Bauvorhaben:Eins geht noch drauf

Bauvorhaben: Auf dieser Wiese westlich der Grafinger Mittelschule und östlich der Forellenstraße plant Grafing aktuell ein Kinderzentrum für bis zu zwölf Gruppen von der Krippe bis zum Hort.

Auf dieser Wiese westlich der Grafinger Mittelschule und östlich der Forellenstraße plant Grafing aktuell ein Kinderzentrum für bis zu zwölf Gruppen von der Krippe bis zum Hort.

(Foto: Christian Endt)

Die Stadt Grafing will ein Kinderzentrum in der Nähe der Grundschule bauen, zu dem auch ein zweiter Hort gehören wird. Gut möglich, dass die Planungen nun umfangreicher werden - mit drei anstatt zwei Stockwerken

Von Thorsten Rienth, Grafing

Das neue Grafinger Kinderzentrum in der Forellenstraße könnte deutlich größer werden als derzeit noch geplant: Überraschend hat der Bauausschuss die Option eines zusätzlichen dritten Stockwerks durchgespielt. Dem Bauamt zufolge ließe sich das Ansinnen relativ problemlos in die laufende Bauleitplanung aufnehmen - was nach dem fraktionsübergreifenden Willen der Stadträte nun auch geschehen soll.

Eigentlich sollte es am Dienstagabend nur um ein Formalien gehen: was die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt etwa von den Grafinger Kinderzentrumsplanungen halten, was die Kreisbranddirektion dazu sagt und das Wasserwirtschaftsamt. Dinge, die eben dazugehören, wenn eine Gemeinde ein Grundstück von 4,6 Hektar bebauen will.

Doch dann meldete sich Christian Einhellig (Freie Wähler) zu Wort: "Warum planen wir das eigentlich nicht gleich so, dass wir auf die beiden Vollgeschosse noch ein drittes Stockwerk draufsetzen können?", fragte der Architekt. "Alles andere wäre doch eine Verschwendung von Potenzial." Baugrund sei schließlich knapp und nach oben sei bekanntlich Platz.

Stadtrat Einhellig stieß damit etwas an, das umgehend Anklang fand. "Ich finde diese Idee super", sagte Ernst Böhm (SPD), hauptberuflich Bauunternehmer. Man könne doch zum Beispiel über einen größeren Musiksaal nachdenken. In schöner Regelmäßigkeit erinnern Grafinger Kulturschaffende daran, dass der Stadt ein solcher noch fehle. "Jetzt wäre die Zeit, das festzusetzen", unterstrich Böhm, denn: "Baurecht schadet nie - ob und wann wir es am Ende ausnutzen, können wir ja später noch immer entscheiden."

Dem sei tatsächlich so, bestätigte Bauamtsleiter Josef Niedermaier. Eine neue Festsetzung der Wand- und Firsthöhen wäre zumindest formal kein großes Thema. "Das wäre auch nichts, was die Planungen groß verzögern würde", antwortete er auf die vom Gremium natürlich gestellten Nachfragen zur Zeitachse. Allein die nötig werdenden zusätzlichen Stellplätze könnten ein Problem darstellen. "Das müsste man sich mal genauer anschauen." Das soll nun passieren.

Ein zusätzlicher Erweiterungsvorschlag kam von Johannes Oswald (Grüne). Er schlug vor, das Kinderzentrum auch von Süden zu erschließen - und zwar für Fahrräder. "Vor allem für die Gegend um die Heilmannsiedlung wäre das interessant." Über die Brücke an der Angerwiese könnten Eltern mit ihren Kindern relativ bequem zur Forellenstraße radeln und sparten sich den Umweg über die Kapellenstraße. Auch diesen Vorschlag will der Bauausschuss nun genauer prüfen.

So wurde der eigentliche Anlass für den Tagesordnungspunkt, die Stellungnahmen der Behörden, beinahe zum Randthema. Insbesondere die Nachricht von der Regierung von Oberbayern ist aber alles andere als nebensächlich: Sie hält das Vorhaben nämlich einmal grundsätzlich vereinbar mit dem Landesentwicklungsplan (LEP). Zudem gab sie ihr Einverständnis zu dem sogenannten beschleunigten Verfahren, mit dem Grafing den Bebauungsplan für das Areal aufzustellen gedenkt. In dessen Zuge kann Grafing einen Bebauungsplan aufstellen, der vom Flächennutzungsplan abweicht. Grafing spart sich damit dessen verwaltungs- und zeitaufwendige Änderung.

Einen genauen Blick muss Grafing, respektive die Untere Denkmalschutzbehörde aus dem Landratsamt, dennoch auf die noch als Viehweide benutzte Wiese werfen. Das Plangebiet befinde sich laut Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege nur 70 Meter von einem Reihengräberfeld aus der Merowingerzeit entfernt. "Da merowingerzeitliche Reihengräber oft eine erhebliche Ausdehnung mit durchaus mehreren hundert Bestattungen besitzen, könnte sich dieses durchaus bis ins Plangebiet hineinerstrecken." Ernsthaft gefährden würden etwaige Funde das Kinderzentrum aber nicht, hieß es in der Sitzung.

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