Awo-Seniorenheim Markt Schwaben:Schikane-Vorwürfe: Berater soll Pflege verbessern

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Im Awo-Seniorenheim in Markt Schwaben sollen Mitarbeiter alte Menschen schikaniert haben. Nun holt sich das Haus Hilfe von außen.

Karin Kampwerth

Das Markt Schwabener Awo-Seniorenheim zieht Konsequenzen aus Missständen, die zwei ehemalige Pflegerinnen dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) berichtet hatten. Wie Wolfgang Schindele, Geschäftsführer der Awo Oberbayern, mitteilt, soll umgehend eine externe Beratung hinzugezogen werden, die Mitarbeiter im Umgang mit Bewohnern schulen wird. "Von diesen Maßnahmen erwarten wir uns eine Entspannung der Situation", so Schindele.

Das AWO-Seniorenheim ist in die Kritik geraten. Nun soll ein externer Berater helfen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Er räumt in seiner Stellungnahme auch Vorwürfe ein, die Hausleiter Rüdiger Schäfer bei einer Pressekonferenz vor drei Wochen noch als schwer nachvollziehbar bezeichnet hatte. So sollen Mitarbeiter alte Menschen nicht nur körperlich, sondern auch verbal schikaniert haben. Schindele bezeichnete die in die Kritik geratenen Beispiele für den Umgangston als unüberlegt und unangemessen, aber keinesfalls "unmenschlich". Zu Recht hätten die Beschwerdeführerinnen den unsensiblen Umgang mit der Privatsphäre von Bewohnern beklagt. "Wir bedauern sehr, dass es diese Vorfälle offenkundig gab und bitten die betroffenen Bewohner/-innen um Entschuldigung", so Schindele.

Gleichwohl betont er, dass es sich bei den Missständen im Markt Schwabener Awo-Seniorenzentrum um keine grundsätzlichen Probleme handelt. Es gebe zwar Verbesserungspotential bei der pflegefachlichen Versorgung und sozialen Betreuung. Gravierende Mängel allerdings seien nicht festzustellen. Damit bezieht sich Schindele auf die Gutachter des MDK, die am 22. Oktober, einen Tag nachdem die Beschwerde dort eingegangen war, das Haus einer Prüfung für den sogenannten Pflege-TÜV unterzogen. In dem nun vorliegenden Transparenzbericht sei die Einrichtung mit der Gesamtnote 2,8 beurteilt worden.

Als "bemerkenswert" daran erachtet Schindele die Befragung der "vermeintlich misshandelten" Bewohner. Diese hätten dem Haus die Note 1,4 erteilt. Unter den Betroffenen ist eine Frau, die sich nur mit "Lalala"-Lauten verständigen kann und von einer Pflegerin mehrfach an der Zunge gezogen worden sein soll, sowie eine schwer hilfsbedürftige Bewohnerin, die in Gegenwart eines männlichen Besuchers ihrer Zimmergenossin vollständig entkleidet worden war.

Eine andere gehbehinderte Frau, die eine Panikattacke erlitten hatte, nachdem sie von einer Pflegerin wegen eines Alarmrufes in ihrem Bad alleine gelassen worden war, ist dreieinhalb Wochen später verstorben. Ob hier ein Zusammenhang besteht, ermittelt die Kriminalpolizei. "Wir hoffen auf ein baldiges Ergebnis, damit dieser Vorfall zu unserer Entlastung endgültig aufgeklärt werden kann", sagt Schindele.

Wann der MDK-Transparenzbericht im Internet (www.pflegelotse.de) veröffentlicht wird, ist noch unklar. Fest steht, dass das Heim bislang am schlechtesten von den geprüften Heimen im Landkreis abschneidet. Der Markt Schwabener Walterhof erhielt die Note 2,0, der Ebersberger Reischlhof schloss mit 1,5 und das Eglhartinger Pflegeheim Abaton mit 1,9 ab. Das Vaterstettener Haus Maria Linden wurde mit 2,2 bewertet.

© SZ vom 26.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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