Baustelle bis mindestens März:"Die Verantwortlichen gehören eingesperrt"

Beim Bau der Lena-Christ-Realschule in Markt Schwaben wurde erheblich gepfuscht. Die mangelhafte Bausubstanz lässt die Sanierung deutlich teurer werden und länger als geplant dauern.

Von Wieland Bögel

Die Bauarbeiten an der Lena-Christ-Realschule in Markt Schwaben dauern immer länger und werden immer teurer. Nach derzeitigem Stand, der nun im zuständigen Ausschuss des Kreistages vorgestellt wurde, sieht es so aus, als ob die Schüler mindestens bis zum März auf der Baustelle lernen müssen. Eigentlich sollte die Sanierung mit Beginn des neuen Schuljahres abgeschlossen sein. Verbunden ist die Verzögerung mit einem kräftigen Kostenanstieg: Mindestens 14,6 Millionen Euro - und damit 1,8 Millionen mehr als geplant - wird die Sanierung wohl kosten.

Baustelle bis mindestens März: Bis März wird mit Sicherheit noch an und in der Realschule gebaut.

Bis März wird mit Sicherheit noch an und in der Realschule gebaut.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Grund dafür ist vor allem die schlechte Bausubstanz der vor 41 Jahren fertiggestellten Schule, erläuterte Hella Rost von der Liegenschaftsabteilung des Landratsamtes. Eigentlich waren 2010, als der Kreistag die Sanierung beschloss, lediglich Energiesparmaßnahmen und Verbesserungen beim Brandschutz geplant.

Doch stattdessen musste die Schule komplett entkernt und generalsaniert werden, "die Qualität des Bestandes" habe diese umfangreichen Arbeiten nötig gemacht. "Wir erlebten lustige Abenteuer", sagte Architekt Alois Loferer im Ausschuss über seine Erfahrungen mit der Schulsanierung. Zusammen mit Marcus Scholz vom Architekturbüro Heindl und Kollegen gab er den Kreisräten einen kurzen Bericht.

Die Sanierung hatte bereits schlecht angefangen: Noch bevor die Arbeiten beginnen konnten, meldete eine der beteiligten Firmen Insolvenz an, was eine neue Ausschreibung, Mehrkosten von 170 000 Euro und drei Monate Verzögerung bedeutete. Als die Arbeiten starten konnten, fand man ein Gebäude vor, das "allen Anforderungen unseres Berufsstandes widerspricht", so Loferer: "Es war schon fahrlässig." Einige Außenwänden etwa seien mit dem Gebäude lediglich sporadisch mit Stahl-Ankern verbunden und nicht mit diesem vermauert gewesen. "Teilweise war Gefahr in Verzug", sagte Loferer.

Dann mussten alle Beteiligten unvorhergesehene Überstunden einlegen, um die entdeckten Schäden zumindest in einen Zustand zu bringen, der ungefährlich war. So seien einige Innenwände lediglich auf die Wand des darunterliegenden Stockwerkes aufgesetzt gewesen - was allerdings erst auffiel, als die untere Wand schon entfernt war. "Da ist man lieber einen Schritt zur Seite gegangen", so Loferer, denn ein Absturz der Wand wäre durchaus möglich gewesen.

Ebenfalls problematisch waren einige Zwischenwände im Schulhaus. Diese hätten eigentlich erhalten und nur neu verputzt werden sollen. Doch ihr Zustand ließ eine Renovierung nicht zu. So sollten etwa an einer Stelle neue Fliesen angebracht werden, aber alleine das Abschlagen der alten Kacheln hätte die Wand zum Einsturz gebracht, so dass sie abgetragen werden musste. Bei anderen Wänden waren die Loch-Ziegel verkehrt herum eingebaut. Bei diesen speziellen Ziegeln gibt es zur Gewichtsreduktion röhrenförmige Hohlräume, die normalerweise von oben nach unten verlaufen. Hier allerdings waren die Ziegel so eingesetzt, dass die Wände praktisch durchlöchert waren. An anderer Stelle reichten die Trennwände nicht bis an die Decken. In schlechtem Zustand war auch der Estrich, der an einigen Stellen praktisch nicht vorhanden und wenige Meter weiter zehn Zentimeter dicker war.

"Im letzten Bauabschnitt hat es uns dann noch einmal richtig erwischt", sagte Scholz, bei der Sanierung der Leitungen und Sanitäranlagen. Die Rohre, die kreuz und quer unter dem Boden verlegt und nur mit Gehwegplatten überdeckt gewesen waren, seien großteils nicht mehr zu erhalten. Doch wegen ihres eigenwilligen Verlaufs und extrem schlechten Zustandes sei der Austausch der Leitungen nicht einfach, so Scholz, "da müssen wir richtig in den Tiefbau gehen". Zumindest eine gute Nachricht hatten Scholz und Loferer für die Kreisräte: Weitere böse Überraschungen seien nicht mehr zu erwarten.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) reichten auch die vorgetragenen: "Das ist ein Kompendium von Horrornachrichten, für die Schule ist das eine enorme Zumutung." Man könne froh sein, dass durch die Sanierung die Mängel aufgetaucht seien, sagte Melanie Kirchlechner (Grüne): "Da hätten ja schlimme Unfälle passieren können." Offenbar hätten bei der Errichtung der Schule sämtliche fähigen Bauleute gefehlt, befand Roland Frick (CSU), "eigentlich gehörten die Verantwortlichen für diese Schlamperei eingesperrt".

Franz Greithanner (Grüne) stellte die Frage, wie es sich verhindern lasse, "dass unsere Nachfolger in 20 Jahren so etwas erleben". Die Architekten und der Leiter der Zentralabteilung im Landratsamt Andreas Stephan versicherten, solche Mängel bei der Erstellung von Gebäuden seien heute nicht mehr möglich. Die Vorschriften seien sehr viel strenger geworden, so Stephan, "und die Verwaltung ist auch besser aufgestellt, es wird alles kontrolliert und dokumentiert".

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