Gemächlich rollt die Kugel die schmale hölzerne Bahn entlang und schafft es gerade so, nicht rechts oder links herunter zu kippen. Sie wird immer langsamer. Dann endlich kullert sie durch die Kegel hindurch und tippt einen von ihnen an. Der Kegel wankt und schwankt für einen Moment hin und her und fällt schließlich wie in Zeitlupe mit einem leisen Poltern um. Der fünfjährige Quirin ist entzückt, denn es ist der erste Kegel, den er ganz alleine auf der traditionellen Naturkegelbahn auf dem Waldfest der Bairer Trachtler umgestoßen hat. Schon zum 23. Mal ist der idyllisch gelegene Platz hinter dem kleinen Waldstück zwischen Antholing und Netterndorf durch Aufstellen von Buden, Hütten und natürlich einer Bühne zu einem Festplatz umgewandelt worden.
Quirin und seine beiden Freunde sind nicht die einzigen Besucher auf der Kegelbahn. Auch Hannah versucht ihr Glück. Und die Neunjährige trifft: Drei Kegel stößt sie mit nur einem Wurf um. Ihr Vater Michael Winklhader trifft sogar sieben Kegel. Doch auch für ihn ist das nicht so leicht wie gedacht: "Man muss aufpassen, dass man nicht zu viel Schwung hat, denn dann schießt die Kugel über die Bahn hinaus", erklärt er. "Wenn die Kugel aber zu langsam ist, klappt es auch nicht. Man muss wirklich die richtige Geschwindigkeit hinbekommen."
Doch nicht nur Kegeln zählt zu den Attraktionen des traditionellen bayerischen Festes. Die Frauen des Vereins haben fleißig Kuchen und Schmalznudeln gebacken. Über 40 verschiedene Kuchen und Torten bieten sie an und immerhin fünf verschiedene Schmalznudeln. "Da gibt es Apfel-, Kirta- oder Roggennudeln, außerdem Strizel und Schuxen", erklärt eine der Verkäuferinnen. Bei so viel Auswahl haben es die Besucher gar nicht so leicht, sich zu entscheiden. Ein Ehepaar aus Kirchseeon hat den Käsekuchen genommen - die richtige Wahl, finden sie: "Aber wenn die Damen hier alles selber machen, dann müssen die Sachen ja gut sein", sagt sie.
Gegenüber des Kuchenstandes ist die Schänke aufgestellt. Auch hier arbeiten nur Mitglieder des Trachtenvereins. Schon die Kleinen helfen fleißig mit. "Die Burschen, die da hinten die Limo einschenken, bekommen hier jeder fünf Euro", erklärt Rosie Siegl, die im Vorstand des Vereins für die Jugendarbeit zuständig ist. "Aber die meisten holen sich das Geld ab und dann geht's gleich an den Los- oder Schießstand", sagt sie. Besonders am Losstand ist reger Betrieb. Dort gibt es vor allem Spielsachen oder Schulartikel zu gewinnen. Der vierjährige Florian und der fünfjährige Leander haben gerade Knete, Bälle und bunte Aufkleber gewonnen. Alle Einnahmen kommen komplett dem Verein zugute. "Das ist wirklich eine gute Möglichkeit, um die Vereinskasse aufzubessern", erklärt Seidl. Für das leibliche Wohl sorgt, wie schon in den vergangenen Jahren, der Festwirt Hans Loidl aus Bad Aibling mit bayerischer Brotzeit und Grillschmankerln. Die Gäste, zum größten Teil in bayerischer Tracht, genießen das gute Wetter und die gute Stimmung an den großen Biertischen im Schatten der blauen und gelben Sonnenschirme. Und zur Unterhaltung spielt die Bairer Musi, die Trachtenjugend führt Tänze und Plattler auf.
Erwartet werden etwa 800 Gäste, die nach und nach auf dem Festplatz eintrudeln. Viele kommen erst zur späteren Stunde zur weiß-blauen Party, wenn die Felsenbar auf dem Hügel im Wald eröffnet wird. Absolutes Highlight ist, wenn dann am Abend die Männer die große Holztreppe, die vom Festplatz zur Felsenbar führt, auf umgedrehten Bierbänken herunterrutschen. "Da ist schon so manche Lederhose kaputt gegangen", erzählt Siegl. Lachend erinnert sie an das Waldfest des vergangenen Jahres: "Unser Nachbarssohn hat sich dabei seine 700 Euro teure Hose ruiniert." Zum krönenden Abschluss laden die Bairer Trachtler und der Burschenverein an diesem Montag ab 19 Uhr noch zum Kesselfleischessen ein.