Beeindruckende Darbietungen:Mit dem Polarexpress zum Nordpol

Weihnachtskonzert Gymnasium Grafing

Der Wahlkurs Orchester entführt das Publikum auf eine magische Reise in den Norden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Grafinger Gymnasium geht mit seinem Weihnachtskonzert auf eine musikalische Reise

Von Anna Horst, Grafing

"Alles einsteigen in den Polarexpress! Nehmen Sie spätestens jetzt Ihre Plätze ein, wir starten nun unsere Reise in Richtung Nordpol!", tönt es am Donnerstagabend von der Bühne in der Grafinger Stadthalle. Die Ansage kommt vom Zugschaffner, der zusammen mit einem Engel, dem Landstreicher und Dickens' Ebenezer Scrooge, gespielt von Mitgliedern des AK Theater, mit viel Witz durch das Programm des Weihnachtskonzerts des Grafinger Gymnasiums führt. Brav folgen alle Zuschauer dem Aufruf, und es kehrt Ruhe in der Grafinger Stadthalle ein. "Menschen! Urgh, ich hasse Menschen", kommentiert ein besonders übel gelaunter Passagier im Polarexpress: Der Grinch kann weder Weihnachten noch Menschen ausstehen, weshalb er das Fest der Liebe stehlen möchte. Doch dafür muss er es erst zum Nordpol schaffen, und wohl oder übel in den musikalischen Polarexpress des Grafinger Gymnasiums einsteigen.

Zum Aufbruch Richtung Norden bläst der Wahlkurs Orchester mit der "Ouverture Miniature" aus der Nussknacker-Suite von Peter Iljitsch Tschaikowski. Trotz der großen Besetzung mit Streichern, Holz- und Blechbläsern und Triangel klappen Einsätze und Dynamik gut - für ein Schulorchester nicht selbstverständlich. Mit viel Gefühl für die zarte Melodie schaffen es die Schüler, besinnliche Stimmung in den Saal einkehren zu lassen. Den "Russischen Tanz", ebenfalls aus der Nussknacker-Suite, präsentiert das Orchester mit mehr Schwung und sichtbar viel Freude am Musizieren, die einige verschwommene Töne gleich wieder wettmacht.

Die Zugreise wird fortgesetzt mit dem Adagio des Konzerts für Oboe in d-Moll von Alessandro Marcello, das ein Ensemble aus zwei Violinen, einer Bratsche, einem Cello, Klavier und einer Blockflöte spielt. Amelie Sieben übernimmt mit ihrer Flöte die Solorolle der Oboe, eine Aufgabe, die ihrem Instrument nicht häufig zukommt. Als Solist brilliert auch Timotheus Lass aus der achten Jahrgangsstufe auf dem Flügel und stellt bei Schuberts Impromptus Nr. 2 op. 90 ungeahnte Virtuosität zu Schau. Das Stück besteht zum Großteil aus Läufen in Sekund-Schritten, die der junge Pianist mit der nötigen Geschwindigkeit, aber ohne an Leichtigkeit einzubüßen, meistert. Dabei schafft er es, Dynamikwechsel wirkungsvoll umzusetzen, das anfängliche Pianissimo geht später in ein bedrohliches Forte über, das sich in den gebannten Blicken des Publikums widerspiegelt.

Der Wunsch des moderierenden Grinches, es möge nach der Pause "bloß keine Weihnachtsschnulze" kommen, wird ihm zu seiner großen Freude erfüllt: Gleich zwei Percussion-Gruppen heizen in der Grafinger Stadthalle mit schnellen Beats ordentlich ein. Ebenso außergewöhnlich und nicht minder mitreißend ist eine Darbietung von Nebojsa Zivkovics "Prokleti Koreni" von dem Achtklässler Johannes Schakow auf dem Marimbaphon. Vier Schlägel gleichzeitig setzt er mit beeindruckender Präzision ein und entlockt seinem Instrument dadurch tänzerische balkanische Klänge.

Neben den beiden Chören, einer Variante des Cupsongs, einigen "Winterszenen" und der Band "The Letterbox" stehen außerdem noch Darbietungen auf dem Programm, die aus dem Abend mehr als nur ein Weihnachtskonzert machen. Der AK Akrobatik baut beispielsweise beeindruckende Pyramiden, und die Klasse 5e gibt Hoffmann von Fallerslebens "Gedicht vom Schlaraffenland" in zwei Varianten zum Besten: zuerst als Rap und anschließend in rezitierendem Ton, der allerdings nicht lange ernst bleibt. Sämtliche Speisen nämlich, die von Fallersleben in seinem Gedicht aufzählt, hüpfen in Persona auf die Bühne, bis hin zu den Bonbons und dem Schwein, dem das Messer schon im Rücken steckt.

Im Publikum sorgt das für einige Lacher, genauso wie die kurz darauf folgende Anmoderation durch Ebenezer Scrooge: "Ich spür's, meine Zeit kommt, ich hör' schon die Engel singen!" "Christmas Lullaby" von John Rutter und "Go tell it on the Mountain" sind die beiden Stücke, die zwar keine Engel, aber der nicht minder gesanglich begabte Unterstufenchor aufführt. Als der Polarexpress schließlich am Nordpol ankommt, steht schon die Big Band bereit und entlässt alle Mitfahrer mit drei schwungvollen Jazz-Stücken aus dem Zug. Ob der Grinch seinen Plan umsetzen kann und Weihnachten von den Menschen stiehlt, bleibt aber offen.

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