Bayernweites Bündnis für Bienen:Naturschützer schwärmen aus

Bienenwiese am Lindenanger, Friedenseiche VIII

Die Population von Wildbienen hat stark abgenommen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Um auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" aufmerksam zu machen, hat sich in Kirchseeon ein Aktionsbündnis gegründet. Auch ein landkreisweiter Zusammenschluss will für die Unterschriftenaktion werben

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

"Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben" - dieser Satz wurde einst Albert Einstein in den Mund gelegt, tatsächlich gesagt hat er ihn allerdings wohl nie. Doch wer auch immer Urheber dieser Weisheit ist, der hat im Kern nicht ganz unrecht. Geht die Population der Insekten zurück, schwindet die Nahrungsgrundlage für andere Tiere - und schließlich auch für den Menschen. Um diesen Prozess aufzuhalten, haben sich unter dem Motto "Rettet die Bienen!" bayernweit Aktionsbündnisse gebildet. Und auch im Landkreis krempeln die Insektenschützer ihre Ärmel hoch. Seit kurzem gibt es ein solches Bündnis im Markt Kirchseeon, ein landkreisweites soll demnächst folgen.

Ziel dieser Zusammenschlüsse ist es, für das Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt, das von 31. Januar bis 13. Februar läuft, mobil zu machen. "Wir wollen aufklären und für das Thema sensibilisieren", sagt Natalie Katholing, Grünen-Gemeinderätin in Kirchseeon und Mitbegründerin des örtlichen Aktionsbündnisses. Mit Hilfe von Plakaten, Flyern und Infoständen wollen die Mitglieder - neben Lokalpolitikern von Grünen und SPD auch Klaus Schöffel vom Bund Naturschutz - ordentlich die Werbetrommel für das Volksbegehren rühren. Eine erste Hürde hat das Vorhaben bereits genommen: Die nötigen knapp 100 000 Unterschriften für die erste Zulassungsphase waren schnell beisammen, so dass das Bayerische Innenministerium grünes Licht für die bayernweite Befragung gab.

"Wir haben schon bei der ersten Unterschriftenaktion gemerkt, dass die Menschen dem Thema sehr positiv gegenüberstehen", so Katholing, die deshalb sehr optimistisch ist, was das Volksbegehren angeht. "Bienensterben will doch schließlich niemand", sagt sie. Insgesamt müssen sich von Ende Januar an bayerweit mindestens knapp eine Million Bürger in den Rathäusern eintragen - das entspricht zehn Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung. Damit das auch klappt wollen Katholing und ihre Mitstreiter vor allem während der Eintragungsphase "präsent sein und an das Thema erinnern". Unter anderem sind Infoaktionen vor örtlichen Geschäften und an den Bahnhöfen geplant.

Doch um was geht es bei dem Volksbegehren eigentlich konkret? Laut Natalie Katholing sind es nur kleinere Änderungen im Naturschutzgesetz, die aber große Auswirkungen auf die Population von Wildbienen haben können. So soll etwa der Biotopverbund gestärkt werden, es soll blühende Randstreifen an Bächen und Wegen geben, staatliche Flächen sollen pestizidfrei sein und mehr Blühwiesen angelegt werden. Außerdem soll der Naturschutz künftig fester Bestandteil bei der Ausbildung von Landwirten sein. "Die Änderungen sind allesamt schon sehr konkret formuliert und könnten direkt so ins Gesetz aufgenommen werden", so Katholing. Ob es auch so kommt, entscheiden die Bürger.

Damit zumindest der Landkreis Ebersberg gut mit Informationen rund um das Volksbegehren versorgt ist, sollen auch die anderen Kommunen dem Kirchseeoner Beispiel folgen und entsprechende Ansprechpartner mobilisieren. Deshalb lädt ÖDP-Kreisvorsitzende Rosi Reindl an diesem Donnerstag zu einem Treffen, bei dem das Aktionsbündnis für den Landkreis gegründet werden soll. "Dadurch können wir uns besser koordinieren und eine optimale Vernetzung schaffen", sagt Reindl. Auch sie sieht die Erfolgsaussichten für das Volksbegehren durchaus positiv, "aber wir wollen schließlich nicht alles dem Zufall überlassen".

Für Reindl ist die Aktion auch eine Chance, allgemein wieder mehr auf den Naturschutz aufmerksam zu machen. Man wolle mehr Verständnis dafür schaffen und das Thema wieder mehr ins Bewusstsein rücken. "Es geht darum, den Leuten klar zu machen, dass auch mal ein Grashalm stehen bleiben darf und man dann nicht gleich den Bauhof anruft." Schließlich sei der Lebensraum für Wildbienen und anderen Insekten von enormer Bedeutung. "Uns muss einfach klar sein: Was weg ist, ist weg."

Das Aktionsbündnis für den Landkreis Ebersberg wird an diesem Donnerstag, 10. Januar, um 19.30 Uhr im Gasthof "Zum Heckerbräu" in Grafing gegründet. Von 31. Januar bis 13. Februar läuft dann das Volksbegehren "Rettet die Bienen!". In diesem Zeitraum haben die Rathäuser ihre Öffnungszeiten teilweise erweitert.

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