Ausstellung in Anzing:Der Schelm im Strich

Thomas Abold gibt im Rathaus mit Kalligrafie, Linolschnitt und Malerei einen Überblick über sein Schaffen

Von Theresa Parstorfer, Anzing

Als Schelm wurde Thomas Abhold einmal in einem Zeitungsartikel bezeichnet. Damit könne er gut leben, sagt der 87-jährige Künstler aus Anzing und lächelt ein bisschen. Er steht im großen Sitzungssaal des Anzinger Rathauses, zwischen 29 seiner Kunstwerke, die von diesem Freitag an dort öffentlich zu sehen sein werden. Er finde nämlich selbst, dass seine Bilder voller Schelmhaftigkeit seien, erklärt Abold. Gerne verbinde er Ironie mit einer gewissen "Hinterfotzigkeit", aber auch mit Ernst.

Bei dem Gemälde "Cäsar und Kleopatra" zum Beispiel. Da sehen sich zwei große, farbige Gesichter ernst in die Augen, kommen sich gar so nahe, dass sie ineinander überzugehen scheinen. Doch gleichzeitig sind ihre Augen voller Schicksalsschwere. So schwer eben, wie das Schicksal dieser beiden sagenumwobenen Figuren war. Doch Abold hat auch in dieses Gemälde "eine kleine Spielerei" im linken oberen Bildrand eingebaut, direkt über Cäsars Schulter. Dort verschlingt sich ein weiteres Liebespaar ineinander, und dann ist da sogar noch eine dritte kleine Frauengestalt. Fühlt sie sich ein wenig eingezwängt zwischen all der Liebe und Intensität der beiden Paare? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Unbedingt Sinn ergeben müsse das nicht, findet Abold.

Ausstellung in Anzing: Gefährlich und schön war die Gorgone Medusa. Ambivalent ist deshalb auch Thomas Abolds Linolschnitt von ihr.

Gefährlich und schön war die Gorgone Medusa. Ambivalent ist deshalb auch Thomas Abolds Linolschnitt von ihr.

(Foto: Christian Endt)

Lange Zeit arbeitete Abold als Grafikdesigner, aber eigentlich ist er gelernter Kalligraf. Ein Fach, das er auch selbst an der Hochschule unterrichtete. Die neue Ausstellung, die an diesem Freitag Vernissage feiert, bietet einen Überblick über sein vielfältiges, jahrelanges Schaffen. Doch trotz all dieser Jahre als Künstler: Nach wie vor sei er aufgeregt angesichts der Eröffnungsfeier, gesteht Abold. Immer wieder sei er gespannt, was das Publikum von seinen Bildern halten wird, und auch ob er die richtigen Worte wird finden, um sie zu beschreiben.

An diesem Tag erklärt Abold seine Kunst und besonders die im Rathaus ausgestellten Werke so: "Es gibt eine formale Verbindung", sagt er, zwischen seinen kalligrafischen Arbeiten und den Linolschnitten, die selbst teils an feine Lettern erinnern, aber auch den größeren, flächigeren Gemälden wie etwa "Cäsar und Kleopatra", für die er die Leinwände mit einer Mischtechnik aus Aquarell und Gouachefarben bearbeitet. Verspielte und gleichzeitig klare Strichführungen finden sich auf allen seinen Gemälden. Und auch die alten Geschichten, Legenden längst vergangener Tage, sind ein wiederkehrendes Element. Cäsar und Kleopatra sind da beinahe noch jung - oft beschäftigt Abold sich mit dem Stoff der "Ilias" und anderen griechischen Mythen. "Den Homer habe ich vor 30 oder 40 Jahren gelesen", sagt der Künstler, gerade sei er eher bei Euripides und Sophokles.

Ausstellung in Anzing: Antike Themen faszinieren den 87-jährigen Künstler: hier zu sehen sind Cäsar und Kleopatra.

Antike Themen faszinieren den 87-jährigen Künstler: hier zu sehen sind Cäsar und Kleopatra.

(Foto: Christian Endt)

An dem Linolschnitt "Meduse" könne man seine Technik sehr gut erkennen, sagt Abold und fährt mit seiner Hand die Linien des Druckes nach. Die Schlangenhaare der Gorgone sind gut zu erkennen. Schlangenartig dünn wirkt auch ihr Körper, und das obwohl sowohl Hüfte als auch Brüste beinahe überdimensional erscheinen. "Eine gewisse Erotik", die sei ihm auch immer wichtig, sagt Abold und lächelt ein wenig schelmisch.

Die Vernissage zur Ausstellung von Thomas Abold im Anzinger Rathaus findet an diesem Freitag, 27. April, um 18 Uhr statt. Zu sehen sind die Werke bis 13. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.

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