B 304:Lastwagen raus

Der Umweltschutzverband Alztal fordert für den Lkw-Transitverkehr eine Sperrung der B 304. Der Kirchseeoner und der Steinhöringer Bürgermeister unterstützen die Initiative.

Von Katharina Blum

Es dröhnt, bebt, stinkt - das ist der Alltag entlang der Bundesstraße B 304, die oft mitten durch die Ortschaften führt. Insbesondere Mautflüchtlinge, die mit ihren Lastwagen auf diese Nebenstrecke ausweichen, machen den Menschen entlang der Straße das Leben schwer, schimpfen jetzt schon viele Anwohner von Traunreut bis Kirchseeon unisono. Und wenn dann noch die Pkw-Maut kommt, so befürchtet der Umweltschutzverband Alztal und Umgebung, dann sei davon auszugehen, dass "durch diese Maßnahme der Maut-Ausweichverkehr auf der B 304 massiv zunehmen wird". Der Verein fordert eine Sperrung der B 304 für den Lastwagen-Transitverkehr und hat deshalb eine Unterstützeraktion gestartet, bei der bereits Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel und sein Steinhöringer Amtskollege Alois Hofstetter unterzeichnet haben.

B 304: Der Umweltschutzverband Alztal fordert für den Lkw-Transitverkehr eine Sperrung der B 304.

Der Umweltschutzverband Alztal fordert für den Lkw-Transitverkehr eine Sperrung der B 304.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Verkehrsminister Alexander Dobrindt forciert derzeit die Einführung der Pkw-Maut für Ausländer. Das Gesetz solle noch in diesem Jahr verabschiedet werden, kündigte er nun im "Spiegel" an. Nach den Plänen Dobrindts müssen alle Fahrer künftig für die Benutzung der Autobahnen eine Vignette kaufen, deutsche Autofahrer sollen über die Kfz-Steuer entlastet werden. Die Pkw-Maut für Ausländer ist innerhalb der großen Koalition umstritten.

Gerungen wird schon länger um ein Lastwagenverbot auf der B 304. Im vorigen Herbst hatte dieser Wunsch mal wieder einen Dämpfer erhalten. Damals zitierte Ockel im Gemeinderat aus einem Brief des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, das über die Lastwagenkontrollen der vergangenen Wochen informierte. Bis dato war man in der Marktgemeinde davon ausgegangen, dass die Lärmbelastung insbesondere auch durch Mautflüchtlinge verursacht wird, also durch Lastwagen, die aus Kostengründen die Autobahn meiden. Die Zahlen zeigten: Bei nur 14 von 162 kontrollierten Fahrzeugen konnte kein plausibler regionaler Bezug hergestellt werden, etwa Be- und Entladestelle oder Sitz der Firma.

Auch schon Jahre zuvor hätten er und Walter Brilmayer, der Ebersberger Bürgermeister, sich "blutige Nasen" geholt bei dem gemeindeübergreifenden Versuch, die oberste Baubehörde von einem Lastwagenverbot zu überzeugen. "Ich weiß nicht, ob ein Verein da jetzt mehr Gewicht hat", sagt Ockel. Unterschrieben hat er trotzdem: "Wenn etwas erreicht wird, ist das nicht verkehrt. Der Lärm geht uns ja allen auf den Wecker." Auch Thomas Kroll, der SPD-Bürgermeisterkandidat, unterstützt die Aktion und bittet darum, das Unterstützerblatt auszufüllen und Kopien an Freunde und Nachbarn zu verteilen. "Man sollte alles versuchen und alle möglichen Wege gehen, um eine Verkehrsentlastung für Kirchseeon zu bewirken", sagt er. "Unsere Gemeinde muss voraussichtlich die nächsten 15 bis 20 Jahre mit der jetzigen B 304 leben." Auch Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter hat unterschrieben. "Wir müssen alles versuchen." Wenn man die Kennzeichen betrachtet, seien es "gefühlt 30 Prozent Mautflüchtlinge", die in seiner Gemeinde unterwegs seien. "Und wenn es bloß 15 sind, ist das auch ein Haufen."

An 120 Personen hat der Verein Briefe verschickt, alle Bürgermeister und Gemeinderäte von Orten ohne Umfahrung haben sie zum Beispiel erhalten. Auch Peter Ramsauer, der früherer Bundesverkehrsminister, hat Post bekommen und bereits geantwortet: Er könne die Überlegungen nicht nachvollziehen und teile die Bedenken nicht. Entmutigen lassen wollen sie sich davon nicht, wie Reinhold Schopf, Zweiter Vorsitzender des Umweltschutzverbandes, erklärt. "Wer das ablehnt, tut das doch nur, um den Druck auf die Bevölkerung aufrecht zu erhalten und um Baumaßnahmen zu rechtfertigen." Noch bis Samstag, 15. März, werden die Unterstützerblätter gesammelt, dann ausgewertet und die Schreiben so bald wie möglich an das Bundesverkehrsministerium in Berlin verschickt.

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