Nach dem Auftritt des Quartetts Quadro Nuevo im Gottesdienst der Petrikirche in Vaterstetten sieht sich Pfarrer Stephan Opitz einem Shitstorm ausgesetzt. Zahlreiche Mails von Menschen, die er gar nicht kennt, erreichten den evangelischen Pfarrer, wie dieser berichtet. In einem für Opitz "sehr befremdlichen Ton" empörten sich die Mail-Schreiber, die Petrikirche habe ihr Privileg ausgenützt, trotz Corona-Pandemie geöffnet zu haben. Und nicht nur das. Man warf dem Pfarrer vor, ein geplantes Konzert als Gottesdienst umdeklariert zu haben.
Am Dienstagvormittag verstand Opitz die Welt nicht mehr. "Ich ärgere mich sehr über diese Zuschriften", sagt er, die voller Unwahrheiten steckten. Richtig sei, dass sich der Kirchenvorstand bereits Anfang Dezember dazu entschlossen habe, ein vor Weihnachten geplantes Konzert abzusagen. Alternativ wollte man zwei Gottesdienste veranstalten und diese musikalisch begleiten. Statt Orgel sollte das Quartett ertönen, das kein Konzert geben darf. Die Petrikirche informierte alle, die bereits eine Konzertkarte gekauft hatten und bot eine Rückerstattung an. Diese nahmen einige an, andere spendeten das Geld den Musikern.
Mit Beginn des harten Lockdowns änderte die Kirche den Plan erneut und strich wegen der Ausgangssperre den zweiten Gottesdienst, der um 21 Uhr hätte beginnen sollen. So fand am Montag um 18 Uhr ein Gottesdienst statt, der mit Ansprache, Fürbitten, Gebeten und Segenspende nicht mal eine Stunde dauerte. Quadro Nuevo spielte sechs Lieder. Nicht nur die Musiker hielten laut Opitz den vorgeschriebenen Abstand untereinander ein, sondern auch die 53 Kirchgänger, die dem Gottesdienst beiwohnten.
Pfarrer Opitz fühlt sich zu Unrecht angegriffen. Seit Beginn der Pandemie habe die Kirche das Hygiene-Konzept eingehalten. Vor jedem Gottesdienst geleiten der Mesner und drei Kirchenvorsteher die Besucher an ihre Plätze. Am Eingang steht Desinfektionsmittel bereit, über drei Ausgänge können die Besucher den Gottesdienst verlassen. Die Petrikirche erlaubt mit geöffnetem Gemeindesaal nach den derzeitigen Hygiene-Regeln 63 Personen. Zu Nicht-Corona-Zeiten haben dort 350 Menschen Platz. "Wir setzen das Konzept peinlich genau und verantwortungsvoll um", sagt Pfarrer Opitz. Die Gottesdienste würden mit ausreichend Personal flankiert, das sogar darauf achte, dass die Besucher nicht auf dem Kirchplatz in Grüppchen beieinander stehen.
Auch das Management der Band Quadro Nuevo ist zutiefst erschüttert über die Vorwürfe. "Wir kämpfen und kämpfen. Die Musiker komponieren neue Stücke und lassen sich nicht entmutigen", sagt Katja Ogiolda. Es mache sie traurig. Weil Gesang in Kirchen derzeit verboten ist, versuchten die Pfarrgemeinden doch nur, die Gottesdienste mit Instrumentalmusik ein wenig weihnachtlich zu gestalten.
Pfarrer Opitz sagt, die Menschen hätten gerade in dieser Zeit ein Bedürfnis nach Begleitung. So freut er sich, wenn sich am Sonntag, 26. Dezember, viele den Stream ansehen, der bereits in der Petrikirche ohne Publikum aufgezeichnet wurde. Unter der Webseite https://quadronuevo.de präsentiert Quadro Nuevo Weltmusik und Weihnachtsklänge. Der Zugang zum Stream ist kostenlos.