Bauvorhaben:Abpfiff

Der Zornedinger Gemeinderat entscheidet sich für eine teilweise Bebauung des Pöringer Bolzplatzes

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Die Hände der Gemeinderäte waren kaum wieder unten, da hatten sich zwei Männer schon ihre Sachen geschnappt und waren aus dem Sitzungssaal gestürmt. Harald Kummerer und André Mol hatten sich den Donnerstagabend im Zornedinger Rathaus wohl anders vorgestellt: Dort segnete der Gemeinderat die Verkleinerung des Pöringer Bolzplatzes ab - ein Vorhaben, gegen das sich die beiden Anwohner seit einem Jahr stemmen. "Ich kann nicht glauben, dass die Gemeinde kein neues Lärmschutzgutachten anfertigen lässt", kritisierte Mol, als hinter der Tür bereits der nächste Punkt verhandelt wurde; "die Verwaltung stellt sich über alles", monierte Kummerer.

Die Wut der beiden war beinahe greifbar, nachdem der Gemeinderat das seit einem Jahr umstrittene Thema ad acta gelegt hatte. Konkret ging es um die Frage: Bekommt der neue Besitzer des bis in den Bolzplatz hinein abgetrennten Grundstücks das Recht, es neu zu überbauen? Gegend die Konsequenz - einen entsprechend kleineren Bolzplatz - hatten sich Kummerer, Mol und andere Zornedinger nicht nur in einer Online-Petition, sondern auch in der Bürgerversammlung und einer öffentlichen Anhörung ausgesprochen und mit rechtlichen Schritten gedroht.

Doch der Gemeinderat ließ sich davon auch beim Satzungsbeschluss am Donnerstagabend nicht beeindrucken. Die einzige Kritik kam von Vincent Kalnin (Grüne): Er monierte, dass das Grundstück mit dem maroden Mehrfamilienhaus zwar kostendeckend veräußert wurde, aber nicht zum Marktpreis. "Es war ein Schätzpreis", entgegnete Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Klar scheint, dass die Gemeinde dringende Projekte wie die geplante Kita am Schmiedweg im Kopf hatte, als sie das Grundstück verkaufte. Den Showdown zur Diskussion über das Streitthema leitete Mayr mit den Worten ein: "Jetzt können sich erst mal alle zurücklehnen." Sieben Minuten lang verlas er die Antworten der Verwaltung auf die eingegangenen Anmerkungen und Einwände. Demnach ist die Befürchtung, dass es trotz eines Schallschutzgutachtens Klagen wegen des Lärms vom Bolzplatz geben könnte, unbegründet: Laut Gutachterbüro sind die Immissionswerte selbst dann, wenn mehr Jugendliche auf dem Platz spielen, als von den Gutachtern veranschlagt, unterschritten. Auch das Argument des Anwalts der Kritiker, auf dem zu überbauenden Teil der Wiese lebe eine schützenswerte Maulwurfspopulation, wies die Verwaltung zurück: Auch hochauflösende Bilder hätten keine Maulwurfshügel erkennen lassen. Ein Bürger warf dem Gemeinderat gar Befangenheit vor: Schließlich sei das Grundstück bereits vor der Bauleitplanung veräußert worden, was "eine objektive Abwägung aller für das Bebauungsverfahren maßgeblichen Interessen" unmögliche mache. Doch auch das ließ die Verwaltung nicht gelten: Mayr erklärte, dass der Gemeinderat dank einer geeigneten Vertragsgestaltung frei in seiner Entscheidung sei, ob er Baurecht schaffe oder nicht.

Und das tat er, mit 18:2 Stimmen. Eine der Gegenstimmen kam von Wilhelm Ficker (Freie Wähler). Er hatte gehofft, dass die Gemeinde einen Streifen des anliegenden Feldes zum Ausgleich aufkaufen könnte - "aber das hat ja leider nicht geklappt", sagte er nach der Abstimmung. Kalnin (Grüne) wiederum hätte die geplanten Häuser lieber in Genossenschaftshand gesehen. Der Bebauungsplan wird nun nochmals vier Wochen ausgelegt, danach wäre er rechtskräftig. Ob das Votum den Streit allerdings wirklich beendet, ist immer noch offen. Bevor er zusammen mit Harald Kummerer das Rathaus verließ, sagte André Mol: "Wir schauen, ob wir klagen werden."

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