Ausschreibung:Poing schafft Stelle für Flüchtlingsbetreuung

Der neue Mitarbeiter soll Ansprechpartner für Helfer, Landratsamt und Nachbargemeinden sein.

Von Barbara Mooser, Poing

Es muss künftig anders laufen bei der Betreuung der Flüchtlinge, die ins Land kommen, davon ist Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) überzeugt: "Bisher wird nur reagiert auf die aktuelle Lage, aber es gibt kein Konzept." Das soll sich jetzt zumindest in seiner Gemeinde ändern: Als erste Kommune im Landkreis möchte Poing einen eigenen Ansprechpartner für Asyl- und Flüchtlingsthemen im Rathaus etablieren - in Vollzeit. "Meine Verwaltung hat mir gleich gesagt, dass wir mit einer 450-Euro-Stelle nicht weit kommen, die Fraktionen im Gemeinderat sind zur gleichen Einschätzung gekommen", erläutert Hingerl. Die Ausschreibung läuft bereits, erste Bewerber haben sich schon gemeldet, andere haben noch bis zum 14. Dezember die Gelegenheit dazu, ihre Unterlagen im Rathaus einzureichen.

Dass eine anspruchsvolle Position zu besetzen ist, macht die Stellenausschreibung sehr klar: Verhandlungsgeschick, große soziale Kompetenz und hohe Belastbarkeit, selbstbewusstes Auftreten, Kritik- und Konfliktfähigkeit, das alles müssen potenzielle Bewerber mitbringen, dazu die Bereitschaft, auch abends und an den Wochenenden zu arbeiten. Und auch Englisch-, Französisch- oder Arabischkenntnisse werden vorausgesetzt.

Mit der Stelle sollen alle Beteiligten vernetzt werden

Der neue Mitarbeiter soll beim Thema Asyl fester Ansprechpartner der Gemeinde für das Landratsamt, die Nachbargemeinden, andere Behörden, den Helferkreis, die Vereine, die Kirchen und die Arbeitgeber sein. Er soll aber auch Asylbewerber beraten sowie ehrenamtliche Helfer gewinnen, betreuen und unterstützen. Gerade das ist für den Bürgermeister auch ein besonders wichtiger Punkt. Denn die Helfer leisteten enorm wichtige Arbeit, in ihrer Freizeit und ohne dafür etwas zu fordern: "Sie machen's einfach." Doch inzwischen sei klar, dass das Thema Flüchtlinge auch die Gemeinden noch sehr lange beschäftigen wird und dass auch die Helfer eine Perspektive bräuchten.

Zum Aufgabenspektrum des neuen Mitarbeiters zählt darüber hinaus die Beschaffung und Verbreitung von Informationen, die Einrichtung eines Bürgertelefons und die Organisation von Informationsveranstaltungen und runden Tischen. "Es wird eine Situation vor Ort entstehen, die organisiert werden muss", fasst es der Bürgermeister zusammen. Es gehe darum, den sozialen Frieden zu sichern und dazu beizutragen, dass sich alle Menschen in Poing wohlfühlten - Alteingesessene ebenso wie die Migranten, die hier erst Fuß fassen müssten.

Momentan leben zwar in Poing nur 71 Flüchtlinge, doch das wird sich bald ändern. Noch in der Dezembersitzung des Bauausschusses wird ein Bauantrag für eine Traglufthalle behandelt, die in Grub aufgestellt werden soll und Platz für 300 Menschen bietet. Sollte der Winter nicht allzu heftig über den Landkreis hereinbrechen, könnte die Halle innerhalb von zwei Monaten aufgestellt werden, sagt Hingerl. Dann, so seine Hoffnung, könnte auch die neue Stelle schon besetzt sein.

Die Schaffung der neuen Position im Rathaus ist aber nur ein Aspekt, wie die Gemeinde das Beste aus der Situation machen möchte. In Arbeit ist derzeit auch ein Integrationskonzept, das an diesem Montag in einer Veranstaltung mit dem Helferkreis, den Parteien, den Kirchen, den Schulen, der Polizei, der Feuerwehr, dem BRK, dem größeren Sozial- und Sportvereinen und auch dem Gewerbeverband intern abgestimmt werden soll. Nach der Fertigstellung wird sich auch der Gemeinderat mit dem Konzept beschäftigen.

Unumgänglich ist nach Einschätzung Hingerls, dass man sich jetzt Gedanken macht, wie man die Flüchtlinge dauerhaft unterbringen kann. "Wenn man davon ausgeht, dass ein Drittel der Flüchtlinge im Landkreis bleiben wird - wo sollen die denn wohnen?" Wichtig sei daher, nun nicht nur Traglufthallen, sondern auch Gebäude zu erstellen, die nachhaltig genutzt werden könnten - und zwar nicht nur von Migranten, sondern auch von Menschen, die schon hier lebten und ebenfalls große Schwierigkeiten hätten, Wohnraum zu finden.

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