Brot aus Ebersberg:Die Bäckerei Freundl hat eine neue Bio-Kreation

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Lassen sich die Schmankerl munden: Josef Rüegg mit dem Bäckerehepaar Lieselotte und Martin Freundl. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Ebersberger Familienunternehmen ist die einzige Bäckerei im Landkreis Ebersberg, die von "Unser Land" zertifiziert ist. Aus gutem Grund.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Daheim im Garten hat sich Martin Freundl vor Kurzen den kleinen Finger am Griff der Baumschere eingezwickt. Unter dem Nagel ist der Finger deswegen aktuell dunkelblau bis schwarz. Was bei der Holunderblütenernte schiefging, würde ihm in der Backstube sehr wahrscheinlich nicht passieren. Zwischen Mehlhaferln und Brezenofen hantiert der Hobbygärtner Martin Freundl mit dem grünen Daumen des Bäckereihandwerks.

Der Ebersberger Bäckerei Freundl darf so ein Prädikat nachgesagt werden. In ihrer neuesten Kreation "Kräuterspitz-Brot" verbacken die Freundls nämlich neuerdings Schnittlauch, Rucola und Petersilie im Teig. Weil sie dabei auch noch spezielle Auflagen einhalten, sind die Freundls als einzige Bäckerei im Landkreis Ebersberg von der Solidargemeinschaft "Unser Land" zertifiziert. Entscheidend dafür: Die Kräuter müssen frisch aus der nahen Region kommen und das Biosiegel tragen. Nur solches Kraut kommt ins Spitzbrot, ins größere Kastenbrot oder in die Seele, eine längliche Baguetteform. Martin Freundl sagt: "Manchmal bin ich der Seelenverkäufer."

Freundl, 55, ist Bäckermeister und Scherzbold gleichermaßen, ein Mann, der immer so dreinschaut, als läge ihm bereits der nächste Kalauer auf der Zunge. Seine Frau Lieselotte ist offenbar ebenfalls infiziert, was bei diesem Dienstagstermin im Backgeschäft in Ebersberg unschwer zu vernehmen ist. Martin Freundl hält gerade ein Brotmesser in der Hand und säbelt das Premierenstück vom Kräuterspitzbrot herunter. Da sagt seine Frau: "Der Martin ist der Aufschneider."

Die eine Erkenntnis dieses Besuchs: Mit dem Brotmesser agiert Freundl deutlich souveräner als mit einer Baumschere. Die zweite: Das Sauerteigerzeugnis mit den drei Biokräutern ist gleichermaßen ungewöhnlich und schmackhaft. Eine knackfrische Köstlichkeit mit einer feinen Kräuternote - und dezenter Preisintensität, 1,10 Euro kostet das Stück. Der Preis der regionalen Bioqualität, den "Unser Land" garantiert. Die Freundls sind damit eine von insgesamt 33 Bäckereien in elf Landkreisen, die mitmachen.

Im Backofen wird der Sauerteig für den Kräuterspitz auf 93 Grad erhitzt. "Als würde der Teig kochen", sagt Martin Freundl. Man könnte meinen, dass Petersilie, Rucola, und Schnittlauch im Ofen vor Hitze schwarz werden. Doch heraus kommt ein grüner Gaumenschmaus, als wäre ein Gärtner am Werk.

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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