Auskunft gefordert:Geheime Arbeiten

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Im Vaterstettener Jugendzentrum wird umgebaut, ohne dass der Gemeinderat erfährt, was dort entsteht. SPD, Grüne und Freie Wähler kritisieren den neuen Träger, den AWO-Kreisverband, für seine Informationspolitik.

Von Wieland Bögel

Im Vaterstettener Jugendzentrum sollen bald die Reste des ehemaligen Mehrgenerationenhauses Platz finden. Darüber, wie das umgesetzt wird, gibt es aber noch keinen Plan, trotzdem wurde schon mit dem Umbau begonnen. Foto: Renate Schmidt (Foto: EBE)

Nach Ortszentrum, Geothermie und Umgehungsstraßen gibt es in Vaterstetten erneut Ärger um ein teures Projekt. Doch diesmal geht es nicht darum, dass es mit der Umsetzung nicht klappt, sondern dass etwas umgesetzt wird, für das die Gemeinde zwar zahlt, aber nicht weiß, wofür genau das Geld ausgegeben wird. Seit Kurzem wird im Jugendzentrum (Juz) umgebaut, der einstmals durch Treppen abgesetzte Boden im Erdgeschoss wurde aufgefüllt und begradigt. Darin sehen einige Gemeinderäte eine Eigenmächtigkeit des neuen Trägers, des AWO-Kreisverbandes. Schließlich habe der bislang nicht erklärt, was im Juz einmal stattfinden soll.

Im Januar beschloss der Gemeinderat zwei problembehaftete Einrichtungen durch Fusion zu retten. Das nach jahrelangen internen Querelen und der folgenden Streichung gemeindlicher Zuschüsse in Schieflage geratene Mehrgenerationenhaus und das mangels Publikum ebenfalls ums Überleben kämpfende Jugendzentrum sollten zusammengelegt werden. Einen Träger für das Jugend- und Ehrenamtszentrum in den Räumen des Juz hatte man im AWO-Kreisverband gefunden. Neue Leiterin wurde die CSU-Gemeinderätin Edith Fuchs, die zuvor für die AWO das Kinderhaus an der Schwalbenstraße geleitet hatte. Als Anschubhilfe wurden rund 350 000 Euro, etwa für Umbauten, in den Haushalt eingestellt. Bereits bei der Abstimmung über die Vergabe der Trägerschaft im Januar gab es Kritik. Grüne und Freie Wähler bemängelten, dass es kein echtes Konzept gebe und beantragten, die Vergabe der Trägerschaft zu vertagen. Dies lehnte der Gemeinderat auf Anraten des damaligen Bürgermeisters Robert Niedergesäß (CSU) ab. Der Bürgermeister sicherte aber zu, man werde im Gemeinderat rechtzeitig über das Konzept abstimmen.

Dass ein solches bislang nicht vorgelegt wurde, der Träger aber bereits mit dem Umbau begonnen hat, führte nun bei einigen zu Unmut. "Gibt es für das ganze Bauen und Tun überhaupt ein Konzept und eine Kostenermittlung", wollte FW-Gemeinderat Will-Rafael Bienheim wissen. "Hier wird schleichend umgebaut, ohne dass irgend etwas beschlossen wurde", ärgerte sich Jo Neunert (SPD). "Ist das überhaupt sinnvoll, was die da machen", fragte Axel Weingärtner (Grüne). Sein Fraktionskollege Günter Glier verneinte das entschieden. Der abgesenkte Boden im Erdgeschoss sei doch "der eigentliche Pfiff des Gebäudes" gewesen. Für Bienheim geht mit der Egalisierung des Erdgeschosses "die gesamte Innenraum-Architektur kaputt".

Hauptamtsleiter Götz Beckenbauer erklärte, der Boden wurde auf Wunsch des Trägers neu gestaltet. Dies diene dazu, das Gebäude behindertengerecht zu machen. "Der Boden kostet doch nicht die Welt", so der amtierende Bürgermeister Martin Wagner (CSU) und empfahl, sich den Wünschen der AWO nicht entgegenzustellen: "Ich bin totfroh, dass wir für dieses Fass ohne Boden überhaupt einen Träger gefunden haben." CSU-Fraktionssprecher Michael Niebler verwies auf die guten Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit der AWO gemacht habe. "Ich habe das Vertrauen, dass da kein Unsinn gemacht wird." Es gehe nicht darum der AWO zu misstrauen, meinte Bienheim, "aber ich möchte es wissen, bevor es passiert."

Dieses Wissen soll den Gemeinderäten nun in der kommenden Sitzung des Bauausschusses am 15. Oktober zuteil werden. Wagner kündigte an, man werde dem Gremium eine "detaillierte Aufstellung über das was gemacht wird und was gemacht werden soll" einschließlich Kostenschätzung vorlegen.

© SZ vom 20.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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