Ausschreibung des Kunstvereins:Der Chef als Meisterwerk

Ausschreibung des Kunstvereins: Aus diesen Baumstämmen, die einst für die früheren Ebersberger Landräte gepflanzt wurden, sollen nun Skulpturen werden.

Aus diesen Baumstämmen, die einst für die früheren Ebersberger Landräte gepflanzt wurden, sollen nun Skulpturen werden.

(Foto: Christian Endt)

Aus den Stämmen der einst für die Ebersberger Altlandräte gepflanzten Linden soll nun Kunst werden. Ideen können noch bis zum Donnerstag, 15. März, eingereicht werden

Von Wieland Bögel

Die Beziehung des Menschen zu den Bäumen ist eine nicht ganz unkomplizierte. Und das vermutlich schon seit der einen Vorfahren von denen der anderen herunterstiegen. Welche Einschätzung die Baumheit von der Menschheit hat, ist bedauerlicherweise unbekannt, umgekehrt gelten die Bäume den Menschen je nach Epoche, Kultur und persönlicher Neigung wahlweise als nützlich, lästig oder einfach schön - manchmal auch alles zusammen, wie nun eine Aktion des Kunstvereins Ebersberg zeigt.

Diese kommt zunächst einmal relativ unspektakulär daher - und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn zum einen muss man schon ganz genau hinschauen, um überhaupt von der Aktion Wind zu bekommen: Ein unscheinbarer Link, eine Zeile nur, relativ weit unten auf der Homepage des Kunstvereins, verweist auf die "Ausschreibung zum Projekt Landratsbäume". Wer den Link findet - und ihn interessant findet - wird darüber informiert, dass das beste Konzept gesucht wird, wie man drei Baumstämme zu Kunstwerken umgestalten könnte. Als Budget dafür stehen insgesamt 3000 Euro zur Verfügung. Nicht besonders aufregend klingt zudem der Hinweis, dass es sich bei den zu gestaltenden Stämmen um eher kleine Exemplare handelt, laut Kunstverein gerade einmal 220 Zentimeter lang und 20 bis 35 Zentimeter im Durchmesser.

Wem dazu etwas einfällt, so die Ausschreibung weiter, solle sich mit dieser Idee bis Donnerstag, 15. März, an den Kunstverein wenden, der lässt dann eine Jury über die Konzepte entscheiden. Bislang wurde laut Vorsitzendem Andreas Mitterer lediglich ein Gestaltungsvorschlag abgegeben. Allerdings hat der Ebersberger die Hoffnung auf mehr noch längst nicht aufgegeben, schließlich reichten Künstler - wie er selbst auch - ihre Werke oft erst auf den letzten Drücker ein.

Höchst interessant - man ahnte es schon bei der Erwähnung des Wortes "Landratsbäume" - ist indes die Geschichte der drei zu bearbeitenden Stämme. Denn tatsächlich haben sie in der Kategorie "einfach schön" zu wachsen begonnen. Gepflanzt wurden die drei Linden nämlich vor dem Ebersberger Landratsamt als lebende Denkmäler für dessen ehemalige Hausherren. Zumindest für drei von ihnen: Remigius Streibl, Hermann Beham und Hans Vollhardt.

Doch standen die Bäume irgendwann im Weg: Als das Landratsamt vor einigen Jahren saniert und erweitert wurde, bekam die Behörde auch einen neuen Eingang - genau an jener Stelle, wo die Landratslinden standen. Diese wurden also gewissermaßen von "schön" auf "lästig" herabgestuft - und das ist ja auch irgendwie passend für eine Behörde, die für Baugenehmigungen zuständig ist. Denn bei deren Erteilung gilt der eherne Grundsatz "Baurecht geht vor Baumrecht", der immer dann zu hören ist, wenn sich mal wieder jemand daran stört, dass ein alter Obstgarten, ein Biotop oder sonstiges Grün einem weiteren Bauprojekt weichen muss.

Ein bisschen bedauert hat man im Landratsamt die Rodung der Denkmäler indes schon: Zum einen wurden nach dem Umbau Ersatzbäume gepflanzt. Außerdem kam bereits 2011, als klar war, dass die lebenden Monumente der früheren Behördenchefs umgesägt werden sollten, die Idee auf, zumindest deren Reste - also der Bäume, nicht der Ex-Chefs - wieder in eine Art von Denkmal zurückzuverwandeln. Die lästigen Bäume wurden somit also wieder etwas aufgewertet - nämlich zu Material für die Kunst und damit in die Kategorie "nützlich", oder vielleicht sogar "schön". Wobei, nur der Vollständigkeit halber, alle Politiker waren damals von der Idee nicht überzeugt. Im Kreistag, wo die geplante Kunstaktion vorgestellt wurde, sprachen einige von "Stempen", andere gar von "Totempfählen".

Wobei, vielleicht wäre es eine charmante Idee, die drei Baumstämme zu Totempfählen umzugestalten, die den ehemaligen Landräten ähneln. Zugegeben keine ganz neue, aber eine interessante Variante der komplizierten Beziehung zwischen Mensch und Baum.

Wer die Landratsbäume umgestalten möchte, sollte erstens Mitglied im Kunstverein sein, zweitens ein entsprechendes Konzept in Form einer Projektskizze an info@kunstvereinebersberg.de schicken und dies drittens möglichst bald tun. Die Frist endet am Donnerstag, 15. März.

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