Die Grundrechenarten werden beim Besuch einer Grundschule gelehrt - benötigt werden sie dann aber auch, geht es darum, eine solche zu bauen oder zu renovieren. Letzteres plant die Stadt Ebersberg in Oberndorf, die dortige Schule soll vergrößert und generalsaniert werden. Und hier ist nun besonders die erste Grundrechenart wichtig: das Addieren. Denn statt rund acht Millionen Euro, wie noch im Frühjahr veranschlagt, wird das Projekt um etwa zwei Millionen Euro teurer werden.
Baukostensteigerungen begleiten die Ebersberger Stadtratsmitglieder gewissermaßen durch das Jahr. Bei der Sanierung des Hallenbades und beim Neubau des Waldsportparks musste man bereits die Budgets erhöhen, nun stand dasselbe für das nächste Großprojekt an. Wobei das gerade bei der Oberndorfer Schule auch keine Neuigkeit mehr ist, dieses Projekt, beziehungsweise die Planung und Budgetierung dafür reicht noch ein gutes Stück in die vergangene Wahlperiode zurück.
Vor knapp vier Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, die noch weitgehend im Originalzustand der 1950er erhaltenen Sanitäranlagen erneuern zu lassen. Außerdem beauftragte man die Planung für eine Erweiterung der Schule. Drei Nutzungen sollen künftig mehr Platz bekommen: die Mittagsbetreuung, der im Schulhaus untergebrachte Kindergarten und der Sportunterricht durch eine größere Turnhalle. Bei letzterem entschied sich das Gremium sogar für eine besonders großzügige Erweiterung, weil man so auf besonders großzügige Fördermittel hoffte.
Was sich indes als leere Hoffnung herausstellte. Denn Anfang des Jahres erfuhr die Stadt, dass es nichts wird mit Fördergeld. Grund ist der Schulverbund mit Frauenneuharting. Da dort bereits vor einigen Jahren eine Turnhalle gefördert wurde, gilt der Schulverbund gewissermaßen als saturiert, und es gibt für die Sportstätte in Ebersberg kein Geld mehr. Die Planung für den Schulumbau war da allerdings schon so weit fortgeschritten, dass der Stadtrat beschloss, auch ohne zusätzliches Fördergeld daran festzuhalten.
Damals ging man allerdings noch von einer Gesamtsumme von etwas mehr als acht Millionen aus, nun stellten die Planer eine neue Kalkulation vor, die um 2,1 Millionen Euro teurer ist. Größter Treiber seien die allgemeinen Steigerungen bei den Baukosten, wie sie wegen der Corona-Krise derzeit alle Vorhaben betreffen. Zum einen liegt das an der starken Auslastung der Baufirmen, die noch damit beschäftigt sind, die Ausfälle der ersten Corona-Monate nachzuholen. Zum anderen haben sich durch Störungen des Handels - ebenfalls als Folge der Pandemie - die Baumaterialien verteuert, was die Kosten weiter erhöht.
Im städtischen Bauamt hält man die Kostensteigerung für nachvollziehbar. In ihrer Stellungnahme empfahl die Verwaltung daher dem Technischen Ausschuss, das Budget für den Schulumbau entsprechend anzupassen. Was dieser dann auch einstimmig tat - allerdings mit einer nicht ganz so kleinen Ausnahme.
Denn in der Planung enthalten war eigentlich auch ein neuartiger Bodenbelag für die Turnhalle, ein sogenannter LED-Sportboden. Dabei, so erfuhren es die Ausschussmitglieder auf Nachfrage von Bernhard Spötzl (FDP) und Alexander Gressierer (CSU) handele es sich um ein System aus im Boden eingebauten Lampen, welche die herkömmlichen Markierungen überflüssig machen und die Halle verwirrungsfrei in ein Spielfeld für jede Sportart verwandeln könnten. Oder auch nicht. Angesichts der in der Sitzung vorgestellten Kostensteigerung beschloss der Ausschuss die zweite Grundrechenart anzuwenden: das Subtrahieren und so immerhin 200 000 Euro nicht auszugeben. Die Halle wird nun wie üblich markiert.
Eduard Zwingler (FW) sprach zum Schluss noch eine mathematische Übung an, die eher in den höheren Klassen zum Einsatz kommt: Rechnen mit einer Unbekannten. Er gehe nämlich davon aus, "dass es sicher noch weitere Steigerungen geben wird". Dies hält offenbar auch Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger (CSU), der die Sitzung leitete, für nicht ganz unwahrscheinlich. Die Planer, so Obergrusberger, "sollten schon noch einmal aufzeigen, wo man noch Einsparpotenzial hat". Es gehören eben nicht nur Rechen- sondern auch Hausaufgaben zum Bau einer Schule dazu.
