Bauarbeiten an der B 304:Endspurt auf der Dauerbaustelle

Einige genervte Anwohner, ein paar verirrte Autos, doch das ganz große Chaos ist bislang ausgeblieben. Ein Streifzug entlang der Kirchseeoner Bundesstraße, die seit dem Wochenende voll gesperrt ist

Von Katharina Blum

Frank Ruckdäschel hat drei Typen an Autofahrern ausgemacht, die derzeit in Kirchseeon unterwegs sind: Da sind diejenigen, die sich ohne Wenn und Aber an die Umleitungsempfehlungen seines Staatlichen Bauamts Rosenheim halten - also diejenigen, die ihm am liebsten sind. Dann gibt es da zweitens noch die Ignoranten, die die diversen Hinweisschilder auf die Vollsperrung der Bundesstraße 304 seit dem vergangenen Wochenende bereitwillig übersehen und seinen Kollegen vor Ort dann entgegen schmettern: "Mein Navi hat aber gesagt . . ."

Bauarbeiten an der B 304: Geruhsame Nächte haben derzeit die Bewohner an der B 304. Wenn die Bauarbeiter Feierabend haben, kehrt in der gesperrten Straße die ersehnte Ruhe ein.

Geruhsame Nächte haben derzeit die Bewohner an der B 304. Wenn die Bauarbeiter Feierabend haben, kehrt in der gesperrten Straße die ersehnte Ruhe ein.

(Foto: Christian Endt)

Und zu guter Letzt bleiben noch diejenigen, die Schilder und Absperrungen nicht nur absichtlich ignorieren, sondern diese dabei auch beiseite räumen und währenddessen granteln und schimpfen, wie es Ruckdäschel beschreibt. Oder kurz gesagt: "Alles nichts, was uns aus Fassung wirft, wenn man eine Bundesstraße komplett sperrt." Das ganz große Chaos ist trotz Vollsperrung bislang ausgeblieben in Kirchseeon. Darin sind sich Straßenbauamt, Rathaus und Polizei einig. "Wir bringen die Woche sicher rum", sagt Franz Tischler, der stellvertretende Leiter der Ebersberger Polizei. "Es gibt zwar einige, die sich nicht an die Sperrungen halten. Aber im Großen und Ganzen läuft es."

Anders als in Rosenheim die Fachleute ringen in Kirchseeon die genervten Anwohner schon deutlich mehr um Fassung. Besonders die Bewohner an den Umleitungen wie der Rotbuchenstraße. Aus der beschaulichen Seitenstraße ist eine stark befahrene Verkehrsader geworden. Und es ist nicht nur der innerörtliche Verkehr, der sich dort entlang schlängelt. An diesem Montagvormittag kommen sie aus Rosenheim, München, Erding, aber auch Miesbach oder gar Hamburg. In der Früh hatte sich mal wieder ein Laster hierher verirrt und alles blockiert. "Es ist wirklich schlimm", sagt eine Anwohnerin. "Die Kinder können schon seit langem nicht mehr auf der Straße spielen. Und es ist es laut und dreckig."

Andererseits gönnt man den Nachbarn auch endlich wieder eine geruhsame Nacht, wenn der neue Flüsterasphalt dann den Lärm von der Bundesstraße dämpft. Bis es soweit ist - die Bauarbeiten sollen noch bis zum 7. September dauern - versuchen sich die Anwohner selbst zu helfen. "Bitte nur Pkw", "Achtung, spielende Kinder, Katzen und Hunde" oder "Lastwagen verboten" steht auf den selbstgebastelten Schildern. So sieht er aus, der Endspurt auf der Baustelle an der B 304.

Denn gebaut wird in der Marktgemeinde bereits seit dem Beginn der Sommerferien. Zunächst wurde der Geh- und Radweg zwischen Kohlenbrennerweg und Waldbahn verlängert, die Autofahrer und Anwohner mussten seitdem eine halbseitige Sperrung der Durchgangsstraße hinnehmen. Seit dem Wochenende ist die Straße nun von der Rotbuchenstraße bis kurz vor der Einfahrt Hochriesstraße am Spannleitenberg komplett gesperrt, weil auf diesem Teilstück ein Flüsterasphalt aufgetragen wird.

Damit nicht genug: Die Baustelle an der Wasserburger Straße bremst zudem den Verkehrsfluss, dort wird für einen sichereren Schulweg der Gehweg entlang der Kleingartenanlage verbreitert. Währenddessen wird in Eglharting der Kreuzungsbereich "B304/Siriusstraße/Westring" saniert. Autofahrer, die nicht nach Kirchseeon müssen, machen also besser einen weiten Bogen um die Marktgemeinde.

Doch immer wieder kann man beobachten, dass viele trotz der Umleitungsschilder etwa bis zum Spannleitenberg hochfahren, nicht weiterkommen und über Nebenstraßen zurück auf die Bundesstraße wollen - was nicht klappt. "Wenn sich jeder an die Umleitungen halten würde, dann hätten wir auch kein Problem", sagt die Zweite Bürgermeisterin Barbara Burgmayr-Weigt (CSU). "Am Wochenende ging es schon relativ heftig zu."

Am Montag hat sie mit Geschäftsleiter Stephan Neu und Bauhof-Chef Erich Waldleitner wieder einmal alle Schilder überprüft, noch mal nachgebessert. Die Gemeinde hat zusätzliche Halteverbotsschilder aufgestellt, warnt bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. "Es hält sich alles noch in Grenzen - und das ganze ist ja zeitlich absehbar."

Das einzige Risiko, das die Bauarbeiten jetzt noch verzögern könnte, ist laut Frank Ruckdäschel das Wetter. Um den neuen Flüsterasphalt auftragen zu können, darf es nicht regnen, damit der neue Asphalt keine Bläschen bildet. Die Prognosen für Donnerstag sehen vielversprechend aus.

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