Bejubelter Auftritt:Oberflächlich und tiefgründig

Bejubelter Auftritt: Zwischen Mallorca-Hits und politischem Kabarett: Roland Hefter und Barbara Jenne in Grafing.

Zwischen Mallorca-Hits und politischem Kabarett: Roland Hefter und Barbara Jenne in Grafing.

(Foto: Christian Endt)

Kabarettist Roland Hefter trifft in Grafing den richtigen Nerv

Von Konstantin Schätz, Grafing

Der Verkauf seiner roten Fußmatten boomt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist einem klar: Roland Hefter ist kein normaler Künstler. Irgendetwas an ihm ist anders. Als der Münchner Liedermacher die Pause ankündigt, stellen viele Zuhörer ihr Bier zur Seite und eilen zur Bühne. Sie wollen diese roten Fußmatten kaufen: "As Leben ist eh scho schwer und jetzt kimmst Du daher!", steht in schnörkeliger Schrift auf den Matten. Ob nun mehr Leute seine CDs kaufen oder diesen ausgefallenen Fan-Artikel, lässt sich nicht sagen. Eins ist allerdings klar: Nicht alle wollen seine Musik nur in den Ohren haben, manche wollen die Texte von Roland Hefter vor ihrer Haustür wissen und ihre Schuhe daran abstreifen.

Dass er anders ist, sei ihm bewusst, sagt der 50-jährige Kabarettist. Er schiebt es auf sein Alter: "Mit 50 scheißt ma si goa nix mehr. Da is ois egal", sagt er. Verarbeitet hat er das Gefühl in seinem Lied "So wia i wui". Er berichtet darin von einer gewissen Alterssturheit. Dazu erzählt er im gut besuchten Saal im Grafinger Wildbräu eine Anekdote: Er habe in seiner Küche einen neuen Boden verlegen wollen. Die Bedienungsanleitung habe er ignoriert. Er wollte es auf seine Art machen. Am Ende lag der Teppich schief in der Mitte des Raums und an der Seite klebten seine Socken.

Mehr als 300 Leute ließen sich am Samstag vom langhaarigen Kabarettisten unterhalten. Es war das Abendprogramm für den Heimatmarkt, der tagsüber stattgefunden hat. Für den Veranstalter Stefan Pansdorfer waren es etwas weniger Leute als erhofft. Für den Musiker waren es mehr als erwartet: "Als wir am Nachmittag aufgebaut haben, war wegen des schlechten Wetters kaum etwas los auf dem Heimatmarkt. Das ist echt schade. Sie haben sich solche Mühe gegeben", sagt Hefter nach dem Auftritt. Dass dennoch 300 Leute den Weg in die Halle des Wildbräu gefunden haben, habe ihn gefreut. Dass sie gelacht haben wie 500, ist ihm zu verdanken.

Sein trockener Charme. Das ist es, was sein Publikum zum Lachen bringt. Manchmal erinnert er dabei an einen 50-jährigen Lausbub, der einen Witz erzählen will, den er aufgeschnappt hat. Manchmal könnte man seine Lieder für bayerische Mallorca-Hits halten - so zum Beispiel das Lied "Mausi - Heid sauf i di sche". Manchmal bekommt sein Programm den Anstrich eines politischen Kabarettprogramms. Doch meistens thematisiert er in einem Wechsel aus lustiger Oberflächlichkeit und nachdenklicher Tiefgründigkeit das, was alle verbindet: die Menschlichkeit.

In seinem Lied "Des is doch jedem scho passiert" hat Hefter die kleinen Blamagen vertont, die in der ein oder anderen Weise jeder schon erlebt hat. Wenn man beispielsweise in einem Lokal die Geschlechter-Zeichen auf den Toilettentüren falsch deutet. Einen kleinen Tipp, wie man sich größtenteils unbeschadet aus der Situation befreien kann, gibt Hefter dem Publikum auch mit auf den Weg: "I hob dann einfach ordentlich Krach gmacht, bin aussa ganga und hob zu de zwei Damen gsagt: ,So jetzt geht ois wida.'"

Zwei Stunden lang sind die Blicke des Publikums auf ihn und Barbara Jenne alias "Babsi" gerichtet. Er spielt zum Gesang E-Gitarre, sie begleitet seine Musik mit einem abgespeckten Schlagzeug. Statt einer großen Bass Drum hat sie ein Cajon dabei. Ein Holzkasten, der weniger laut ist als die große, liegende Trommel, die man sonst kennt. Seit 20 Jahren mache Babsi aus Oberpframmern mit ihm Musik. "Sie ist meine Ex-Freundin", verrät er nach dem Auftritt und lacht. Doch das Duo harmoniert weiterhin.

Seine Idee, Botschaften auf Fußmatten zu drucken, habe nicht nur dem Publikum gefallen, berichtet er noch vor dem Verkauf. Die NPD habe ihn mal gefragt, ob er für sie nicht auch einmal solche Matten entwerfen könne, erzählt er. Das habe er dann auch getan. Rechts unten habe er darauf das Parteilogo platziert. In die Mitte habe er auf die NPD-Matte geschrieben: "I bin a Oaschloch und do bin i dahoam". Lautes Lachen und tosender Applaus füllen den Saal.

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