Bauland in Pliening:Ein Schritt in Richtung Energiewende

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Der Gemeinderat Pliening beschließt, dass im Neubaugebiet in Landsham Süd nur Passivhäuser gebaut werden dürfen. Über die beste Dachform herrscht Uneinigkeit.

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Auf diesem Acken in Landsham, Gemeinde Pliening, sollen nur Passivhäuser gebaut werden dürfen.
Auf diesem Acken in Landsham, Gemeinde Pliening, sollen nur Passivhäuser gebaut werden dürfen. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr suchte noch am nächsten Tag nach den richtigen Worten: "Fast möchte ich sagen, die Plieninger haben Geschichte geschrieben." Am Donnerstagabend hatte Gröbmayr an der außerordentlichen Sitzung des Plieninger Gemeinderats teilgenommen. Und der hat eine wegweisende und einstimmige Entscheidung getroffen: Ein ganzes Baugebiet im Passivhausstandard auszuweisen, das ist neu im Landkreis Ebersberg. Mit seinem Beschluss für das neue Baugebiet in Landsham Süd hat der Gemeinderat eine Vorreiterrolle übernommen im Hinblick auf die angestrebte Energiewende.

Dabei hatte es lange danach ausgesehen, dass einfach ein klassisches Neubaugebiet ausgewiesen werden würde. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, für eine 2,5 Hektar große Fläche östlich des Gruber Wegs den Flächennutzungsplan zu ändern, um Wohn- und Gewerbefläche zu schaffen. Im Juni beantragte die Fraktion SPD/Unabhängige, für das Gebiet ein Energiekonzept für eine "zukunftsweisende Modellsiedlung" zu erstellen. Möglich ist eine solche Vorgabe nur, weil die Grundstücke im Gemeindebesitz sind und so das Rathaus über einen städtebaulichen Vertrag mit den Käufern entsprechende Vereinbarungen treffen kann. Per Bebauungsplan kann die Gemeinde dann die notwendigen Rahmenbedingungen für Ausrichtung, Grundstücksgrößen und Gestaltung schaffen.

Der SPD-Antrag war von einer Mehrheit des Bauausschusses im Juni als "gut gemeint, aber seiner Zeit voraus" abgelehnt worden. Und zunächst sprach auch in der überraschend anberaumten Sondersitzung, an der neben Gröbmayr auch der Experte für Passivenergiebau Gernot Vallentin teilnahm, nur wenig dafür, dass die Räte ihre Haltung so grundlegend revidieren würden. In einer ersten Planskizze hatte der Architekt insgesamt 35 Baukörper veranschlagt, Einzel-, Reihenhäuser und zwei lang gezogene Gebäude zur Mischnutzung an der Gruber Straße. Bis auf die beiden großen Baukörper sollen alle Häuser in Ost-West-Richtung stehen und eine große nach Süden geneigte Dachfläche haben, die sich für Fotovoltaik- oder Solarthermieanlagen eignet. Erst mit der Installation solcher Anlagen lasse sich aus einem Passivenergie- ein Plusenergiehaus machen, erklärte der Architekt. Und löste mit seinen Ausführungen zum Pultdach, das sich nach Expertenmeinung zur Gewinnung von Sonnenenergie am besten eignet, eine Grundsatzdiskussion aus. Selbst Hans Gröbmayrs Hinweis, Pliening wäre Vorreiter mit einer Passivhaussiedlung mit energetisch vorteilhaften Pultdächern, einer Siedlung wie es sie ähnlich in Heidelberg gebe, führte zunächst keinen Stimmungsumschwung herbei.

"Heidelberg ist nicht Pliening", konterte Bürgermeister Georg Rittler. "Wir sind eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde und etwas anderes gewohnt." Franz Burghart (CSU) befürchtete, bei Pultdachhäusern könne es Probleme mit den Abstandsflächen geben, weil durch die einseitig hohe Traufhöhe die Nachbarhäuser sehr beschattet würden. Josef Bauer-Eberhart (CSU) sah "ein grundsätzliches Problem, wenn man Bauwerbern alles vorschreibt, was sie machen sollen". Michael Klaß (Alternative für Pliening) warnte, die Häuser könnten zu teuer werden. Große Abstandsflächen bedeuteten große Grundstücke, "da kommen Summen auf einen zu, bei denen man nur wünschen kann, dass sie jemand in Landsham ausgeben möchte. Wir wollen aber verkaufen, weil wir das Geld brauchen." Markus Uffinger (Alternative) und Roland Frick (CSU) stellten ästhetische Kritikpunkte in den Vordergrund: "Ich verhehle nicht, dass mir Satteldächer besser gefallen", erklärte Frick, und Uffinger sagte: "Wir müssen Pultdächer vorgeben, um Plusenergiehäuser zu bekommen, aber schöne Häuser, wie wir sie kennen, bekommen wir dann nicht."

Für mehr Aufgeschlossenheit plädierten Martin Eberl (Neues Forum), der vorschlug, auch Garagendächer für Solarenergie auszunützen, um so vielleicht die Satteldächer zu retten. "Was können wir für die Zukunft tun, das sollten wir überlegen, und wenn das ein Pultdach ist, dann ist das eben ein Pultdach", sagte Stefan Seizl (Alternative). So landwirtschaftlich sei die Gegend nicht, sagte Bettina Marquis (SPD), "da stehen die beiden Ratioformhallen mit ihren grauen Wänden rum, ein bisschen Modernität könnte da nicht schaden. Schönheit liegt im Auge des Betrachters". Ähnlich äußerte sich Geschäftsleiterin Gabriele Jung: "Wenn man nur Satteldächer zulässt, kommt auch nicht immer nur Schönes raus." Keiner wolle unbedingt Pultdächer, man wolle nur den Bauwerbern die Möglichkeiten für einen noch höheren Energiestandard eröffnen.

Die Entscheidung über die Dachformen wurde aufgeschoben. Es soll noch geklärt werden, ob ein Anschluss des Baugebiets an die Poinger Geothermieversorgung möglich ist.

© SZ vom 27.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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