Bauland:Schnäppchen für Besserverdiener

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Vaterstetten legt Vergabekriterien und Preise für das neue Einheimischenbauland fest. Mit 80 000 Euro als Einkommens-Obergrenze richtet sich das Projekt eher an Wohlhabende

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Günstiger heißt noch lange nicht billig, das war nun im Vaterstettener Gemeinderat zu erfahren. Dieser hat sich am Donnerstag mit dem geplanten Einheimischen-Bauland im neuen Wohngebiet Nordwest befasst. Dabei wurde über Vergabekriterien, Projektablauf und vor allem über die Grundstückspreise abgestimmt. Diese liegen zwar bei etwa der Hälfte dessen, was in Vaterstetten sonst üblich ist - erschwinglich sind die Parzellen und Häuser trotzdem nur für Besserverdienende.

Insgesamt 31 Grundstücke für Reihenhäuser und sechs für Doppelhäuser werden im neuen Baugebiet verbilligt abgegeben. Dabei, so erklärte es Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU), gewähre man mit 45 beziehungsweise 47 Prozent des Marktpreises schon den maximal möglichen Rabatt. Noch weiter senken dürfe man die Preise nicht, erklärte Wagner, ansonsten verstoße man gegen geltendes Recht, welches den Kommunen ausdrücklich untersage, ihr Vermögen zu verschenken.

Doch selbst zum halben Preis sind die Grundstücke kein Schnäppchen. Bei einem gutachterlich festgestellten Bodenrichtwert für Vaterstetten von 1350 Euro pro Quadratmeter kostet das Reihenhausgrundstück 607,50 das Doppelhausgrundstück 594,55 Euro pro Quadratmeter. Damit sich auch Leute finden, die diese Preise zahlen können, wolle man das maximale Haushaltseinkommen der Bewerber anheben, sagte Ralf Schloemilch vom Bauamt. Bisher durfte es 75 000 Euro Jahreseinkommen nicht überschreiten, auf Anraten der Kreissparkasse solle man es aber auf 80 000 Euro erhöhen. Ansonsten könne es Probleme bei der Kreditvergabe und -rückzahlung geben. Finanzielle Risiken vermeiden helfen soll auch, dass die Reihenhäuser nicht von den Begünstigten selbst, sondern von einem Bauträger erstellt werden. Allerdings nicht von einer Baufirma aus der freien Wirtschaft, betonte Schloemilch, sondern von einer Genossenschaft, in welcher die künftigen Reihenhausbewohner Mitglied werden. Die Parzellen für die Doppelhäuser sollen dagegen direkt an die Bauwerber verkauft werden. Hintergrund dafür ist, dass für die Reihenhäuser eine gemeinsame Tiefgarage geplant ist. Diese "Großbaustelle" zu organisieren sei für 31 Parteien eher schwierig, so Schloemilch.

Man solle es trotzdem versuchen, forderte Stefan Ruoff (Grüne), auch wenn das mit der Tiefgarage zugegebenermaßen etwas komplizierter sei, als einfach nur ein Häuschen zu bauen. Allerdings müssten sich die Bauherren ohnehin unter dem Dach der Genossenschaft zusammenschließen, "ich glaube, das würde auch ohne funktionieren." Die Mehrheit im Gemeinderat schien da skeptischer, gegen die Stimmen der Grünen wurde die Vergabe an die Genossenschaft beschlossen.

Bei der Frage, wie viel ein Bewerber maximal verdienen dürfe, gab es nur eine Gegenstimme, jene von Herbert Uhl (FW). Er hatte gefordert, die Einkommensgrenze bis auf 90 000 Euro anzuheben. Uhl stimmte auch als einziger gegen die Festsetzung der Grundstückspreise, diese könnten niedriger ausfallen, wenn weniger dicht bebaut würde. Wenn die Bauwerber 100 Euro weniger für den Quadratmeter zahlen, dafür aber 300 Quadratmeter mehr kaufen müssten, sei auch keinem geholfen, entgegnete Wagner.

Lob und Tadel kamen von Jo Neunert (SPD). Er sei "froh, dass wir endlich wieder etwas Soziales im Wohnungsbau tun", die Grundstückspreise könne man aber nur als "asozial" bezeichnen. "Das kommt nicht denen zugute, die wir im Sinn hatten", so Neunert, Normal- oder gar Geringverdiener kämen nicht zum Zuge. Neunert, der sein Gemeinderatsmandat zum Jahresende aus Altersgründen abgibt, gab seinen Kollegen darum noch einen Auftrag mit: "Der soziale Wohnungsbau in Vaterstetten muss noch viel besser werden."

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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