Baiern:Das erste Mal

Baiern: "Man muss nicht unbedingt ein guter Politiker sein, um gute Politik zu machen", sagt Lukas Schmid.

"Man muss nicht unbedingt ein guter Politiker sein, um gute Politik zu machen", sagt Lukas Schmid.

(Foto: privat)

Der 19-jährige Lukas Schmid (Die Linke) setzt auf die Jugend

Von Johanna Feckl, Baiern

Lukas Schmid aus Baiern tritt nicht nur das erste Mal als Direktkandidat der Linken an, sondern ist mit seinen 19 Jahren auch Bundestags-Erstwähler. Im kommenden Schuljahr stehen ihm seine Abiturprüfungen bevor. Danach möchte er Geschichte und Politik studieren.

Sein junges Alter empfindet er gleichermaßen als Vor- und Nachteil: "Viele ältere Menschen finden das gut und sagen, dass so ein frischer Wind in die Politik komme." Er höre aber auch skeptische Stimmen, die behaupten, er hätte doch keine Ahnung. Für Schmid haben diese Urteile allerdings wenig Gewicht. "Man muss nicht unbedingt ein guter Politiker sein, um gute Politik zu machen", sagt er. "Viel wichtiger ist es, von den eigenen Themen überzeugt zu sein und nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln."

Das sei auch der Grund, weshalb er bei der Linken gelandet sei. Zum einen möchte er sich für eine Partei engagieren, die er selbst noch mitgestalten kann und die in ihren Strukturen noch nicht völlig eingefahren ist. Zum anderen liegt sein Fokus auf sozialen Themen. Bei der Linken sieht er das am besten repräsentiert und trat der Partei deshalb vor einem Jahr bei.

"Mir geht es besonders darum, die Jugend mehr in die Politik einzubinden." Schmid möchte dafür in den Schulen Einfluss nehmen. "Meistens fällt die Diskussion über ein Thema im Unterricht weg." So sei es fast unmöglich, den Jugendlichen nachhaltige Denkanstöße mitzugeben. Schmid selbst hat Glück gehabt: Dass er seit etwa fünf Jahren politisch interessiert ist, liegt zwar auch an seiner Familie, aber ebenso an seinen Lehrkräften. Die meisten Jugendlichen entdeckten ihre Begeisterung für Politik jedoch nicht in der Schule, ist sich Schmid sicher.

Doch für Schmid ist die Politik selbst gefragt, um jungen Menschen ihre Themen näher zu bringen. "Die Parteiprogramme sind oft so kompliziert, das versteht jemand zwischen 14 und 17 Jahren überhaupt nicht." Davon abgesehen fehlt ihm auch die Initiative von Politikern für einen persönlichen Kontakt mit jungen Erwachsenen. "Es können nicht immer die Jugendlichen sein, die zu den Parteien kommen. Sondern es müssen auch die Parteien auf die Jugendlichen zugehen."

Einen weiteren seiner Schwerpunkte setzt Schmid in der Gesundheits- und Sozialpolitik. Hier habe ihn seine Mutter stark beeinflusst. Sie ist alleinerziehend und arbeitet als Krankenpflegerin. "Es kann nicht sein, dass das Personal in der Pflege ab- und bei Ärzten aufgebaut wird, während gleichzeitig immer weniger operiert und mehr auf alternative Heilverfahren gesetzt wird." Den Knackpunkt sieht er jedoch in einer höheren Entlohnung.

Im Sozialen lautet Schmids Leitsatz "Chancengleichheit durch Umverteilung". Er bezieht sich auf Kinder von Hartz-IV-Empfängern, die später einmal sehr oft selbst arbeitslos sind. Die Bedarfssätze für Bildungsausgaben seien zu niedrig. "Von nicht einmal zwei Euro im Monat kann sich niemand Gitarrenstunden oder Nachhilfeunterricht leisten." Also: Regelsätze hoch, ebenso wie die Steuersätze für wohlhabende Menschen.

Seine Chancen, in den Bundestag einzuziehen, schätzt er gering ein. "Das ist in Bayern als Linker ja immer etwas schwierig", sagt er und lacht. Seine Kandidatur sieht er dennoch keinesfalls als folgenlos. Er hofft auf eine Beispielfunktion, sodass sich junge Menschen, wie er, künftig mehr für Politik engagieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: