Bauernmuseum Amerang:Alles andere als öde

"Das öde Haus": Ausstellung von Stefania Peter  im Bauernhausmuseum Amerang zeigt die Poesie verlassener Häuser

Die Brechhütte aus der Gemeinde Babensham im Landkreis Rosenheim gehört zu den Lieblingszeichnungen der Künstlerin Stefania Peter.

(Foto: Veranstalter)

Ausstellung von Stefania Peter im Bauernhausmuseum Amerang zeigt die Poesie verlassener Häuser

"Und doch weiß ich selbst nicht, wie es kam, dass bei dem öden Hause vorbeischreitend ich jedes Mal wie festgebannt stehen bleiben und mich in ganz verwunderliche Gedanken nicht sowohl vertiefen, als verstricken musste." Diese Gedanken des Dichters E.T.A. Hoffmann aus seinem Werk "Das öde Haus" sind der Ursprung einer neuen Studioausstellung im Bauernhaus Amerang. Die Künstlerin Stefania Peter ließ sich von diesen Zeilen inspirieren, denn auch sie stieß im Chiemgau auf zahlreiche alte, fast dem Verfall preisgegebenen Gebäude. "Als ich diese verlassenen Häuser sah, wusste ich: Ich muss sie zeichnen." Mit spitzer Feder bannte sie verlassene historische Bauernhöfe, Wirtschaftsgebäude aber auch Bürger- und Handwerkerhäuser auf Papier. Die kolorierten Federzeichnungen sind nun in der Studioausstellung "Das öde Haus" in den Räumen der Furthmühle im Bauernhausmuseum zu bewundern.

Die Sammlung von sterbenden oder wiederbelebten Gebäuden zeichnet ein poetisches Abbild der ländlichen Kulturlandschaft. Peter hält mit geübtem Auge den Charakter der Häuser auf eine Weise fest, wie es eine Fotografie wohl nie könnte. Die Künstlerin lässt die Häuser für sich sprechen - ohne störende Umgebung, die von baulichen Details ablenkt. So muss etwa ein Baum vor einem Hof weichen, damit die Ästhetik der Fassade besser zur Geltung kommt. Zu sehen sind beeindruckende Beispiele quer durch den Chiemgau, beispielsweise die Sommerlaube eines ehemaligen Braugasthofes in Trostberg, ein Bauernhaus mit Kramerei im Gemeindegebiet Pittenhart, ein Bauernhaus in Soyen oder die Brechhütte in Babensham. Die Zeichnung dieser Hütte gehört zu den Lieblingsbildern der Künstlerin. "Es ist ein tolles Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit großartigen Proportionen."

Häuser sind für Stefania Peter mehr als nur stumme Zeugen der Vergangenheit. "Mich sprechen die Putzschichten an, oder die verschiedenen Farbschichten. Eine Hausfassade kann sein wie ein Gesicht mit Falten, das seine Geschichte erzählt." Sie arbeitet mit einer feinen Zeichenfeder mit Tusche. "Mit verschiedenen Schraffuren gebe ich den Gebäuden eine räumliche Tiefe, und zusammen mit den Kolorierungen kann ich Risse, die verschiedenen Mauern und den Putz auf den Fassaden besser darstellen." Die eindrücklichen, filigranen Zeichnungen vermitteln die noch im Verfall erhaltene architektonische Qualität der Bauwerke, deren Struktur, Materialität und Proportionen.

Stefania Peter hat Architektur studiert und restaurierte gemeinsam mit ihrem Mann in der Vergangenheit historische Gebäude, darunter etwa die Klosterkirche Tegernsee. "Denkmalpflege war mir immer ein besonderes Anliegen, ebenso das Thema Nachhaltigkeit. Bis ins 19. Jahrhundert, wurden Häuser mit heimischen Materialien gebaut, umwelt- und energiefreundlich. Ich möchte mit meinen Zeichnungen dazu beitragen, dass sich das Bewusstsein dafür in unserer Zeit wieder entwickelt."

Zu der Ausstellung ist eine kleine Postkartenmappe erschienen, die im Museumsladen genauso erworben werden kann wie die bereits 2018 veröffentlichte Publikation von Stefania Peter "Das öde Haus". Das Bauernhausmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern hat dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.bhm-amerang.de oder (08075) 91 50 90.

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