Krise bei Münchner Agrarunternehmen:Bier statt Baywa

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Die im Landkreis wachsende Braugerste geht vor allem an die Brauereien in Grafing und Markt Schwaben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landwirte im Landkreis Ebersberg haben sich für die Vermarktung ihrer Ernte schon vor Jahren Alternativen zu dem Münchner Großkonzern gesucht. Ein Teil des Getreides geht direkt an die Brauereien.

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Die finanzielle Schieflage des Münchner Unternehmens Baywa schlägt hohe Wellen. Ein Umsatzrückgang um 15 Prozent hatte den Gewinn des Agrarhändlers im ersten Halbjahr 2024 auf null reduziert. Die Aktie stürzte ab. Noch 2023 hatte der Umsatz bei 24 Milliarden gelegen und war damit höher als bei einigen Dax-Konzernen wie Adidas oder Infineon. Der seit rund hundert Jahren bestehende Konzern mit mehr als 25 000 Mitarbeitenden weltweit und 8000 in Bayern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft – als Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, aber auch als Abnehmer von Getreide, das viele Bauern direkt an den Großhändler liefern, der es dann weiterverkauft.

Auch bei den Landwirten im Landkreis Ebersberg sorgen die Turbulenzen bei der Baywa für Gesprächsstoff, Berührungspunkte mit dem Unternehmen gibt es nämlich immer wieder, als Berater, Lieferant für Schlepper und andere Landmaschinen etwa. Für Traktoren der viel gebrauchten Marke Fendt ist die Baywa exklusiver Lizenz-Partner.

Der Bauernverband hat in einem Schreiben über die Situation der Baywa informiert

Als Abnehmer für Getreide allerdings hat die Baywa nach Einschätzung von Landwirten im Landkreis keine Bedeutung, wie etwa Bauern-Kreisobmann Matthias Vodermeier aus Neufarn erklärt. Milchbauer Roman Loidl aus Moosach berichtet, dass er zwar ein Schreiben vom Bauernverband bekommen habe, in dem darauf hingewiesen werde, dass an die Baywa geliefertes Getreide unter Eigentumsvorbehalt stehe und im Ernstfall nicht in die Insolvenzmasse eingehen würde. Aber das Unternehmen habe im Landkreis Ebersberg eigentlich keine Infrastruktur, das nächste Erfassungszentrum liege in Wolnzach.

Baywa-Lagerhäuser, die es etwa in Zorneding einmal gegeben habe, seien aufgelöst worden, bestätigt auch der frühere Kreisbauer, Biolandwirt Franz Lenz aus Zorneding. Brauereien wie Schweiger in Markt Schwaben und Wildbräu in Grafing nähmen einen Großteil der Braugerste ab, die im Landkreis angebaut werde. Abgesehen davon seien viele Bauern vor allem aus dem Osten des Landkreises an einem Lagerhaus in Feldkirchen beteiligt. „Gott sei Dank haben wir das damals selber übernommen“, sagt Lenz. Die Baywa habe ebenfalls großes Interesse an der Lagerstätte gehabt. Sie war 2007 von mehr als 130 Landwirten aus dem Münchner Osten gekauft worden und wird seither von einer gemeinsam gegründeten Gesellschaft verwaltet. Von Feldkirchen aus wird die Ware dann weiter vermarktet.

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