Süddeutsche Zeitung

Besonderer Neubau in Hohenlinden:Gegründet auf 360 Pfähle

Am 1. September wird in Hohenlinden das neue katholische Pfarrheim eingeweiht. Das moderne Gebäude ist ein spektakulärer Blickfang geworden

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Mit einem Stehempfang und Tag der offenen Tür wird am Sonntag, 1. September, der Neubau des katholischen Pfarrheims an der Pfarrer-Andrä-Straße neben der Pfarrkirche eingeweiht. Als Ersatz für das marode alte Gebäude, das abgerissen wurde, ist nach eineinhalb Jahren Bauzeit und vielen Herausforderungen ein energieeffizientes Haus in Holzständerbauweise errichtet worden. Die 1827 gegründete Pfarrei Sankt Josef hat es in einem Pilotprojekt des Erzbistums München und Freising, das Eigentümer und Financier ist, in Eigenregie erstellt.

Das vom Architekturbüro Rieger-Lohmann aus Isen konzipierte neue Wahrzeichen sorgt mit dem Aufsehen erregenden wellenförmigen Blechdach für einen spektakulären Blickfang: "Wir sind froh, dass wir das Gebäude so gemacht haben, die Resonanz ist positiv", sagt Kirchenpfleger Josef Gallenberger. "Das Haus kann sich sehen lassen, wir sind stolz darauf." Der Kirchenpfleger und das Team haben viel Zeit ehrenamtlich in das Projekt gesteckt. Am Sonntag wird Christoph Stürzer, der Leiter des Pfarrverbands Maria Tading, zu dem Buch am Buchrain, Hohenlinden, Forstern und Pastetten gehören, das neue Pfarrheim nach dem Gottesdienst um 10.15 Uhr einweihen.

Das marode alte Pfarrheim aus den 1960er-Jahren mit Saal im Obergeschoss wurde abgerissen und das neue Gebäude wegen der instabilen Hanglage auf Empfehlung eines Gutachters auf 360 Pfählen auf dem kirchlichen Grund am Friedhof gebaut. "Wir sind froh, dass wir uns für den Neubau und gegen eine teure Sanierung entschieden haben", sagt Gallenberger dazu. Der Neubau sei umweltfreundlich und autark, also unabhängig vom benachbarten Pfarrhaus, er ist an das gemeindliche Nahwärmenetz angeschlossen. Bei der Seitenansicht von außen beeindrucken die Holzfassade und das markante wellenförmige Dach. Vom Pfarrgarten aus gibt es wegen der großen Fenster und Glastüren einen schönen Blick in den Pfarrsaal. Umstritten ist die kühle Optik des nördlichen Haupteingangs an der Straße, weil fast nur das Aluminiumdach mit zwei kleinen Fenstern und der Eingangstür zu sehen ist, immerhin der Blick auf den Kirchturm ist frei geblieben.

Doch wer - vielleicht noch etwas skeptisch - die Stufen oder mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen die Zufahrt zur Eingangstür hinter sich gelassen und das lichtdurchflutete Gebäude betreten hat, wird wegen des stimmigen Innenraums und heller, dezenter Farben positiv überrascht. Im Innenbereich überzeugt das neue Pfarrheim mit weißen Steinfliesen aus Italien, Parkettböden und geschwungener Decke aus heimischen Hölzern wie Eiche, Lärche und Fichte und Terrassentüren aus noch robusterem sibirischen Lärchenholz.

Bei einem Rundgang erläutert Gallenberger das Raum- und Technikkonzept. Innen wirkt das Gebäude großzügig, lichtdurchflutet, hell und durchdacht, per Fernbedienung können Fenster geöffnet werden, es gibt Räume für Archiv, Lager, Technik und barrierefreie Toiletten. Mittelpunkt ist der bereits mit soliden neuen Holzstühlen und Tischen möblierte und mit einer mobilen Trennwand teilbare 80 Quadratmeter große Pfarrsaal für Seniorennachmittage, Eltern-Kind-Gruppen und Versammlungen. Die wellenförmige Akustikdecke aus Holz ermöglicht guten Klang bei Konzerten. Die großen Seitenfenster und die riesigen Fenster samt Glastüren mit Panoramablick auf die überdachte hölzerne Terrasse und den Pfarrgarten sorgen im Multifunktionsraum für das gewisse Etwas, auch weil derzeit die Grabsteine direkt neben der Terrasse stehen. "Das macht nichts, der Friedhof gehört zum Leben und passt zur kirchlichen Einrichtung", sagt Gallenberger. Es werde aber noch die beim Gärtner eingelagerte alte Hecke wieder eingepflanzt. Ein Zaun ist nicht geplant. Der Saal ist mit einer Durchreiche mit der Küche verbunden. Ein altes Kruzifix aus Holz und weißem Porzellan, das ein halbes Jahrhundert den alten Saal schmückte, befindet sich nun im Flur an einem Ehrenplatz an gut sichtbarer Stelle an der Wand. Das Foyer im Eingangsbereich ist großzügig gestaltet und einladend hell - für Licht sorgen Dachfenster, Lichtkuppeln und eine Lichtleiste. Neben dem Saal befindet sich der durch eine Wand getrennte Jugendraum mit kleiner Küche und Terrassentür. Daneben ist das Pfarrbüro mit Blick auf Kirchturm und Pfarrgarten. Nach dem Haupteingang folgt ein Raum, wo Kinderwagen abgestellt werden können und an einer Magnettafel über Termine informiert werden soll. Das Pfarrheim gehört dem Erzbistum und wird von der Pfarrgemeinde verwaltet: "Es passt", lautet Gallenbergers Fazit.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2019
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