Bauland:Familien first

Der Gemeinderat Pliening legt die Vergabekriterien für preisgünstiges Bauland in Landsham Süd fest. Geringverdiener mit vielen Kindern haben die besten Chancen, dort zum Zug zu kommen

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Der 16. April dürfte für Personen, die sich für ein Eigenheim in Pliening interessieren, ein wichtiges Datum werden. An diesem Montag in drei Wochen nämlich beginnt die Bewerbungsfrist um preisvergünstigtes Bauland im Baugebiet Landsham Süd. In der jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat die Vergaberichtlinien sowie die genaue Lage und Anzahl der Bauparzellen festgelegt, welche die Gemeinde zur Hälfte des gängigen Verkehrswerts veräußern will, um damit dem wachsenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum in der Region München zu begegnen.

Dass dabei Bewerber nicht nur aus der Gemeinde selbst zum Zuge kommen, ist dem Leitlinienkompromiss zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union geschuldet. Die früher gängige Praxis des Einheimischenmodells wurde nach Einschreiten der EU ja 2017 abgeschafft. Wer günstiges Bauland haben möchte, darf nicht zu viel verdienen und kein großes Vermögen haben. Zudem muss er das Grundstück dann für 20 Jahre selbst nutzen. Die Zeit, die er bereits in einer Gemeinde wohnt, wird zwar zusätzlich noch in einem Punktesystem berücksichtigt, das spielt für die Vergabeentscheidung nur noch eine untergeordnete Rolle, so will es der EU-Kompromiss.

Bürgermeister Roland Frick (CSU) hatte die Fraktionssprecher des Gemeinderats Anfang der Woche zusammen gerufen, um die Sitzung mit der umfangreichen Agenda vorzubereiten, in der die Aufschlüsselung der Bewerbungskriterien und die Parzelleneinteilung in Landsham eine zentrale Rolle spielten. So fanden die Gremiumsmitglieder denn auch zu einstimmigen Entscheidungen über die einzelnen Punkte. 51 von insgesamt 54 Parzellen gehören im Baugebiet zwischen der Ulrich-Nansheimer Straße und der Gruber Straße der Gemeinde, auf denen zwei Mehrfamilienhäuser mit günstigen Wohnungen, neun Einfamilienhäuser und 40 Doppelhaushälften errichtet werden sollen. Drei Parzellen gehören einem Privateigentümer, dessen Grundstücke im Zuge der Bebauung mitentwickelt werden. Auch hier entstehen noch einmal zwei Mehrfamilienhäuser im Norden des Gebiets. Nach Gemeinderatsbeschluss sollen nun 20 Parzellen zu vergünstigten Preisen verkauft werden, das heißt, zu einem Quadratmeterpreis von 504,50 Euro, was in etwa der Hälfte des von einem Sachverständigenbüro ermittelten Verkehrswert der Grundstücke entspricht. Eine einzige Parzelle wird für 468,50 Euro pro Quadratmeter angeboten, sie kann weniger dicht bebaut werden und ist daher günstiger. Die Grundstücke, deren genaue Lage in der Gemeinde eingesehen werden kann, dürfen ausschließlich mit Doppelhaushälften bebaut werden und kosten zwischen etwa 115 000 und knapp 143 000 Euro, Erschließungskosten sind dabei noch nicht eingerechnet.

Bewerben können sich Interessenten, deren Einkommen einen mittleren Bruttoverdienst von 51 918 Euro in den Jahren 2014 bis 2016 nicht überschreitet, bei zwei Einkommen gilt die Obergrenze von 103 836, Kinder bringen allerdings einen Freibetrag von jeweils 7 428 Euro, ein Ehepaar mit zwei Kindern dürfte also 118 692 Euro verdienen, wenn es bei der Bewerbung eine Chance haben möchte. "Eine Familie mit fünf Kindern", erklärte Bürgermeister Frick, "ist also eigentlich unschlagbar." Es sei denn, die Antragsteller haben außer ihrem Einkommen noch ein Vermögen, das den Verkehrswert des Grundstücks, das sie haben wollen, überschreitet. Sie dürfen auch kein anderes bebaubares Grundstück in der Gemeinde besitzen, gleiches gilt für deren Eltern. Auf Antrag von Michael Klaas (Alternative für Pliening) werden auch Grundstücke der Eltern, die in anderen Gemeinden liegen, als Ausschlusskriterium herangezogen.

Über das Einkommen hinaus wird die Ortszugehörigkeit mit maximal 50 Punkten bewertet, zehn Punkte für jedes Jahr, das ein Bewerber bereits in der Gemeinde verbracht hat, letztlich aber spiele das dann keine so große Rolle mehr, "ein Hamburger kann größere Chancen haben als jemand, der aus Pliening oder Poing kommt", erklärte Frick. Eine Maßgabe, die beim derzeitigen Druck auf den Münchner Wohnungsmarkt wohl nur einen geringen Einfluss auf die Zahl der Bewerber haben wird, "wir werden eine lange Liste haben", sagte er, was Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow, der bereits seit Beginn der Planungen für das Baugebiet Anfragen sammelt, nur bestätigen konnte.

Um Bewerbern - die ihre Unterlagen von Mitte April bis zum 18. Juni bei der Gemeinde einreichen können - aber nicht zum Zuge kommen, die Möglichkeit geben, vielleicht bei den frei verkauften Grundstücken erfolgreich zu sein, werden diese erst verkauft, wenn alle anderen Grundstücke vergeben sind.

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