"Wolln's zum Altenheim?", fragt ein junger Mann aus seinem Geländewagen und lacht. Er blickt rüber zu einem Herr mit Karohemd. Der Bürgermeister von Glonn, Josef Oswald, steht auf einem Grünstreifen an einer Holzbank. Er versucht gerade, ein Schild mit der Aufschrift "Altenheim" mit dem eigens dafür gebauten Klappmechanismus festzustellen.
Der Bürgermeister steht natürlich nicht ohne Grund hier. Am Dienstag hat der Bauhof Glonn in einer koordinierten Aktion 18 baugleiche Mitfahrbankerl im Landkreis aufgestellt. Dadurch ist quasi über Nacht ein richtiges Netzwerk aus Mitfahrbankerln entstanden, das die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Egmating, Oberpframmern, Moosach und Glonn miteinander verbinden soll. Bald soll auch noch Baiern mit zwei Bänken folgen. Wer sich auf die Bänke setzt, kann Vorbeifahrenden signalisieren, dass er gerne mitgenommen werden möchte - und durch die Schilder auch gleich das Ziel anzeigen.
Ein örtlicher Schreiner hat die Bänke hergestellt
So richtig können es die Initiatoren vom Aktionskreis Energiewende Glonn 2020 selbst noch nicht glauben, was sie da ins Leben gerufen haben, denn am Ende ging alles Schlag auf Schlag. Bis vor kurzem waren deutlich weniger Bankerl geplant gewesen, "aber das Interesse im Landkreis war so riesig, dass die Glonner Zimmerei Gröbmayr gleich 20 Stück auf einmal herstellte", erläutert der Vorsitzende des Aktionskreises Hans Gröbmayr. "Alle Teile sind in der Region hergestellt, sogar die Betonpfosten", versichert Johann Huber, Zweiter Bürgermeister von Oberpframmern.
Links vom Bankerl ist eine Säule aufgestellt, aus der sich wie bei einem alten Bahnsignal verschiedene Holzschilder mit Ortsnamen herausklappen. Damit man sich beim Warten keinen Krampf im Arm holt, kann man diese feststellen.
Bankerl-Spitzenreiter im Landkreis ist Glonn mit elf Bankerln. Dort gibt es auch Ziele innerhalb der Gemeine wie Supermärkte oder den Friedhof. Die anderen Gemeinden haben es erst einmal mit jeweils ein bis zwei Bankerln versucht. Nicht nur das Design, sondern auch die Installation der Bänke stellte die Initiatoren vor Herausforderungen "Wir mussten überraschend viele Faktoren berücksichtigen", erklärt Peter Hertrampf vom Aktionskreis Energiewende Glonn. "Es musste immer auch ein Rückweg möglich sein, damit die ältere Dame ohne Handy nach dem Besuch des Friedhofs auch wieder nach Hause kommt."
In Glonn sucht man noch nach Sponsoren
Die Bänke seien zudem an sicheren, gut einsehbaren Orten aufgestellt, die auch im Dunkeln ausgeleuchtet sind. Auch auf entsprechende Haltemöglichkeiten für die Autofahrer sei geachtet worden. Aktuell befindet sich der Aktionskreis im Gespräch mit den Gemeinden Grafing, Ebersberg und Zorneding, um die dort bereits bestehenden Bankerl mit entsprechenden Schildern in das Netz aufzunehmen.
Für die Finanzierung der Bänke kommt meist die beteiligte Gemeinde auf. In Glonn sucht man aber noch nach Sponsoren, der Verein hat sie dort zunächst aus eigener Kasse bezahlt. Das Konzept hinter den Mitfahrbänken stammt ursprünglich aus der Eiffel, kommt aber mittlerweile deutschlandweit zum Einsatz. Für die Mitnahme von Personen vom Bankerl benötigt man keine zusätzliche Versicherung - die normale Kfz-Haftpflicht greift.
Während die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden selbst noch etwas wie bestellt und nicht abgeholt dastehen, nähert sich schon eine interessierte ältere Dame. Vielleicht wähnt sie sich in Gedanken bereits im Geländewagen des feschen jungen Mannes, der sie vom Einkauf nach Hause bringt.