Mobilität in Bayern:Brenner-Zulauf: Landkreis Ebersberg will der Bahn Druck machen

Brenner Basistunnel

Für den Brenner-Nordzulauf müssen wohl neue Gleise durch den Landkreis Ebersberg gelegt werden.

(Foto: dpa)

Wo genau die Zulaufstrecke zum Brenner im Landkreis Ebersberg gebaut werden soll, ist noch unklar. Ein Durchschneiden der Landschaft will die Kreistagsfraktion von CSU und FDP auf jeden Fall verhindern.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Man kennt dieses Bild aus den klassischen Westernfilmen: Die schier endlose Weite der Prärie wird durchzogen von einem einzigen Eisenbahngleis, auf dem sich die Dampflok unaufhaltsam ihren Weg durchs Land bahnt. Nun ist der Landkreis Ebersberg allerdings deutlich dichter besiedelt als die Steppe Arizonas, weshalb sich die Freude über die Eisenbahn hier eher in Grenzen hält - zumindest dann, wenn die Region nur als Durchgangstrasse für selbige dient. Das soll beim Brenner-Nordzulauf der Fall sein, der nach seiner Fertigstellung den alpenüberquerenden Güterverkehr erleichtern und München besser mit Österreich und Norditalien verbinden soll. Wo genau die Trasse auf deutscher Seite verläuft, steht noch nicht fest, für die Fraktion von CSU und FDP im Ebersberger Kreistag ist jedoch klar: Keinesfalls soll die neue Strecke einfach die Landschaft durchschneiden.

Das machen die beiden Parteien nun in einer gemeinsamen Resolution deutlich, die als Beschlussvorlage für den Kreistag dienen soll. In dem von Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz und Landtagsabgeordneten Thomas Huber (beide CSU) verschickten Schreiben kritisiert die Fraktion, dass überhaupt nicht klar sei, wie viel Schienenverkehr nach Fertigstellung des Brenner-Nordzulaufs tatsächlich durch die Region rollt. Eine vom Verkehrsministerium durchgeführte Schätzung des bis zum Jahr 2050 zu erwartenden Aufkommens basierend auf einer Hochrechnung analog zur geschätzten Zunahme des Bruttoinlandproduktes, stelle keine Prognose dar, heißt es in der Resolution. "Zunächst ist daher für den Bau einer Neubaustrecke eindeutig die Erforderlichkeit nachzuweisen." Eine neue Trasse ist den Planungen der Bahn zufolge im Abschnitt zwischen Grafing und Großkarolinenfeld nötig. Von Grafing weiter in Richtung München sollen die Güterzüge auf den bereits vorhandenen Gleisen fahren.

Zur Not soll die Strecke unterirdisch verlaufen

Vor allem der mögliche Neubauabschnitt ist es aber, der CSU und FDP Sorgen macht. Sollten tatsächlich zusätzliche Gleise erforderlich sein, müssten diese entlang der bereits bestehenden verlegt werden. Die Bestandstrasse müsse daher in jedem Fall als Option im Trassenauswahlverfahren berücksichtigt werden, schreibt die Fraktion. Keinesfalls dürften die neuen Schienen einfach quer durch die Landschaft verlaufen, denn: "Sensible und dicht besiedelte Räume wie das bayerische Alpenvorland dürfen nicht noch weiter belastet werden. Eine von der Bestandsstrecke abweichende, oberirdische Trassenführung wird vom Kreistag, sämtlichen betroffenen Kommunen sowie den politischen Mandatsträgern der Region ausdrücklich abgelehnt", so der Beschlussvorschlag von CSU und FDP, die als Notlösung einen unterirdischen Verlauf vorschlagen: "Falls sich der Neubau entlang der Bestandsstrecke als undurchführbar erweisen sollte, muss eine weitestgehende Untertunnelung erfolgen."

Kritik gibt es aber nicht nur an der möglichen Gleisführung, sondern auch an den Geschwindigkeiten, mit denen die Züge über selbige fahren sollen. Die Bahn nämlich peilt ein Maximaltempo auf der gesamten Strecke von bis zu 230 Stundenkilometer an - viel zu schnell, sagen CSU und FDP, vor allem weil im Bereich zwischen Grafing und München die bereits bestehenden Schienen genutzt werden sollen. Eine solch hohe Geschwindigkeit sei dort nach Meinung der Fraktion "nicht vermittelbar". Auch zwischen Ostermünchen und Grafing sollte die Bahn von den geplanten 230 Kilometern pro Stunde abweichen.

Der ÖPNV soll nicht beeinträchtigt werden

Egal auf welcher Trasse und wie schnell die Züge letztendlich unterwegs sein werden, für ausreichend Lärmschutz müsse auf jeden Fall gesorgt sein. Damit greifen CSU und FDP eine Forderung auf, die bereits die Anliegerkommunen entlang der S-Bahn-Trasse immer wieder an die Bahn herantragen. "Die Bestandsstrecke wird noch über Jahrzehnte die Hauptlast beim Güter- und Personenverkehr tragen müssen. Deshalb muss hier über die bereits zugesicherten Maßnahmen hinaus auf Neubauniveau nachgebessert werden", heißt es nun in der Resolution. Zudem müsse ausgeschlossen werden, dass der ÖPNV durch zusätzliche Verkehre beeinträchtigt werde.

Für CSU und FDP steht ohnehin fest, dass nicht der gesamte künftige Verkehr über den Knotenpunkt München und die Strecke zwischen der Landeshauptstadt und Rosenheim abgewickelt werden kann. "Eine Entlastung der bestehenden Bahnstrecke ist unabhängig vom Ausbau der Zulaufstrecke zwingend erforderlich." Um diese zu erreichen, schlägt die Fraktion vor, den sogenannten Ostkorridor über Hof, Regensburg, Mühldorf und Rosenheim als "weiträumige Entlastungsstrecke" auszubauen. Eine Verknüpfung dieser Trasse mit der noch auszubauenden Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing sowie dem Brennerzulauf biete erhebliche Entlastungspotenziale. Sollten das die übrigen Fraktionen im Kreistag ähnlich sehen, dürfte die Deutsche Bahn bald Post aus Ebersberg bekommen - wie schon häufiger im Verlauf der Planungen.

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