Bereicherung für das Kulturleben:Bühnenmensch mit Herz

Conny Hoffmann vom Weinbeisser in Anzing

Bei Conny Hoffmann im kleinen Anzinger Weinbeisser gingen die großen Künstler ein und aus.

(Foto: privat)

Weinbeisser-Gründer Conny Hoffmann feiert 80. Geburtstag

Von Anja Blum, Anzing

Ein freier Geist, ein großes Herz und obendrein eine Prise Berliner Schnauze: Conny Hoffmann muss man einfach mögen. Kein Wunder, dass er hier im oberbayerischen Anzing, fern seiner ursprünglichen Heimat, einst schnell so tiefe wie breite Wurzeln geschlagen hat. Doch soll es hier weniger darum gehen, Sympathiepunkte zu verteilen, sondern vielmehr Verdienste zu würdigen, denn Hoffmann, den alle nur Conny nennen, feiert an diesem Wochenende seinen 80. Geburtstag. Mit einem Umtrunk im Silbersaal des Deutschen Theaters in München - wie es sich für einen echten Bühnenmenschen gehört.

Vor 30 Jahren hat Hoffmann den Weinbeisser in Anzing gegründet, diese einmalige Kleinkunstbühne in der guten Stube eines Bauernhauses. Feine Weine, Brotzeitbrettln und Künstler - vorzugsweise Kabarettisten und Musiker - hielten dort Einzug. Auf nur einem guten Quadratmeter spielten sie hier, stets auf Augenhöhe und Tuchfühlung mit dem Publikum. Viele große Namen konnte Hoffmann nach Anzing locken, entdeckte mit seinem hervorragenden Gespür aber auch so manches Talent, das erst später die großen Säle füllte. Sie alle waren schon im Böglhof in Obelfing: Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Helmut Schleich, Andreas Rebers, Martina Schwarzmann, Matthias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber, Martina Eisenreich natürlich, Werner Meier, Evelyn Huber, Rudi Zapf.

Hoffmann agierte dabei als Intendant und Wirt in Personalunion. Mit der ihm eigenen Bestimmtheit sowie Großzügigkeit verhalf er allen Gästen zu Genuss und Freude - Widerstand völlig zwecklos. Schnell wurde der Weinbeisser so zum zweiten Wohnzimmer vieler Kunstfreunde in der Umgebung und zum Geheimtipp für jene von weiter weg. Man ging einfach "zum Conny", der für jeden ein schönes Plätzchen, einen guten Tropfen und ein liebes Wort übrig hatte. Ein unbezahlbarer Liebesdienst an der Kultur im Landkreis, die seit nunmehr 30 Jahren durch die Anzinger Kleinkunstbühne entscheidend bereichert wird.

Zwar nahm Hoffmann vor knapp einem Jahr seinen schwarzen Hut. Schließlich wird er nun 80, und um die Gesundheit ist es auch nicht mehr allerbestens bestellt. "Man wird halt nicht jünger", sagt er und lächelt tapfer. Doch im Weinbeisser geht es weiter: Stephie Propstmeier, einst Stammgast, unterstützt Wirt Dirk Zeilmann, und ums Programm kümmern sich zwei Experten: Zither-Manä und Kabarettist Holger Paetz.

Vermutlich ist es so, dass auch Hoffmann selbst einst in Anzing jene Heimat fand, die ein aufregendes, kreatives Leben braucht. Seine eigentlichen Wurzeln nämlich musste er früh kappen: Aufgewachsen ist er in der ehemaligen DDR, in Halle an der Saale - mit einem frühen Drang zum Theater, wie er sagt. Also absolvierte er eine Ausbildung zum Handpuppenspieler sowie eine zum Feinmechaniker im Bereich Kameras, seine freie Zeit verbrachte er am Stadttheater: Bühne fegen, Kabel aufrollen, Requisiten herbeischaffen. Mit 17 dann ging Hoffmann nach Berlin, ließ sich dort zum Kameramann ausbilden. Doch schon bald bekam der Freigeist die Macht des Staatsapparats zu spüren - und ging. Seine Familie musste er zurücklassen.

Beruflich aber erwies sich die Flucht für den jungen Hoffmann als gute Entscheidung: In den CCC-Studios und am Düsseldorf er Schauspielhaus durfte er diverse Größen kennenlernen, Heinz Erhard zum Beispiel und Gustaf Gründgens. Und so ging es weiter, in Bremen, in Ulm, an diversen Bühnen Berlins und zuletzt am Deutschen Theater in München, wo Hoffmann 25 Jahre lang als Chef für Technik und Beleuchtung verantwortlich war. Nebenher arbeitet er aber immer auch selbständig, für den Bayerischen Rundfunk etwa.

Sehr, sehr viel zu erzählen hat Hoffmann heute, kein Wunder, 60 Jahre Bühne liegen hinter ihm. Fast wie nebenbei hat er drei Kinder gezeugt, die ihm sieben Enkel schenkten. Langweilig wird es ihm indes auch jetzt wohl nicht werden. Zu sehr genießt er seine Zeit, im Chiemgau oder in Südtirol, außerdem möchte er sich gerne mal wieder als Dokumentarfilmer betätigen. Klar, denn die Füße hochlegen, das kann er ja immer noch.

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