Bauprojekt in Ebersberg:Unzufriedene Nachbarn

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Ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohnungen ist auf dem Grundstück des "El Macho" geplant. (Foto: Christian Endt)

In der Sieghartstraße will ein Investor das "El Macho"-Haus neu errichten. Anwohnern ist die Planung zu opulent, doch nach einigen Nachjustierungen sieht der Technische Ausschuss keinen Grund mehr, dem Vorhaben die Zustimmung zu verweigern

Von Thorsten Rienth, Ebersberg

Es herrscht, um es vorsichtig zu sagen, einiges an Aufregung in der Ebersberger Sieghartstraße. Ein "Monstrum" seien die Neubaupläne für das "El Macho"-Haus, kritisierte die Nachbarin. Dann klagte sie dem Technischen Ausschuss von der von ihr befürchteten Mehrbelastung beim Verkehr. Schließlich prognostizierte sie eine hohe Mieterfluktuation, da in dem Haus ja fast ausschließlich Ein- und Zweizimmerwohnungen geplant seien. "Glauben Sie denn wirklich, dass da Familien mit Kindern einziehen werden? Nein! Niemals!"

Solche Aufregung hatte der Ausschuss vor seiner jüngsten Sitzung zuletzt eigentlich vermeiden wollen. Erst lud er vor ein paar Wochen zum Lokalaugenschein in die Sieghartstraße. Dann folgte ein Workshop mit den Ebersberger Fraktionsspitzen und dem Bauwerber. Ob da nicht etwas zu machen sei, um die durchaus harsche Kritik aus der Nachbarschaft vielleicht etwas zu besänftigen?

Tatsächlich kamen bei dem Arbeitstreffen einige Änderungsvorschläge auf den Tisch. Denn natürlich hat ein Bauwerber stets ein paar Stellschrauben in der Hinterhand. Bekanntlich ist Streit aus seiner Perspektive etwas, das es tunlichst zu vermeiden gilt, gerade zu eben diesem noch recht frühen Punkt auf der Zeitachse.

Ehe Architekt Matthias Garbe auf die Novelle des Bauplans zu sprechen kam, ging es Bauherr Markus Schliffenbacher um eine Klarstellung. Nämlich zu der Aussage mit den kleinen Wohnungsgrößen, an der man unter den Anwohnern in der Sieghartstraße offenkundig hartnäckig festhält. "Dass da nur Ein- und Zweizimmerwohnungen geplant sind, stimmt ganz und gar nicht", sagte Schliffenbacher. In diese Größenordnung fielen lediglich drei der 13 geplanten Wohnungen.

Was Schliffenbacher nicht dazu sagte, wohl, weil es für jemanden vom Fach gänzlich selbstverständlich ist: Wie der Bauherr die Wohnungen in einem genehmigten Baukörper zuschneidet, kann ihm ein Stadtrat kaum vorschreiben. Ähnlich verhält es sich bei Geschmacks- und Stilfragen, zum Beispiel der Dachziegelfarbe oder dem Material der Eingangstüre.

"Die Gewerbeeinheit an der Ostseite wollen wir vergrößern", skizzierte Garbe die wohl größte Planänderung. "Dafür verzichten wir auf eine Wohnung." Weitere Punkte seien die im Workshop angeregten größeren Fahrradparkplätze sowie die Holzverkleidung für die Fassade des Erdgeschosses.

Für die in gewissem Umfang variable Gewerbefläche gebe es auch schon einen "echt attraktiven Interessenten". Wer das sei, könne er aber zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht öffentlich kommunizieren. Nur soviel: Die Vorzeichen seien ziemlich gut.

Inwieweit die Änderungen der Kritik aus der Nachbarschaft tatsächlich entgegenkommen, steht freilich auf einem anderen Blatt. Und offensichtlich hatten sich auch einige im Ausschussgremium mehr von der Novelle erhofft. "Ich sehe da vor allem bei der Fassade noch nicht alles umgesetzt, was wir im Workshop besprochen haben", befand Sepp Riedl (CSU). Gleichwohl ist dies - Thema Geschmacks- und Stilfragen - zumindest formal nachrangig.

Gerd Otter (Pro Ebersberg) schlug gar vor, sich auch Vorschläge von einem anderen Planungsbüro einzuholen. "Dieses Bauvolumen dort kann man städtebaulich verträglicher gestalten." Gehe es nach ihm, solle die Stadt besser einen sogenannten vorhabensbezogenen Bebauungsplan aufstellen.

Das allerdings lehnte der Ausschuss mit Ausnahme von eben Otters Stimme kategorisch ab. Einerseits würden für die Aufstellung etwa zwei Jahre ins Land gehen. Andererseits würde ein solcher Plan wohl weder etwas an der Größe der neuen Häuser ändern, noch an deren Abständen zur umliegenden Bebauung. Hintergrund ist, dass es sich bei dem Gebiet um ein solches von "diffuser Bebauung" handelt. Teilweise sind die Häuser sogar unmittelbar aneinander gebaut. Selbst enge Abstände auf dem "El Macho"-Grundstück würden also kaum der Maßgabe es Einfügungsgebots widersprechen. Wiederum mit der Gegenstimme Otters entsprach der Ausschuss am Ende der Empfehlung des Bauamts, das gemeindliche Einvernehmen zu den Planungen zu erteilen.

Aus Anwohnerperspektive liegt die Hoffnung damit bei der nächsthöheren Instanz, also dem Landratsamt. Fraglich bleibt allerdings, wie berechtigt die Hoffnung ist. "Wenn das Landratsamt der Meinung ist, dass diese Pläne dort schwierig sind, müssen wir eben für das gesamte Gebiet einen Bebauungsplan aufstellen", ordnete Bauamtsleiter Christian Stöhr ein.

© SZ vom 13.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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