Süddeutsche Zeitung

Baby-Boom:Geburtenzahlen: Rekordjahr im Landkreis Ebersberg

2018 wird mit einem neuen Rekord in der Kreisklinik gerechnet. Das hätte auch finanziell positive Folgen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Jedes Baby, das im Landkreis zur Welt kommt, ist ein Grund zur Freude - nicht nur für die Eltern und die Verwandten, sondern auch für die Kreisklinik in Ebersberg. Denn wenn der Babyboom anhält, könnte die Klinik einen kräftigen Extra-Bonus vom Freistaat erhalten: 800 000 bis eine Million Euro wären das nach Einschätzung von Stefan Huber, dem Geschäftsführer der Klinik. Mit dem neuen Geburtshilfeförderprogramm sollen kleinere Geburtsstationen im ländlichen Raum gefördert werden. Denn diese arbeiten meist defizitär - da ist auch Ebersberg keine Ausnahme.

Die Staatsregierung will mit dem Programm, das bereits Ende 2017 angekündigt wurde, dazu beitragen, dass Geburtshilfeabteilungen auf dem Land dennoch erhalten bleiben. Allerdings wird sich wohl erst Mitte 2019 zeigen, ob das Geld nach Ebersberg tatsächlich fließt. Dann meldet das Statistische Landesamt die aktuelle Geburtenzahl für den Landkreis für das Jahr 2018 - und die ist entscheidend dafür, ob Ebersberg zum Zug kommt oder nicht.

Eine von vielen Bedingungen für die Förderung ist nämlich, wie Huber erklärt, dass die Kreisklinik mindestens 50 Prozent der Geburten erreicht, die im Landkreis registriert werden. Allerdings müssen die Eltern der Babys, die in der Kreisklinik geboren werden, nicht unbedingt aus dem Landkreis kommen - gezählt werden hier alle Geburten.

Das 500. Baby kam dieses Jahr einen Monat früher als 2017

Bisher jedenfalls sieht es sehr gut aus: Bereits am 11. September wurde das 500. Baby in diesem Jahr geboren - der kleine Martin-Erich Saxinger aus Grafing. Im vergangenen Jahr hatte man diese Marke in der Kreisklinik erst einen Monat später erreicht.

Während im Jahr 2017 in der Ebersberger Geburtsstation 673 Kinder zur Welt kamen, rechnet Huber damit, dass dieses Jahr bis zu 720 oder sogar 730 Babys ihren ersten Schrei in der Ebersberger Klinik tun könnten. Damit wäre die erforderliche Quote von 50 Prozent wahrscheinlich locker erreicht, denn die Gesamtzahl der Geburten im Landkreis wird nach Schätzungen Hubers wohl im Jahr 2018 zwischen 1250 bis 1300 betragen.

Sollte es tatsächlich zu einem Geburtenrekord in Ebersberg kommen, läge das wohl zum Teil auch an der Misere in der Geburtenabteilung in der Klinik im Nachbarlandkreis Erding. Wegen schwerwiegender Personalengpässe hatte die Station dort mehrere Monate lang schließen müssen, ausschließlich geplante Kaiserschnitte waren noch möglich. Viele junge Eltern orientierten sich um - unter anderem Richtung Ebersberg. "Wir haben einen erheblichem Zuwachs wegen der Probleme in Erding", sagt Huber. Zu stark darf die Geburtshilfeabteilung in Ebersberg allerdings auch wieder nicht boomen - denn die Förderung ist auf Kliniken mit bis zu 800 Geburten jährlich begrenzt.

Der Zuschuss vom Freistaat wäre jedenfalls eine willkommene Entlastung für die Klinik. Noch bis 2014 hatte sie schwarze Zahlen geschrieben, das war zum damaligen Zeitpunkt nur noch etwa 50 Prozent der Kliniken in Deutschland gelungen. Seitdem fallen die Ergebnisse recht unterschiedlich aus: 2015 und 2017 verbuchte sie Defizite von gut zwei Millionen Euro, 2016 war das Ergebnis knapp positiv. Der Landkreis unterstützt die Klinik nicht nur bei ihren teuren Investitionen, er muss auch Defizite im Betrieb ausgleichen, sofern es der Klinik nicht gelingt, dies innerhalb von fünf Jahren selbst zu tun.

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SZ vom 05.11.2018/koei
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