sich dann bei Grotte und Jesuskreuz am Waldrand, knapp fünfhundert Meter von der Ortsmitte Schlachts entfernt.

Ein Schild mit den Initialen "A" und "B" sowie dem Jahr 1992, das an den Innenwänden der Lourdesgrotte angebracht ist, deutet darauf hin, dass dieser Zeitraum ein, so nennt es Obermair, "aktives" Jahr gewesen sein muss. Auch ein weiteres altertümliches Holzschild mit der Inschrift "Maria hat geholfen" zeigt, dass die Grotte in vergangen Jahren für Menschen von besonderer Bedeutung war - und wie sich gerade in Krisenzeiten zeigt - immer noch ist.

"Seit Corona machen deutlich mehr Leute einen Spaziergang zur Grotte", so Ernst Kleinmayr. Letztens hätten zwei Frauen einfach auf den Bänken gesessen und gesungen. "Weil die Menschen jetzt Zeit haben", sagt er.

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