Baum in Gefahr:Vorsätzliches Waldsterben

Eine geschützte Eiche ist von Bauarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Nachbarn vermuten Absicht

Von Wieland Bögel

Die Befürchtungen von Umweltschützern und Anwohnern, eine Baumgruppe in der Fasanenstraße könnte Bauarbeiten zum Opfer fallen, sind nun wieder aktuell geworden. Offenbar ist einer der laut Auflage in der Baugenehmigung eigentlich zu erhaltenden Bäume in einem extrem schlechten Zustand. Ob die Eiche gefällt werden muss, steht noch nicht fest.

Auf dem Grundstück in der Fasanenstraße sollte einmal eine neue Kita entstehen, zu diesem Zweck war es der Gemeinde von den Eigentümern geschenkt worden. Doch da sich Vaterstetten den Bau der Krippe nicht leisten konnte, wurde das Grundstück verkauft, um mit dem Erlös ein Kinderhaus einige Straßen weiter im Eulenweg auf Gemeindegrund zu bauen.

Die Art und Weise der Bebauung des ursprünglichen Krippengrundstücks stieß bei Nachbarn und dem Bund Naturschutz auf Kritik. Sie bemängelten im vergangenen November, die Gemeinde nehme den Baumschutz nicht ernst. Grund für die Kritik war die Beschädigung einer Eiche durch die Bauarbeiten. Damals wurde die Krone bei einer Kollision mit einer Baumaschine so schwer beschädigt, dass große Teile davon abgeschnitten werden mussten. Nachbar Udo Ricke, der auch Pressesprecher der örtlichen Freien Wähler ist, äußerte den Verdacht, es solle eine "offiziell erhaltenswerte Baumgruppe Ast für Ast umgesägt" werden, um mehr Platz auf dem Baugrundstück zu schaffen.

Nun hat Udo Ricke erneut eine Gefahr für die Baumgruppe ausgemacht. Zumindest einer der beiden Bäume, wieder die Eiche, sei "tot, total vertrocknet", schreibt Ricke in einem offenen Brief an das Vaterstettener Umweltamt. Er fordert auch, dass nun jemand für einen Ersatz aufkommen müsse, "die Baumgruppe ist ja im Bauplan festgeschrieben als erhaltenswertes Grün". Auf keinen Fall dürfe die Baumgruppe ersatzlos gestrichen werden, mahnt Ricke: "Sollte der Investor mit seiner Beseitigungsabsicht sich doch noch durchsetzen, es wäre für die Umweltverpflichtung kein Ruhmesblatt."

Im Umweltamt sieht man die Lage weniger dramatisch. Dessen Leiter Wolfgang Kuhn erklärt zwar, der betreffende Baum sei "in einem schlechten Zustand, aber noch nicht vertrocknet". Im kommenden Frühling werde man sehen, ob der Baum tatsächlich tot sei oder ob er noch einmal austreibe. Man habe außerdem den Bauherrn erneut auf "die Verpflichtung, den Baum zu erhalten" hingewiesen, so Kuhn, und ihn auch aufgefordert, die Eiche regelmäßig zu wässern. Dem sei der Bauherr, die Firma PBR-Bau aus Obernzell, auch nachgekommen, sagt Andreas Duscher, der im Vaterstettener Rathaus für den Baumschutz zuständig ist, "zumindest sollte er das tun". Der Bauherr sei in der Vergangenheit immer "sehr kooperativ" gewesen, was Umweltauflagen angehe.

Duscher glaubt im Übrigen nicht, dass die Eiche schon tot ist. Dass ein Baum in einem so "extrem trockenen Sommer" wie heuer Laub abwerfe, sei eine normale Schutzreaktion und habe nicht unbedingt nur etwas mit der Baustelle zu tun. Auch andere Bäume würfen derzeit Laub ab. Er bestätigt aber, dass das Problem durch die Abgrabungen der Baustelle neben den Wurzeln des Baumes vergrößert werde. Deshalb werde er sich an diesem Dienstag mit einem Vertreter des Bauherren treffen, um zu beraten, wie es mit dem Baum weiter gehen soll.

Falls die Eiche wider Erwarten nicht zu retten sei, sehe die Baumschutzverordnung eine Ersatzpflanzung vor, erklärt Duscher. Möglich wäre aber auch die Zahlung einer Ablöse, "das machen wir aber ganz ungern", sagt Duscher. Denn schließlich sei es Sinn und Zweck der Verordnung, diese Baumgruppen als "grüne Inseln" im Ortsbild zu erhalten.

Doch genau das könnte gerade in der Fasanenstraße schwierig werden, sollte die Eiche tatsächlich eingehen. Denn wie Duscher erklärt, stelle sich eine Neupflanzung auf dem betreffenden Grundstück nicht ganz einfach dar, da das in Frage kommende Areal sehr eng und durch die Tiefgarage begrenzt sei. Auch könne eine Neupflanzung unter Umständen die anderen Bäume auf dem Grundstück in Mitleidenschaft ziehen.

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