Ausführliche Würdigung:1500 Worte reichen nicht

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Für seinen Bayerischen Meistertitel im Judo Bodenkampf erhielt Andreas Kleinle (rechts) die Glückwünsche von Bürgermeister Udo Ockel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Kirchseeon führt Bürgermeister Udo Ockel launig durch den Abend

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Die wichtigste Nachricht vorneweg: Der Blumenschmuck auf den Tischen der Kirchseeoner ATSV-Halle hat den Neujahrsempfang der Marktgemeinde weitestgehend unbeschadet überstanden. "Den braucht der Männerchor morgen noch mal. Da müssen wir den Synergieeffekt nutzen", scherzte Bürgermeister Udo Ockel (CSU) zu Beginn der Veranstaltung. Und auch sonst hatte der Abend viel Erfreuliches zu bieten - was zum großen Teil am Rathauschef selbst lag, der trotz Erkältung gut aufgelegt war und die Gäste mit einer launigen Moderation durch den Neujahrsempfang führte.

Von den 180 geladenen Kirchseeonern hatten zwar nicht alle dem Schneechaos am Freitagabend getrotzt, dennoch war die ATSV-Halle gut gefüllt. "Was du mit Geld nicht bezahlen kannst, das bezahle wenigstens mit Dank", so Ockel. Und deshalb stand auch in diesem Jahr wieder die Ehrung verdienter Bürger im Zentrum des Neujahrsempfangs, was der Gemeindechef im wahrsten Sinne wortreich über die Bühne brachte. Heuer wollte er es ganz genau wissen und hat die Neujahrs- und Weihnachtsansprachen großer Politiker verglichen. Kanzlerin Angela Merkel brachte es demnach auf 770 Worte, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf 690 und Ministerpräsident Markus Söder auf 562 Worte. "Was ich mir für heute zusammengeschrieben hab, sind über 1500 Worte", erzählte Ockel. "Und wer mich kennt, der weiß, dass das noch lange nicht reicht."

Trotz der Redefreude des Bürgermeisters, kamen die Ehrengäste des Abends aber nicht zu kurz. Neun Bürger wurden heuer von der Marktgemeinde für besondere Verdienste ausgezeichnet. Den Anfang machte Gymnasiastin Helena Seso, die sich zusammen mit einer Mitschülerin für den Landeswettbewerb von "Jugend forscht" qualifiziert hat - und zwar mit einer luftdruckbetriebenen Wasserstoffrakete. "Die chemische Variante durften wir von der Schule aus leider nicht machen", scherzte Seso, bevor sie den Kirchseeonern anhand einer Präsentation die Funktionsweise ihrer Rakete erklärte.

Den größten Teil der zu ehrenden Bürger nahmen auch in diesem Jahr wieder die Sportler ein. Gleich zwei Athletinnen stellte dabei der Kirchseeoner Taekwondo-Verein. Hannah Hainer holte den zweiten Platz bei den Bayerischen Meisterschaften im vergangenen November, Magdalena Ziegleder konnte sich einen dritten Rang "erkämpfen". Diese Erfolge kommen nicht von ungefähr, wie Vereinsvorsitzender Alex Berghammer erklärte. "Wir trainieren inzwischen fünf Mal in der Woche, um mit der Konkurrenz mithalten zu können."

Hervorragend mit seinen Gegnern mithalten konnte auch ein weiterer Kampfsportler im vergangenen Jahr. Andreas Kleinle darf sich Bayerischer Meister nennen - im Judo Bodenkampf. "Da fällt das Vorspiel weg und es geht gleich zur Sache", merkte Bürgermeister Ockel zu der Tatsache an, dass sich die Athleten beim Bodenkampf bereits zu Kampfbeginn auf Knien begegnen. "Ja, das ist wie Raufen auf der Matte", erklärte Kleinle, der zwar in Kirchseeon wohnt, aber für Donauwörth antritt.

Keine ganz so weite Anreise zum Training hat der vierte und letzte Sportler, der sich an diesem Abend über eine bunte Überraschungstüte der Marktgemeinde freuen durfte. Christian Seitz spielt beim TSV Grafing Volleyball und hat zusammen mit seinen Teamkameraden sensationell den Meistertitel in der zweiten Bundesliga gewonnen. Einen Volleyballspieler zu ehren war für Ockel umso schöner, hat er doch, wie er sagte, selbst lange aktiv gespielt - der gefühlt halbe Meter Größenunterschied zwischen ihm und Seitz brachte den Bürgermeister aber dann schnell zu der Erkenntnis, dass sich der Sport in den vergangenen Jahren offenbar deutlich weiterentwickelt habe.

Seit einigen Jahren ist es in Kirchseeon Tradition, dass nicht nur Ehrenamtliche und Sportler von der Gemeinde bedacht werden, sondern auch Geschäftsleute, "von denen schließlich der Ort lebt", wie Ockel sagte. Heuer waren es Georg Auer senior und junior von der Firma Elektro Auer, die es seit 1966 gibt, und Dominic Staat, der inzwischen zwei Apotheken in Kirchseeon betreibt.

Als einen Vertreter des Ehrenamtes holte Bürgermeister Udo Ockel Manfred Eck zur letzten Ehrung des Abends auf die Bühne. Eck ist ehemaliger Kommandant und langjähriger Zeugwart der Freiwilligen Feuerwehr. "Seit ich in Kirchseeon was zu sagen habe, bist du bei der Feuerwehr aktiv", sagte Ockel. Es seien Menschen wie Eck, für die die Gemeinde ihren Neujahrsempfang veranstalte, so der Bürgermeister, der sich nun noch mal an alle im Saal wandte: "Wir wollen euch einfach Danke sagen."

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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