Süddeutsche Zeitung

Ebersberger Forst:Bayern: Der Holzpreis stabilisiert sich

"Stamm"-Kunden zahlten zuletzt 50 Prozent mehr Geld. Nun pendelt sich der Holzmarkt ein - was im Ebersberger Forst zu spüren ist.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Regensburg

Nicht wenige frisch gefällte Holzstämme aus dem Ebersberger Forst wurden in den vergangenen zwölf Monaten per Schiff in die USA verfrachtet. Der Holzbedarf in den Staaten führte dazu, dass die Nachfrage für europäische Ware zuletzt den Holzpreis nicht nur in Bayern nach oben trieb. Der Forstbetrieb Wasserburg etwa berichtete, dass die "Stamm"-Kunden von Fichtenrundholz aus dem Ebersberger Forst zuletzt 50 Prozent mehr zahlten als noch im September 2020. Nun berichten die Bayerischen Staatsforsten, dass sich der Holzpreis erstmals seit mehr als einem Jahr stabilisiere.

Die Versorgungskrise im Frühjahr und Sommer 2021 mit zu wenig Holz vor allem für das weiterverarbeitende Gewerbe vor Ort sei vorüber, heißt es in einer Pressemitteilung aus der Regensburger Zentrale. "Die Lage auf dem Holzmarkt hat sich entspannt." Der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Wasserburg Sebastian Klinghardt erklärt, dass sich der Preis nun aus Sicht der Förster auf einem gerechtfertigten Niveau eingependelt habe. Er rechnet vor, dass die Produktionskosten im Wald sowie die Lebenshaltungskosten gestiegen sind. Der Holzpreis aber habe in den vergangenen 30 Jahren stagniert. Erst jetzt, so Klinghardt, könne man von einem angemessen Holzpreis sprechen. "Ein Produkt, das 80 Jahre lang wächst und damit über fast ein Jahrhundert produziert wird, braucht einen ordentlichen Preis."

Laut Bayerischen Staatsforsten liegt der derzeitige Preis für den Festmeter Fichten-Rundholz zwischen 120 und 140 Euro. Vor einem Jahr wurde für das gleiche Produkt noch 80 bis 90 Euro bezahlt. Die unter anderem auf von Holzernteausfällen aus Kanada zurückführende hohe Nachfrage in den USA hatte dazu geführt, dass es über die Grenzen Bayerns hinaus zu teils erheblichen Lieferverzögerungen von Bauholz gekommen war und die Baukosten für nicht wenige Projekte nach oben gingen. Der Forstbetrieb Wasserburg war davon anders als andere Gebiete in Bayern weniger betroffen. Grund ist ein Sturm, der zwar Schäden anrichtete - aber auch die Holzwirtschaft im Ebersberger Forst voran trieb.

Ein lokaler Gewittersturm hatte Anfang Juli im Westen und Norden des Ebersberger Forstes zu erheblichen Schäden geführt. Einzelne Windhosen hinterließen Verwüstungen in Teilen des Forst. Wo der Sturm Schneisen in den Wald geschlagen hatte, glich der Ebersberger Forst einem regelrechten Schlachtfeld. Nun, da die Aufräumarbeiten weit fortgeschritten sind, berichtet Forstmann Klinghardt, dass der Forstbetrieb aus dem hohen Aufwand für die Mitarbeiter in den vergangenen zwei Monaten auch einen Nutzen ziehen konnte. Durch die Verarbeitung des Sturmholzes konnte der Betrieb im ersten Quartal des Geschäftsjahrs (Juli bis September) bereits knapp ein Drittel des jährlichen Holzeinschlags verbuchen - und so der hohen Nachfrage auch in der Region entsprechen. Von den Sägewerken, die der Forstbetrieb beliefert, erfahre er, "dass deren Auftragsbücher voll sind", so Klinghardt.

Qualitativ ist das Schadholz aus dem Ebersberger Forst offenbar von guter Qualität. Den Borkenkäfer-Schädling habe man aufgrund des nasskalten Sommers 2021 heuer so gut wie selten im Griff. Und so wird aus dem Sturmholz weitestgehend gern genommenes Bauholz, so Klinghardt: "Man schneidet das gebrochene Stück aus dem Stamm heraus, der Rest ist super Ware."

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SZ vom 23.09.2021/koei
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