Bauprojekte:Schwieriger Partner

VAT Baugebiet Umspannwerk

Auf diesem Feld am Umspannwerk beim Philipp-Maas-Weg will Vaterstetten ein Gewerbegebiet entwickeln.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ärger um Altenheimumbau könnte Gewerbeprojekt gefährden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Aufregung um den nicht gerade bewohnerfreundlichen Umbau im Altenheim an der Fasanenstraße hat nun auch den Gemeinderat erreicht - und das gleich doppelt. Denn der Altenheimbetreiber steht mit der Gemeinde in Verhandlungen um ein Gewerbeprojekt. Weshalb man seitens der Verwaltung sichtlich bemüht ist, erstens keine Kritik laut werden zu lassen und zweitens trotzdem jede Verantwortung an den Missständen im Heim zurückzuweisen.

Stefan Ruoff (Grüne) stellte am Donnerstag dazu eine längere Anfrage. Wie berichtet hatte der Betreiber den Altbau des Heims im laufenden Betrieb umgebaut, die teilweise hilflosen Bewohner waren wochenlang dem Lärm ausgesetzt. Warum die Gemeinde nicht eingeschritten war und was man tun könne, um so etwas künftig zu verhindern, waren nur zwei der vielen Fragen auf Ruoffs Liste. Man werde alle beantworten, sicherte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) zu, doch wegen der großen Anzahl schriftlich. Sein Büroleiter Georg Kast wollte "kurz" Stellung nehmen, sagte er zu Beginn seines mehrminütigen Vortrages, in dem es vor allem darum ging, dass die Gemeinde nicht über die Missstände informiert wurde.

Die Angehörigen der Bewohner seien "überall hingegangen", hätten Videos und Fotos gezeigt, nur halt nicht bei der Gemeinde. "Darum können wir auch nichts machen", geschweige denn eine Bewertung der Vorgänge abgeben. Und auch darum nicht, assistierte Bauamtsleiterin Brigitte Littke, weil die Gemeinde zwar für die Bau- aber nicht für die Heimaufsicht zuständig sei. Diese hätte eben besser und öfter kontrollieren müssen. Aber natürlich habe man nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit dem Betreiber gesprochen, sagte der Bürgermeister, man sei mit diesem ohnehin "in einer anderen Sache in Kontakt".

Diese "andere Sache" könnte der Grund sein, warum man Kritik am Altenheimbetreiber seitens der Verwaltung vermeiden möchte - zumindest öffentlich. Denn der Betreiber besitzt ein Grundstück, das Vaterstetten dringend braucht. Es liegt nördlich des Philipp-Maas-Weges und östlich des Umspannwerkes und soll ein Gewerbegebiet werden. Der Altenheimbetreiber indes, das hatte er bereits angekündigt, könnte sich dort gut ein Wohngebiet vorstellen. Die Pläne sind auch schon einigermaßen konkret, je ein Drittel der neuen Häuser soll am freien Markt verkauft, der Gemeinde als Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt, und als altersgerechte Appartements für betreutes Wohnen errichtet werden.

Oder, auch dieser Vorschlag ist inzwischen bekannt, die Gemeinde bietet dem Heimbetreiber eine Tauschfläche an, möglichst in der Nähe seiner Einrichtung in der Fasanenstraße. Über dieses Angebot, und ob man es ablehnen kann, hätte der Gemeinderat ebenfalls am Donnerstag öffentlich beraten sollen - der Punkt wurde aber kurzfristig in den nichtöffentlichen Teil verlegt. Offiziell, weil es um Grundstücksangelegenheiten der Gemeinde und Dritter geht.

Doch der Verdacht liegt nahe, dass die Verwaltung die Diskussion hinter verschlossenen Türen geführt haben möchte. Denn hier liegt durchaus einiges Konfliktpotenzial: Die CSU ist tendenziell gegen Gewerbe in den Kerngemeinden Baldham und Vaterstetten, der Grund sei zu wertvoll und sollte zu Wohnzwecken genutzt werden. Eine Einstellung, die Bürgermeister Reitsberger und einige in seiner Fraktion teilen. Ein bereits an der Dorfstraße geplantes kleines Gewerbegebiet wurde auch auf Betreiben des Bürgermeisters zum Wohngebiet umgewidmet - was letztlich zu den Plänen für das Areal am Umspannwerk führte. Diese wiederum werden von den Grünen komplett abgelehnt, allerdings dürfte auch ein Wohngebiet an der Stelle nicht auf Zustimmung stoßen. Die Ökopartei ist nämlich strikt gegen weitere Bebauung im Norden Vaterstettens. Ganz im Gegensatz zur SPD, wo man immer betont, Gewerbegebiete dürften nicht nur in Parsdorf entstehen, sondern müssten gleichmäßig im Gemeindegebiet verteilt sein. Weshalb die Genossen ein weiteres Wohngebiet im Norden vermutlich ablehnen.

Zusätzlich angeheizt werden dürfte die Debatte nun wegen des beim Altenheimumbau entstandenen Ärgers. Möglich, dass der eine oder andere Gemeinderat die Frage stellt, ob man mit dem Heimbetreiber vertrauensvoll zusammenarbeiten kann oder soll. Eine Diskussion, die in die Öffentlichkeit zu tragen, die Verwaltung ganz offenbar kein Interesse hat, könnte sie doch ein Klima schaffen, das eine Verständigung über mögliche Grundstücksdeals erschwert.

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