Auszeichnung:Bitte recht freundlich

Auszeichnung: Die Urkunde für das Ebersberger Landratsamt ist der Beweis dafür, dass die Behörde Anliegen von Unternehmern aus dem Landkreis besonders schnell bearbeitet - und deren Rechnungen innerhalb von 14 Tagen begleicht.

Die Urkunde für das Ebersberger Landratsamt ist der Beweis dafür, dass die Behörde Anliegen von Unternehmern aus dem Landkreis besonders schnell bearbeitet - und deren Rechnungen innerhalb von 14 Tagen begleicht.

(Foto: Christian Endt)

Der Landkreis wird für seine der Wirtschaft zugewandte Verwaltung mit einem Gütezeichen geehrt. Damit ist Ebersberg die erste bayerische Kommune überhaupt, die diese Auszeichnung erhält

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Beim Kassieren die Ersten, beim Bezahlen die Letzten - so lautet ein bekanntes Vorurteil, wenn es um Geschäfte mit der öffentlichen Hand geht. Was gerade für kleinere Betriebe mit bescheideneren Rücklagen schnell unangenehm werden kann. Der Landkreis Ebersberg möchte seine Geschäftspartner davor und vor anderen Unannehmlichkeiten bewahren und bemüht sich seit einiger Zeit um eine besonders wirtschaftsfreundliche Verwaltung. Dafür gab es nun eine Auszeichnung, der Landkreis Ebersberg darf sich seit Dienstag mit dem RAL-Gütezeichen "Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung" schmücken - als erste Kommune in Bayern.

Der Vorsprung ist zwar nur einer von wenigen Stunden - später am gleichen Tag wurde der Landkreis Traunstein mit dem gleichen Gütesiegel ausgezeichnet - im Landratsamt war man bei der Verleihung dennoch sehr stolz auf die neue Auszeichnung. Seit gut zwei Jahren arbeite man in der Behörde darauf schon hin, sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), dass es nun geklappt habe, sei allen Beteiligten in den Fachabteilungen zu verdanken. "Ich bin stolz auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Niedergesäß, die in den vergangenen Monaten "viel Zeit und Hirnschmalz" in das Projekt investiert hätten, allen voran Kreiskämmerin Brigitte Keller. Die gab das Lob prompt weiter: "Ohne die Cleverness aller Mitarbeiter wäre es nicht gegangen."

Konkret umfasst das Projekt insgesamt 14 Indikatoren, sogenannte "Service-Versprechen", welche die Verwaltung gegenüber Firmen erfüllen will. Darunter sind etwa verbesserte Informationen. Wer ein Anliegen an die Behörde hat, soll beispielsweise dank eines "Verwaltungswegweisers" schnell an die zuständige Stelle gelangen. Dort wird dem Antragsteller oder potenziellen Geschäftspartner dann nicht nur schnellstmöglich eine Eingangsbestätigung ausgestellt, es soll auch immer ein Ansprechpartner für Nachfragen genannt, und möglichst konkret über den Verfahrensablauf informiert werden.

Besonderen Wert legt man im Landratsamt darauf, Rechnungen binnen zweier Wochen zu bezahlen - einen Anspruch, den die Behörde sogar übertrifft, wie Niedergesäß nun verkünden konnte: 70 Prozent aller Rechnungen würden noch am Tag des Eingangs gebucht. Schnell ist aber auch das Bauamt, eine echte "Turbo-Truppe", wie der Landrat lobte. Stellt eine Firma einen Bauantrag, teilt die Behörde innerhalb von sieben Arbeitstagen mit, ob dieser grundsätzlich bearbeitet werden kann. Über Ablehnung oder Zustimmung soll dann binnen 40 Arbeitstagen entschieden werden. Besonders zügig wird auch über Anträge für Schwertransporte entschieden. Betreffen diese eine Einzelfahrt, kommt die Genehmigung - oder auch die Ablehnung - innerhalb zweier Arbeitstage, ist eine Dauergenehmigung beantragt dauert es nicht mehr als fünf.

Auch bei weniger angenehmen Kundenkontakten bemüht sich das Landratsamt um Geschwindigkeit: Auf Beschwerden, für die sogar ein eigenes Formular angeboten wird, wird binnen dreier Tage geantwortet. Außerdem gibt es zu jedem Vorgang einen Fragebogen, auf dem Antragsteller und Geschäftspartner die Leistung der Behörde bewerten können.

Seine Service-Versprechen kann das Ebersberger Landratsamt offenbar einhalten, zumindest kam der TÜV-Nord zu diesem Ergebnis. Dafür gab es nun eine Urkunde, überreicht von Jürgen Großmann, Bürgermeister der Stadt Nagold und Vorsitzender der Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung. Er betonte, wie wichtig eine schnelle und zugängliche Verwaltung gerade für kleine und mittelständische Betriebe sei - umgekehrt sei es aber auch wichtig, dass die Firmen der Politik klar mitteilten, welche Anforderung sie an die Arbeit von Behörden hätten. Die IHK beispielsweise habe in dieser Beziehung immer gut mit der Politik zusammengearbeitet, lobte Großmann.

Aber auch für den Landkreis selbst sei das Gütezeichen wichtig, so der Nagolder Bürgermeister. Wirtschaftsfreundliche Verwaltung sei auch ein Standortfaktor, das lasse sich in seiner Heimat Baden-Württemberg gut beobachten: "Wirtschaftsförderung ist kein Selbstläufer, man muss etwas dafür tun."

Dies betonte auch Robert Obermeier von der IHK. Zwar scheine es im Moment gar kein Problem zu sein, dass sich neue Firmen in der Region ansiedeln, allerdings werde die gute wirtschaftliche Situation sicher nicht ewig dauern. Darum müssten sich Kommunen und Firmen gemeinsam gut aufstellen, für Zeiten, in denen es nicht so gut läuft. Die mit dem RAL-Siegel ausgezeichneten Leistungen seien hierbei unbedingt wichtig. Außerdem schließe sich damit eine Lücke, so Obermeier, die sich vor zwei Jahren aufgetan habe, weil das Land Bayern den Preis für wirtschaftsfreundliche Kommunen nicht mehr vergibt: "Da waren wir schon enttäuscht", so der IHK-Volkswirt, schließlich war dieser Preis ein guter Indikator.

Ein solcher soll nach dem Willen der Anwesenden auch das RAL-Gütezeichen werden, das deutschlandweit erst 30 Kommunen bekommen haben, die meisten in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Nun gelte es die "Süd-Schiene" auszubauen, so Großmann. Niedergesäß kündigte an, "wir werden uns bemühen, es ins Land hinauszutragen." Eine gute Gelegenheit dazu könnte es im Herbst geben, dann soll im Landkreis eine Tagung der Gütegemeinschaft stattfinden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: